Werbung – Das Buch ist selbst gekauft, aber mit dem Verlag kooperiere ich ansonsten mit Rezensionsexemplaren.
Der Trafikant
von Robert Seethaler
256 Seiten
ISBN 978-3-0369-5909-2
Erschienen 2013 bei KEIN & ABER (Werbung)
„Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik – einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft – sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von ihm. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig fühlen sich beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse. Und schon bald werden Franz, Freud und Anezka jäh vom Strudel der Ereignisse mitgerissen.“
Klappentext
Der feinsinnige Roman wurde mir im letzten Urlaub in der Badebuchhandlung (Werbung) in Wenningstedt auf Sylt von einem belesenen Verkäufer, der meinen Geschmack mit sämtlichen seiner Empfehlungen perfekt getroffen hat, ans Herz gelegt. Ich habe es damals nicht gekauft, sondern mir nur gemerkt, weil ich mich für den Urlaub mit anderen Büchern dort eingedeckt habe. Es hat etwas länger in meiner Leseliste geschlummert, bis es jetzt an die Reihe gekommen ist.
Das ist übrigens eine der Buchhandlungen, in denen die Verkäufer immens viele Bücher aus dem Laden selbst gelesen haben und den Geschmack der Leser gut einschätzen können. Bisher ist mir dort nur ein Fehlgriff passiert.
Zum Inhalt des Romans möchte ich gar nicht mehr verraten, als in der Buchbeschreibung steht. Mir hat die Sprache wahnsinnig gut gefallen. Bedächtig, feinsinnig, fragend, erforschend … Der junge Franz wird in so kurzer Zeit in Wien erwachsen und hat das Herz dermaßen am rechten Fleck, dass die Welt immens besser wäre, wenn es mehr von seiner Sorte gäbe.
Wien ist eine wunderschöne Stadt und neben der Sprache mit den wienerischen Formulierungen, es ist in Schriftsprache verfasst, aber eben mit österreichischen Wörtern und Formulierungen, hat mir gefallen, mit Franz durch die Stadt zu laufen. Trotz der politischen Entwicklungen in dieser Zeit und der sich daraus ergebenden dramatischen Vorfälle, entsteht beim Lesen dabei eine Leichtigkeit, die seiner Jugend gerecht wird.
17 Antworten auf „Lesetipp: Liebe und Freundschaft im Wien der 1930er Jahre“
Liebe Ines, natürlich kenne ich Wien und bin von meinen Besuchen dort immer wieder begeistert und natürlich kenne ich auch einige dieser typisch wienerischen Bezeichnungen. Außerdem mag ich Bücher, in denen auch ein Ort, eine Stadt oder ein Gebiet eine Rolle spielt, sehr – da kann ich einerseits bei einem bekannten Bereich das Flair nochmals nachfühlen oder eben etwas Neues kennenlernen. Ich finde es aber auch genial, dass du so eine tolle Buchhandlung mit so bemühten Verkäufern gefunden hast – das ist wirklich Dienst am Kunden.
Hab einen wunderbaren Tag und alles Liebe Gesa
kann. Es ist schon ein ernstes Buch, daher vielleicht im Moment nicht Top 1 für Dich. Aber wenn Dir der Sinn nach feinsinniger und ergreifender Lektüre steht, lege ich es Dir gerne ans Herz.
Ja, diese Buchhandlung ist wirklich eine Bereicherung. Und die ist ganz klein! Lustigerweise gibt es in Westerland, dem größeren Ort auf der Insel, noch einen andere Filiale davon und die spricht mich nicht halb so sehr an. Da gehe ich nur ganz selten rein, weil sie mir zu groß und unpersönlich ist. Klein und auf den Punkt passend – so mag ich das.
Ich wünsche Dir einen ebenso schönen Tag!
Liebe Ines,
danke für den Lesetipp wieder einmal. Die Lektüre hört sich sehr interessant an und würde mich, trotz der geringen Seitenzahl, Du weißt schon, ich liebe dicke Bücher, reizen. Nur am Rande, die Bezeichnung Verkäufer hören Buchhändler nicht so gerne…
So. zurück zum Buch, interessante Zeit und Geschichte, leider war ich noch nie in Wien. Das ist für mich schon sehr weit ab vom Schuss und die Zeit der „schnellen und günstigen“ Flüge für Städtereisen in Europa scheint ja auch vorbei zu sein, hoffentlich auf der einen Seite!
Trinkst Du mit mir einen „großen Braunen“? Ich lade Dich ein.
Komm gut durch Deinen Donnerstag,
herzliche Grüße
Susa
Das Buch hat gute Chancen, Dir zu gefallen. Mich hat vom Kauf die geringe Seitenzahl in Bezug auf Preis auch davon abgehalten, es weiter nach vorne auf meine Leseliste zu nehmen. Die Kosten pro Seite sind bei einem durchschnittlichen Taschenbuchkrimi besser … aber Der Trafikant ist sein Geld definitiv wert. Es wäre auch ein schönes Buch zum Verschenken für ein kleineres Geschenk, weil es eben vom absoluten Preis her nicht so viel kostet.
Wien ist definitiv eine Reise wert, aber aus verschiedenen Gründen sehe ich mich in den nächsten Jahren auch nicht. Ich hatte Anfang der 2000er das Glück, eine sehr ausgedehnte Geschäftsreise dorthin komplett auf Arbeitgeberkosten machen zu dürfen, bei der die Kundenbetreuung vor Ort im Wesentlichen aus Besichtigungen und dem Besuch netter Restaurants bestand.
Danke für Deine Einladung! Ein virtueller Kaffeehausbesuch mit Dir ist mir immer eine Freude!
@Buchhändler Durch Dich habe ich ja kürzlich erst gelernt, dass die Unterscheidung in Sortimentsbuchhändler und die für den Großhandel gibt. Tatsächlich habe ich die Formulierung des belesenen Verkäufers bewusst verwendet – ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen (ich kann es also auch gerne ändern), gerade eben weil der Begriff des Buchhändlers ein geschützter Begriff für den Ausbildungsberuf ist (oder ist das nicht mehr so? Fotograf und Journalist darf sich in Deutschland inzwischen ja auch leider jeder nennen …). Ich weiß nicht, ob die in dieser Buchhandlung arbeitenden Menschen gelernte Buchhändler sind. Was ich aber weiß ist, dass sie Bücher verkaufen. Stört es Dich auch, wenn ich von der Verkäuferin im Supermarkt spreche? Das kann eine ungelernte Aushilfe ein, eine gelernte Verkäuferin aus dem Bereich Lebensmittel, aber auch eine Fachverkäuferin für xyz oder eine Kauffrau im Einzelhandel (1 Jahr mehr Standardlehrzeit als für den Abschluss als Verkäuferin). Verkäufer_in ist für mich also ein Synonym für die Person im Laden, die mir Dinge verkauft und mich ggf. dabei berät – vom Auto über Klamotten bis zum Buch. Fändest Du da generell eine sprachliche Differenzierung besser? Jetzt wurde aus Deinem „am Rande“ ein langer Absatz … was zeigt, das mir Dein Feedback wichtig ist.
An Dein Bodenseeerlebnis erinnere ich mich, manchmal ist so ein kleines Ereignis wirklich prägend. Es gibt auch bei mir Länder, die ich freiwillig nicht (mehr) bereisen werde. Vielleicht schaust Du in Deiner Buchhandlung einfach mal in das Buch hinein. Dann merkst Du sofort, ob es Dir liegt oder nicht. Die Geschichte an sich könnte Dir sehr gefallen, aber wenn Dir gerade eher nach unbeschwerter Aufmunterung ist, ist der Moment vielleicht nicht der passende.
Danke für Deine Erläuterungen liebe Ines. Ach, eigentlich ist es mir nicht so wichtig, ob die korrekten Berufsbezeichnungen genutzt werden. Da hat ja auch jeder Mensch so seine „Vorurteile“, die gehegt und gepflegt werden… zum Beispiel hört sich für mich Autoverkäufer eher „windig“ an. Obwohl ich keinen näher kenne! Vorurteil eben. Generell ist also die Bezeichnung eines Verkäufers/einer Verkäuferin korrekt. Wichtig ist, dass sie ihr Handwerk verstehen!!!! Ich erinnere mich, dass Mitte der 1970-er Jahre mein Lehrherr uns immer gesagt hat „Buchhändler sind die Kulturträger der Nation“. Was haben wir als Jungspunde darüber gelacht… uns gekugelt. Und uns natürlich nie als Verkäufer gesehen, never! Mit der erfolgreichen Abschlussprüfung als Sortimentsbuchhändler war dann auch gleichzeitig der Kaufmannsgehilfenbrief erworben worden. Vom Typ her bin ich immer eine „Verkäuferin“ geblieben. Habe halt sehr gerne mit Menschen zu tun und „verkaufe“ jetzt Veranstaltungen (also zur Zeit weniger), Zugehörigkeitsgefühl und Vertrauen.
Schönen Abend!
Susa
Das ist auf jeden Fall sein sehr lesenswertes Buch. Und Wien spielt eine Hauptrolle.
Ich war schon öfters in Wien und jedesmal ist es etwas Besonderes und wir entdecken immer etwas Neues.
Dass Robert Seethaler der Doc aus der Krimiserie „Ein starkes Team“ ist, habe ich erst durch den Kommentar von Claudia entdeckt. Den Doc fand ich immer schon interessant…
Dass Claudia aber wegen eines unverschämten Österreichers alle Österreicher nicht mehr mag, finde ich ausgesprochen schade. Bin ich doch mit einem seit vielen Jahren glücklich verheiratet… Österreich ist ein so schönes Land mit durchaus vielen liebenswerten Menschen, das sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn die Corona-Zeit es mal wieder zulässt.
Statt liebe Grüße heute mal ein: Servus
von Sieglinde
Als Schauspieler kenne ich den Autoren gar nicht. Ich lerne heute wieder so viel!
Ich habe jahrelang täglich Kunden aus Österreich betreut aus Traun bei Linz und Wattens bei Innsbruck und habe schon unzählige tolle Skiurlaube in Österreich verbracht und durfte Deinen netten Mann schon begrüßen – also ich komme gut mit Österreichern aus. Aber manchmal gibt es halt leider prägende Erlebnisse.
Ein tolles Buch und eine absolut sehenswerte Verfilmung. Ich mag Seethalers Schreibstil sehr gern. In Wien war ich – wie Du weißt – zweimal. Ich zehre immer noch von den Erlebnissen und Eindrücken, die ich dort im September haben durfte und mit dem Zug komme ich sehr entspannt ohne Umsteigen hin. Nach Wien werde ich wieder fahren, so viel steht fest. LG Caro
Du wohnst zwar einigermaßen weit weg von Hamburg, aber auf Europa betrachtet dennoch zentral. Dass es verfilmt wurde, habe ich erst heute morgen auf Instagram gesehen. Ich belasse ich lieber bei meinen inneren Bildern dazu.
Weitere wunderschöne Wienreisen in den kommenden Jahren wünsche ich Dir!
🙂 Liebe Ines,
ich habe schon viel darüber gehört und das Buch wurde inzwischen schon verfilmt. Irgendwann werde ich es auch noch lesen.
Ich habe mich gerade durch die „Sarah Pauli-Krimis“ mit viel Lokalkolorit von Beate Maxian gelesen. Sehr spannend.
Liebe Grüße
Claudia 🙂
Ich hatte vorher gar nichts von dem Buch gehört und auch die Verfilmung ging an mir vorüber. Es wird Dir gefallen.
LIebe Ines,
Edi und ich haben das Buch beide vor einigen Jahren gelesen, und wie auch dir gefiel uns die Sprache sehr… sowie auch die Beschreibungen über die düsteren Zustände damals. Das Ende fanden wir dennoch frustrierend…
Allerliebste rostrosige Grüße und Zauselkrauler,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2020/11/freie-sicht-auf-hallstatt-salzkammergut.html
Kurz gezuckt habe ich beim Ende auch, aber letztlich fand ich es stimmig. Die Zeiten waren nun mal so.
Das hört sich echt Spannend an. Wie toll, dass du so eine tolle Buchhandlung gefunden hast. Eine gute Beratung ist so viel Wert und es macht Spaß einzukaufen, wenn man merkt, dass die Verkäufer begeistert von ihrem Produkt sind und kennen sich aus. Danke für den Tipp und ich wünsche dir einen schönen 1. Advent!
Liebe Grüße,
Claudia
Danke schön, den wünsche ich Dir auch!
Nein, das wusste ich nicht. Noch nicht einmal mit Deinem Hamburg-Wink quasi mit der Zaunfabrik bin ich darauf gekommen, aber auf der Firmenwebsite steht es ja zum Glück. Ich durfte heute also auch wieder etwas lernen. Dass es nicht das Jahr 2000 ist, habe ich mir gedacht, weil ich die Kette schon lange vorher kannte. Aber auf die PLZ bin ich nicht gekommen. Bei uns gibt es eine Filiale im Stadtteil und ich kaufe weiße Orchideen und Frühlingsblüher dort ganz gerne. Schnittblumen kaufen wir auf dem Markt oder bei einem anderen Floristen im Stadtteil. Gibt es bei Euch auch eine Fililale?