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Handzeichen in drei Schritten als Hilferuf
Offene Handfläche zeigen, Daumen einklappen, Faust machen – das ist merk- und machbar, oder?
Handzeichen für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt
Das Handzeichen für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt wurde meiner Recherche nach 2020 eingeführt, aber ich habe davon nichts mitbekommen. Gerade gehen dazu einige Beiträge im Netz um, die daran erinnern. Beim MDR findest Du einen Beitrag, in dem Du das Handzeichen als Hilferuf bei Gewalt sehen kannst.
Ich war schon mehrfach in der Situation, dass ich Frauen mit blauen Handgelenken und überschminkten Veilchen im Gesicht angesprochen habe, ob sie Hilfe brauchen, die das aber immer ganz schnell abgewiegelt haben, weil der vermutliche Täter, in allen Fällen Ehemänner, es im Hintergrund hätte hören können. Ohne die Männer im Hintergrund habe ich die Frauen nicht zufassen bekommen.
In den meisten Fällen habe ich dann nichts weiter unternommen, weil ich den Frauen nicht noch mehr Ärger machen wollte, als sie vermutlich eh schon haben. Einer habe ich versucht, die Visitenkarte einer Beratungsstelle zu geben, aber das hat sie mit eingezogenem Kopf abgewehrt.
Es blieb: das schlechte Gewissen, nicht geholfen zu haben. Damit das Zeichen als Hilferuf funktioniert, muss es bekannt sein – Geschädigten und Helfenden. Bitte verbreite es weiter, gerne auch mit der von mir erstellten Grafik.
19 Antworten auf „Handzeichen als Hilferuf“
Guten Morgen Ines,
ich sehe und höre hier jetzt das erste Mal davon. Gute Sache. Sicher noch sehr unbekannt. Gute Idee es zu posten. Ich bin gespannt wieviele Deiner Leser/ innen es schon kennen. Ich hatte tatsächlich noch nie den Verdacht und überlege jetzt, ob ich zu unaufmerksam bin. Einige Zeit hatten wir Nachbarn direkt hinter uns wohnen, da haben wir als Beobachter in der Nacht zweimal direkt die Polizei gerufen. Da war die Prügelei immer in vollem Gange. Sie haben sich irgendwann getrennt und sind weggezogen.
Schönen Dienstag wünsche ich Dir, liebe Grüße Tina
Bei einer Prügelei, die ich direkt sehe oder höre, würde ich auch sofort die Polizei rufen. Ich bin überrascht, dass Dir in der Praxis solche Fälle nicht über den Weg laufen. Aber gehen misshandelte Menschen auch nicht zum Arzt, wenn es vermeidbar ist, um den Fragen aus dem Weg zu gehen.
Habe auch einen schönen Tag!
Doch doch in der Praxis schon. Aber da kommen sie ja selbst vorbei und finden Hilfe. Da ist das Handzeichen dann eher unnötig. Leider ist oft eine Abhängigkeit da, nicht ohne und nicht mit ihm. Das letzte Paar hat sich getrennt nachdem er sie gewürgt hat…. und jetzt haben sie geheiratet. Da fällt mir nix mehr ein.
Ich kenne das Zeichen, es gab mal einen unglaublich bewegenden Facebook Beitrag dazu. Und ich habe eine Geschichte gelesen, wo ein kleines Kind dieses Zeichen gemacht hat und ein fremder Mann es aus einer Gewaltsituation retten konnte.
Ich hoffe, ich würde mich direkt erinnern, wenn mir das Zeichen begegnet.
Im Stadion gibt es jetzt auch eine Aktion, wo man einen Satz sagt, wenn man bedrängt wird.
Ich finde das für alle gut. Denn so haben alle ein Merkmal.
Toll, dass du darauf aufmerksam machst. (Findest dich dann in meinem September Rückblick wieder).
Einen feinen Dienstag und liebe Grüße
Nicole
Ist das im Stadion auch das nach Luisa fragen, wie in Bars/Discos, oder gibt es noch einen anderen Satz?
Danke dafür, dass Du meinen Beitrag teilen möchtest. Kannst auch gerne die Grafik kopieren und verwenden, die Fotos darin habe ich erstellt. Es ist meine Hand.
Dir auch einen guten Dienstag!
Im Stadion heißt es kennst du Mika? Ich finde solche Aktionen wirklich super. Es ist nur immer zu hoffen, dass Betroffene sich erinnern und die anderen registrieren.
Ich kannte das Zeichen bisher nicht, aber gut, dass Du es zeigst. Bisher bin ich noch nicht in eine Situation geraten, in der ich hätte eingreifen müssen. Gott sei Dank.
Liebe Grüße
Sabine
Kannst Du froh sein, dass das bisher weder aktiv noch passiv passiert ist. Ich finde es echt schwer zu entscheiden, wie man damit umgeht, wenn man nur die Schäden sieht, ohne bei der Tat direkt eingreifen zu können.
Nein, dieses Zeichen kannte ich noch nicht. Ich bin auch nicht sicher, ob ich es erkennen würde, wenn es Sache wäre. Aber es ist gut, dass es dies gibt. Ich werde es mir merken.
Mir ist einmal ein Paar in der Fußgängerzone aufgefallen, mit einem Mann, der seine Frau praktisch hinter sich herzog und sie beschimpfte und auch schlug. Kein Mensch hat etwas gemacht. Ich bin dann um die Ecke zur Polizeiwache und habe um Hilfe gebeten. Tatsächlich sind dann auch 2 Polizisten mit mir gekommen und haben den Mann aufgehalten und sich mit dem Paar beschäftigt. Ich war froh, dass eine Intervention durch mich möglich war und bin meiner Wege gegangen.
Ich würde ungern versuchen allein etwas in solch einer Situation zu machen. Immer zusammen mit anderen, die man oft konkret auffordern muss. „Sie mit dem roten Pullover, bitte helfen Sie mir …“.
Dies gilt leider auch für eine persönliche Notlage. Zu oft gehen die Menschen einfach weiter, wenn man sie nicht nicht persönlich anspricht. Zumindest in der Stadt ist das so. Daher für mich die erste Regel:
Wo ist Polizei oder ähnliches (Busfahrer, Feuerwehr, Lokalinhaber – jemand, der dort die Autorität hat) und wo ist konkret jemand, der mir hilft und den ich ansprechen kann?
Gut, dass Du das Thema angesprochen hast und Danke.
Herzlich, Sieglinde
So einen Fall wie Du in der Fußgängerzone hatte ich mal in der U-Bahn, als ein Betrunkener seine Begleiterin mit dem Kopf an die Scheibe geschlagen hat, so dass sie geblutet hat. Ich habe die Türen in der Haltestelle blockiert, musste mich vom – damals zum Glück noch live vorhandenen Bahnstationswärter – bepöbeln lassen, dass ich da weg gehen soll, weil die Bahn weiterfahren soll … Als er dann endlich mal begriffen hat, worum es geht, war die Polizei von der nahen Wache zum Glück schnell da. Der Typ war dann auch noch dämlich, zum toten Ende des Bahnsteigs zu flüchten, der war schnell gefasst. Bei so offener Gewalt schaue ich nie weg. Schwerer finde ich das, wenn man es nur vermutet und das Opfer dazu schweigt.
Genau das ist sicherlich ganz oft Kern des Problems. Man weiß nicht, wohin mit sich und viele nicht, wovon sie leben sollen. Wobei es das Problem auch in Akademikerkreisen gibt, in denen die Frauen viel verdienen. Meine Angst ist einfach, wenn ich die Polizei verständige, dass die Frau dann hinterher noch mehr verprügelt wird. Und natürlich gibt es nicht nur Gewalt gegen Frauen, sondern gegen jegliche Menschen. Bei ehem. Nachbarn war ich mir nicht sicher, ob die Frau ihren Mann verprügelt. Die haben sich oft furchtbar laut gestritten und er hat dann immer laut geweint. Weil man aber nie Schläge oder laute Geräusche von Gegenständen gehört hat, habe ich die Polizei nie gerufen.
Das Handzeichen kenne ich und ich weiß von einigen Fällen, in denen es Frauen geholfen hat. Was die Hilfsbereitschaft angeht: Als ich im Juli dieses grandiose Veilchen hatte (war im Rückblick zu sehen), bin ich sehr häufig darauf angesprochen worden, ob ich Hilfe brauche. Fand ich gut, auch wenn es mir manchmal echt peinlich war. Überschminkt habe ich da übrigens nix. Wäre aber auch gar nicht möglich gewesen, zumindest nicht bei meinen Schminkkünsten….
Liebe Grüße
Fran
Dein Veilchen war beeindruckend. Selten so krass gesehen. Finde ich total gut, dass Du darauf angesprochen wurdest, auch wenn es peinlich oder nervig auf Dauer ist.
Meistens ist es schlecht überschminkt. Das fällt dann fast noch mehr auf …
Liebe Ines,
das Zeichen war mir unbekannt, wieder was gelernt bei Dir!
Schwere Kost, aber wichtig einmal den Scheinwerfer darauf zu richten!
Danke sagt Susa
Schwere Kost – ja, aber das Leben ist ja nun mal nicht immer leicht. Ich fand schon fast meinen roten Nagellack auf den Fotos zu fröhlich für das Thema, aber so schaut man vielleicht eher hin. Danke für den Kakao mit Sahne!
🙂 Liebe Ines,
das Zeichen kannte ich nicht. Werde es mir aber merken!
Ich habe vor Jahren im Bekanntenkreis mitbekommen, das eine Frau von ihrem Freund geschlagen und bedroht wurde. Ihre Schwester rief mich nach einem Vorfall an und bat mich zu ihr zu gehen (weil sie nicht in der Stadt war) und ich bin über Nacht bei ihr geblieben, nachdem sie aus dem Krankenhaus kam und notversorgt worden war. Die Wohnungstür war eingetreten und war notdürftig repariert worden. Der Typ war auf der Flucht und ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.
Der Alptraum war aber der nächste Tag: ich habe mit Engelszungen auf sie eingeredet, damit sie ihn bei der Polizei anzeigt. Das war wie ein Spießrutenlauf! Die Polizisten haben sie damals behandelt, als hätte sie die Schläge verdient. Total letztklassig! Aber was soll ich sagen? Wenig später hat sie ihn geheiratet und noch ein Kind mit ihm bekommen. Danach wurde er so massiv brutal, dass sie das Land verlassen hat…
Andererseits hatten wir vor Jahren in der Nachbarwohnung ein Paar, das sich ständig lautstark gestritten hat. Die Frau hat gekeift wie verrückt und die Katze hat sich dann immer auf unserer Terrasse versteckt, weil sie es auch nicht ertragen konnte. Eines Abends stand der Mann bitterlich weinend auf der Terrasse und hat dem Göttergatten erklärt, dass er immer von seiner Frau geschlagen wird…
Würde ich eingreifen? Ich würde mich vielleicht nicht direkt in einen Streit einmischen, wenn die Fäuste fliegen, aber ich würde immer die Polizei holen!
Danke für Deinen Beitrag, liebe Ines!
Liebe Grüße
Claudia 🙂
Beides krasse Geschichten. Warum die Opfer sich in ihrer Opferrolle offenbar so wohl fühlen, dass sie aus der Abhängigkeit nicht herauskommen, wird sich mir nicht erschließen.
Ich kenne das Zeichen schon lange und es ist eine Überraschung, dass viele es nicht kennen, denn die Werbung in den sozialen Netzwerken ist groß. Ich hoffe, ich erlebe nie eine Situation wie diese, dass jemand diese Art von Hilfe braucht, aber ich würde definitiv alles tun, um zu helfen.
Liebe Grüße,
Claudia
Mir war es neu – umso besser, dass Du es schon kanntest. Verbreiten wir es zusammen weiter!