Werbung – Rezensionsexemplar
Die Träume anderer Leute
von Judith Holofernes
Gebundene Ausgabe, 416 Seiten
ISBN 978-3-462-00367-3
Erschienen am 8. September 2022 bei Kiepenheuer & Witsch (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Album, Promotion, Tour. Beinahe zwanzig Jahre lang bestimmt die Dynamik des Musikbetriebs Judith Holofernes‘ Leben. In dieser Zeit wird sie, mit Wir sind Helden und ihrem Soloprojekt, zu einer der bekanntesten und prägendsten Sängerinnen ihrer Generation. In ihrem autobiografischen Buch blickt sie jetzt zurück auf die Zeit nach den Helden, auf Krisen, Träume und eine wegweisende Entscheidung – und zeigt sich dabei als feinsinnige Erzählerin.
Mit großer Klarheit und Zartheit und dem ihr eigenen Witz schreibt Holofernes über Fluch und Segen des frühen Erfolgs der Helden; über die Vereinbarkeit von Familie und Frontfrausein; über die öffentliche Wahrnehmung des eigenen Körpers, das Aufwachsen mit ihrer lesbischen Mutter in Freiburg; über die tiefen Einschnitte in ihrem Leben, die Zweifel, den Schmerz. Immer wieder geht es auch um die Musikbranche, um das Verhältnis zu ihren Fans, eigenartige Konzerte im Hellen, aber auch um die starren Mechanismen des Betriebs und den Sexismus.
Eindrücklich zeigt Judith Holofernes in »Die Träume anderer Leute«, wie sie sich nach und nach aus den kommerziellen Zwängen und der Enge des Musikbetriebs befreit hat. Wie sie zu der Künstlerin wurde, die sie so lange sein wollte – und damit ihr Leben zurückbekam.“
Verlagstext
Die Biographie beginnt 2017 mit einem Alptraum, in den Judith Holofernes gerutscht ist, weil ihr Leben seit dem Ende von Wir sind Helden sich nicht so entwickelt hat, wie es ihr offenbar gut getan hätte. Die Handlung springt dann ins Jahr 2010 zu den letzten Heldenjahren und ab dort begleitest Du Judith Holofernes beim Lesen chronologisch bis 2019 bzw. bis 2022 im Epilog.
„Ich habe eine freundschaftliche Beziehung zu meinem Körper, aber es ist eine belastete Freundschaft.“
Seite 165
Der Satz fasst das Dilemma gut zusammen: Vieles an sich und seinen Fähigkeiten zu lieben und zu schätzen und sich dabei im Lauf des Lebens dermaßen überzustrapazieren, dass man vor dem gesundheitlichen Abgrund steht, schaffen nicht nur Musiker …
Die ersten 160 Seiten der Biographie habe in einem Rutsch verschlungen, bis etwa Seite 240 war ich gefangen in der Geschichte. Danach zog es sich für mich zeitweise ein wenig hin. Dennoch hatte ich in den meisten Teilen der Geschichte das Gefühl Judith Holofernes direkt zu begleiten wie ein Schatten.
„Ich wollte mein Gehirn mit Licht auswaschen und dann durchsonnt und gereinigt zurückkehren.“
Seite 58f
Ich habe mit ihr gelitten und mich mitgefreut, so dass ich nach dem Weglegen des Buchs immer etwas neben der Spur war. Die bildhafte, dichte Sprache hat mich in ihren Bann gezogen. Die ausführlichen Betrachtungen der körperlich und mental schlechten Phasen waren mir jedoch phasenweise zu lang, auch wenn sie für die Geschichte bedeutsam sind.
Beim Lesen hatte ständig Songs von Wir sind Helden im Ohr. Das war angenehm, denn ich mag die. Allerdings gehöre ich zu den Fans, die aus der anschließenden Solokarriere von Judith Holofernes keinen Song kannte.
Beeindruckend finde ich, wie bewusst Judith Holofernes ihren Weg mit allen Umwegen gegangen ist. Aus einem Popstardasein in ein von der Musikindustrie unabhängiges Leben zu kommen, in ein Leben mit Verträgen, die man erfüllen kann und möchte, ist nichts, was mal so eben passiert.
Das Buch ist aus ihrer Perspektive geschrieben, aber ihre Familie – vor allem ihr Ehemann Pola, Drummer von Wir sind Helden – taucht immer wieder auf, weil die Gestaltung des neuen Lebens eben alle betrifft, die in der Nähe sind.
Die Biographie ist aus meiner Sicht spannend für Leser_innen, die Interesse an ungewöhnlichen Lebenswegen haben, einen Zugang zu Musik und dem Entstehen der Werke.
Das Hörbuch ist von Nora Tschirner gesprochen, einer meiner Lieblingsschauspielerinnen. Wenn Nora Tschirner so schnell redet, wie Judith Holofernes denkt und schreibt, dürfte das Hörbuch Hochgenuss sein.
8 Antworten auf „Lesetipp **** Wie man als Popstar in ein neues Leben finden kann“
Das klingt in der Tat nach viel Gewicht, liebe Ines. Aber es ist sicher total interessant, zumal sie selbst erzählt und ja immer noch da ist.
Ich gestehe, ich habe beim Betrachten des Bildes kurz überlegt und dann wusste ich, wohin ich sie sortieren darf.
Danke fürs Vorstellen und dir ein feines Wochenende. Macht die Sonne Ferien und Hamburg??
Liebe Grüße
Nicole
Also hier ist die Sonne nicht, die vielleicht macht eher Ferien in südlichen Gefilden? Schönes Wochenende für Dich!
Hallo, liebe Ines,
ich kenne weder Wir sind Helden noch Judith Holofernes oder deren Musik, und ich kann deutschsprachige Musik auch in den wenigsten Fällen aushalten. (Habe jetzt kurz in zwei Nummern auf YouTube hineingehört und weiß definitiv, diese Musik halte ich nicht aus ;-DDD) Allein schon aus diesem Grund wäre es wohl kein Buch für mich. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie sehr man gefangen sein kann im Popmusikzirkus, in dem, was man in der Öffentlichkeit darstellt oder darstellen soll und wie schwierig es sein muss, sich aus allen Käfigen und Schubladen zu befreien, die rund um die öffentliche Person entstanden sind… Gut, wenn man es schafft, das gelingt nicht vielen.
Ja, so ein Fahrsicherheitstraining ist neben allem Spaß tatsächlich anstrengender, als man denkt. Wir waren danach auch erschöpft, aber auch sehr froh, dass es so gut gelaufen ist. Wir fahren beide normalerweise eigentlich um einiges vorsichtiger, als wir dort gefahren sind – so gesehen hat sich also nicht viel geändert, außer dass ich mich selbstsicherer fühle, was das Meistern von Gefahrensituationen betrifft.
Hab noch ein feines Wochenende, alles Liebe und Krauler an den Zausel
Traude
Du bist immer für eine Überraschung gut. Dass Du keine deutsche Musik magst, hätte ich nicht gedacht. Ich mag deutsche Musik durchaus gerne. Da verstehe ich die Texte wenigstens. Wir sind Helden wurde viel auf meinem bevorzugten Radiosender gespielt, daher kenne ich die Lieder.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch auch!
Ein paar Songs von Wir sind Helden kenne ich, aber das war und ist nicht meine bevorzugte Musikrichtung. Trotzdem klingt das Buch spannend. Vor allem als Fan ist das sicherlich Pflichtlektüre.
Liebe Grüße
Sabine
Bei dem Buch hat mir vorallem gefallen, einen Werdegang zu begleiten, für den es keinen vorgezeichneten Weg gab. Wie man aus einem Märchen Alltag macht …
Ich kann nicht sagen, ob das ein Buch für mich wäre. Aber ich mag Judith Holofernes als Mensch und als Künstlerin.
Und mit der Aussage über die freundschaftliche Beziehung zu ihrem Körper kann ich nur unterstreichen.
LG
Sabiene
Das Zitat fand ich auch einfach nur zum Nicken.