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Lesetipp **** Die Last des Unausgesprochenen

Werbung – Rezensionsexemplar

Darueber reden wir spaeter von Cornelia Achenbach

Darüber reden wir später
von Cornelia Achenbach

Taschenbuch, Klappenbroschur, 240 Seiten
ISBN 978-3-442-49227-5
Erschienen am 20. Dezember 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Ein kleines Leben im Einfamilienhaus mit Garten, die zwei Kinder längst ausgezogen. Ihren Lebenstraum vom Bücherschreiben hat Margret schon vor Jahren begraben. Als ihr Mann ins Krankenhaus muss, bleibt sie allein zurück – ein Zustand, der ihr insgeheim gefällt. Doch das ruft auch Fragen hervor. Ist Gerd der Richtige? Hätte sie sich damals auf Andreas einlassen sollen? Um sich abzulenken beginnt Margret in den Tagebüchern der verstorbenen Mutter zu lesen. Auf einmal ist sie mit einer Liebe konfrontiert, die Krieg und Flucht überstand – und ein Ereignis, über das nie jemand sprach. Bis Ingrid, ihre ältere Schwester, die jahrelange Distanz durchbricht und endlich zu reden beginnt.“

Klappentext

Der Roman ist ein langsame Geschichte, die mit dem Unfall von Gerd beginnt und mit den Folgen davon – die ich nicht verrate – aufhört. Weil Margret auf einmal ungewohnt alleine zu Hause ist, beginnt sie, im stillen Haus ihr Leben zu hinterfragen. Dabei reflektiert sie recht nüchtern und pragmatisch. Auf der anderen Seite aber auch melancholisch.

Ich hatte damit gerechnet, dass das Buch zu großen Teilen aus den Texten der Tagebücher ihrer Mutter bestehen und in zwei Ebenen spielen würde, dem ist aber nicht so. Es gibt nur kurze Auszüge am Anfang davon. Dennoch wirken diese Auszüge nach, weil sie Fragen aufwerfen, die Margret im Verlauf der Geschichte für sich zu klären versucht.

Die Tagebücher regen Magret dazu an, die Geschichten ihrer eigenen ihrer Familienmitglieder zu schreiben. Es gibt dabei viele Gedankenfetzen. Am Ende fehlte mir, obwohl so viel passiert, etwas Dynamik.

Der Roman hatte für meinen Geschmack zu viel Phlegma, deshalb gibt es nur vier und keine fünf Sterne bei meiner Leseempfehlung. Eine Leseempfehlung ist es dennoch für alle, die gerne ernste Familiengeschichten mögen.

„“Was sind wir nur für eine Familie, in der niemand mit dem anderen redet?“
[…]
„Vermutlich eine ganz gewöhnliche.““

Gespräch zwischen Magret und ihrem Bruder Bernhard auf Seite 218

Ist das ein Roman für Dich?


5 Antworten auf „Lesetipp **** Die Last des Unausgesprochenen“

„Je länger man damit wartet, etwas offenzulegen, desto schwieriger wird es.“

Das finde ich auch, zumal vieles einfach im Lauf des Lebens doch irgendwann herauskommt, auch wenn man Stillschweigen vereinbart hatte. Eine ehem. Freundin hat zum 18. Geburtstag Post vom Jugendamt bekommen mit der Frage, ob sie Informationen/Kontakt zu ihrem Vater haben möchte. Die ist aus allen Wolken gefallen, dass nur ihre Mutter leiblich ist … Sowas ist so überflüssig und gerade bei solchen Dingen, die rechtliche Folgen haben – zum Beispiel bei Erbsachen, denn sie wurde nicht adoptiert, kommt das immer raus.

Wenn Dir gerade eher nach fröhlicher Ablenkung beim Lesen ist, lies es lieber wirklich nicht.

Ich glaube, das ist ein wunder Punkt in mehr Familien, als man glaubt… Also nicht zu reden, Dinge unausgesprochen zu lassen.

Im Falle deiner Freundin finde ich, dass es ein ziemlicher Hammer ist. Denn wie du sagst, das ist Schweigen am falschen Fleck. Aus vielen Gründen.

Ich lese zwischen deinen Zeilen und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob das Buch etwas für mich wäre.

Liebe Grüße
Nicole

„Ich lese zwischen deinen Zeilen und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob das Buch etwas für mich wäre.“

Du kennst mich einfach schon zu gut … ich stimme Dir zu und denke, dass es nichts für Dich ist …

Liebe Ines,
ich war schon gespannt, der Buchtitel ist verheißungsvoll. Aber wenn Du schreibst, dass am Schluss doch zuviel Phlegma herrschte, ist das unbefriedigend. Ich habe aber (auch) die Erfahrung gemacht, dass Offenbarungen ein Mindesthaltbarkeitsdatum haben können. Irgendwann ist die Luft raus und sie haben sich überlebt. Aber generell ist natürlich ein offenes und kommunikatives Miteinander sehr wünschenswert. In meiner Kindheit wurde viel vor mir verborgen gehalten, deshalb habe ich einerseits eine Aversion gegen Heimlichtuerei und andererseits eine gewisse Übung, es auszuhalten.

Ehrliche Grüße,
Susa

Irgendwann will man es vielleicht wirklich nicht mehr wissen … und manchmal ist es schon immer too much information gewesen …

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