“Hurra, endlich ist die Pandemie vorbei!”
Hat sich Martina als Blogbeitrag in 2022 gewünscht. Konnte ich leider nicht erfüllen.
Das Ende der Corona-Pandemie traut sich offenbar kein Wissenschaftler zu verkünden, aber in Hamburg hat es am 1. Februar 2023 einen großen Schritt dahin gegeben. Die 80. (!) Corona-Eindämmungsverordnung ist außer Kraft getreten.
Die Isolationspflicht wurde abgeschafft und damit ist für mich eine tonnenschwere Last an Angst vor einer Infektion entfallen. Für mich persönlich ist das der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zum Ende der Pandemie.
Natürlich möchte ich auch weiterhin jeder Corona-Infektion aus dem Weg gehen und ich gehöre den denen, die immer noch im Supermarkt mit FFP2-Maske einkaufen gehen und zusätzlich auf deutlichen Abstand zu anderen Menschen bestehen.
Meine größte Sorge seit März 2020 war jedoch nie unser persönlicher Gesundheitszustand, sondern die Frage: Wohin mit dem Hund, wenn hier keiner das Haus verlassen darf?
Selbstverständlich würden wir auch heute infiziert nicht ohne FFP2-Maske mit dem Hund durch die Gegend hüpfen, aber früh morgens oder spät abends mit dem Zausel durch die Einsamkeit der Heide zu gehen, wäre jetzt endlich wieder erlaubt und vernünftig möglich.
Was hat die Pandemie mit mir gemacht?
Seit März 2020 habe ich mich vermutlich innerlich so stark verändert, wie ich es vorher nie bewusst wahrgenommen habe. Was bringt das mit sich?
- Meine persönliche Distanzzone, also der Bereich, in dem sich mir Menschen körperlich nähern dürfen, zu denen ich keine enge Beziehung pflege, ist deutlich gewachsen.
- Auch mein inneres Distanzbedürfnis ist insgesamt gestiegen.
- Es gingen Freunde, es kamen neue hinzu. Wenn man vorher schon nur noch losen Kontakt hatte aus alter Verbundenheit, war die Zeit der Distanz der Moment, das Band weiter ausfransen zu lassen.
- In meiner Nachbarschaft – neudeutsch Hood – bin ich deutlich mehr angekommen als in den 17 Jahren zuvor. Bekanntschaften wurden vertieft, Freundschaften entstanden. Mein Wohnort ist noch mehr zu einer tief empfundenen Heimat geworden.
- Einen liebevollen, zuverlässigen Partner an meiner Seite zu wissen, hat mir die Zeit immens erleichtert – vielleicht sogar erst ermöglichst, das zu überstehen – in jeder Hinsicht.
- Unser Haus ist gründlich ausgemistet und gesäubert worden und ich komme seitdem mit deutlich weniger Geld aus. Zum einen, weil man als Minimalistin naturgemäß weniger Dinge braucht und kauft, zum anderen, weil ich mehr als vorher zu Hause bin. Weniger Bummeln, Restaurantbesuche, gestrichene oder kürzere Urlaube sparen ungemein.
- Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Lebensmittel verarbeitet. Mein Mann war über zwei Jahre komplett im Home-Office und ist auch aktuell meistens nur zwei Tag im Office-Office, was ihm 100 km Weg pro Home-Office-Tag einspart und mir einen dauerhaften Mittagsmitesser beschert hat. Gesellschaft beim Frühstück und Mittagessen zu haben, finde ich total schön, diese Berge an Lebensmitteln einzukaufen nicht. Kochen mag ich immer noch gerne.
- Geschäftlich ist für mich die positive Veränderung, dass die Onlineberatungen einen festen Platz bekommen haben.
- Wenn ich die Liste betrachte, bin ich froh, dass die Veränderungen keine größeren sind und vor allem, dass uns Long Covid erspart geblieben ist. Mit oder an Corona sind bei uns im Umfeld nur zwei Menschen in höherem Alter mit starken Vorerkrankungen gestorben, die vorher schon ein schweres Leben hatten. Deshalb verbuche ich auch das glimpflich. Möge das so bleiben.
21 Antworten auf „Wann ist die Pandemie vorbei?“
Den Aspekt, dass man nicht in Isolation muss trotz Infektion, fand ich persönlich am erleichternsten kürzlich als wir beide erkrankten. Wir konnten spazieren gehen und damit ein nicht zu eingesperrtes Leben führen. Natürlich haben wir Abstand gehalten und Masken getragen, aber wir durften raus. Das ist wirklich etwas grundlegend anderes als in Isolation und Quarantäne zu sein.
Für mich ist die Pandemie dennoch nicht vorbei, bzw. sie ist zur Endemie geworden. Viele in unserem Freundeskreis, die bisher nicht krank waren, wurden nun doch noch krank mit Covid. Aber der große Schrecken ist nicht mehr da. Und wir nehmen auch wieder am kulturellen und sozialen Leben teil und das weitgehend ohne Maske.
Corona hat mich noch mehr gelehrt, wie dünn die Sicherheitsdecke im Leben ist und wie dick aber doch bei uns im Verhältnis zu vielen anderen Ländern.
Deine Erfahrungen haben wir auch gemacht: Einige Freunde sind verloren gegangen, andere dafür gefunden worden. Wir beide sind sehr gut zurecht gekommen und arbeiten und leben ja schon jahrelang harmonisch zusammen. Unsere jungen Familien waren sehr wichtig für uns und wir für sie.
Ich finde, wir haben insgesamt viel Glück gehabt und bin dankbar dafür.
Herzlich,
Sieglinde
Da habt Ihr echt Glück gehabt, dass bei Euch die Isolationspflicht schon aufgehoben war, als es Euch erwischt hat. Unser Bürgermeister ist länger vorsichtig gewesen.
Das Corona uns nicht mehr verlässt, ist klar, das wird endemisch bleiben.
Jetzt habt Ihr hoffentlich ein gesundes Jahr vor Euch!
Ich habe mir insgesamt nicht so viele Sorgen während der Pandemie gemacht, mich zwar an alle Maßnahmen gehalten, aber auch manche in Frage gestellt. Im Nachhinein hat sich ja herausgestellt, dass bestimmte Restriktionen nicht zur Verbreitung beigetragen haben. Zum Beispiel habe ich nie eine Maske draußen getragen, sondern mich der frischen Luft ausgesezt, die beste Möglichkeit, sich fit zu halten. Allerdings werde ich sie nach wie vor bei voll gestopften S-Bahnen tragen und mich so auch vor unliebsamen Gerüchen schützen. Fast alle meine Kolleginnen, die sich extrem geschützt haben und Abstand gehalten hatten wurden nach und nach krank, eigentlich konnte man das kaum vermeiden, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegte.
Ich hatte im letzten Frühjahr Corona, meine jetzt überstandene Erkältung war wesentlich heftiger. Ja, ich weiß, dass es viele Menschen schlimm erwischt hat, ich persönlich hatte aber zu keiner Zeit irgendwelche Panik. Für mich ist die Pandemie nach dem letzten Lockdown vorbei. Es ist sicher damit begründet, dass ich angestellt arbeite und nicht ständig mobil tätig sein kann, in einer Bibliothek geht das schlecht. Ich hatte keine andere Wahl, als außer Haus zu gehen. Homeoffice war für uns im Öffentlichen Dienst nie ein Thema, um so mehr hab ich es genossen und hatte somit schon einen Vorgeschmack auf den nahenden Ruhestand in Bezug auf die ständige Nähe zum Partner :). Kochen, wirtschaften, aufräumen standen bei mir auch sehr im Focus.
Einige Freundschaften sind fragil geworden, neue haben sich eigentlich kaum ergeben. Ich hatte privat genug um die Ohren, meine Mutter wurde krank und starb, meine Tochter zog wieder aus Berlin weg – das hat mein Leben viel mehr beeinflusst als die Pandemie.
Erschrocken bin ich darüber, welche rüden Umgangsformen sich in der Gesellschaft breit gemacht haben, dass es keine Diskussion zum Konsens mehr gibt, die Meinungen weit auseinanderdriften und eine Annäherung scheinbar nicht mehr möglich ist. Ich hoffe und wünsche mir für uns alle, dass wir diese Konflikte überwinden können!
Huch, da fehlte noch was:
Liebe Grüße in den Norden
Susanne
Draußen habe ich auch nur eine Maske getragen, wenn es vorgeschrieben war (Wochenmarkt) oder extrem eng war (Bahnhofsvorplatz). Was Geruch angeht, war ich überrascht, wie viel dabei von außen durch die Maske kommt (Zigarettengeruch zum Beispiel im Vorbeigehen) und wie lange der sich darin hält. Ziemlich unangenehm zuweilen.
Zum Glück gab es bei uns im Freundes- und Bekanntenkreis keine Grundsatzdiskussionen feindlicher Art. Im Detail war der Umgang mit der Pandemie und den Vorschriften unterschiedlich, aber wir kennen zum Beispiel weder Corona-Leugner noch Impfgegner persönlich. Glück gehabt! Virtuell habe ich da ein paar Leute aus meinen sozialen Netzwerken geworfen.
Ich bin auch im öffentlichen Dienst. Allerdings in der IT und war seit 18.3.2020 genau 4 Mal in München zum Arbeiten.
Wir hatten einige coronabedingte Todesfälle im engeren Kreis und wenn man mit ü80 jährigen zusammenlebt ist man sicher vorsichter, als „andere“.
Ich trage die Maske tatsächlich auch beim Einkaufen im Supermarkt. Und noch immer meine Baumwollhandschuhe. Corona hatte ich zwar trotzdem (von meinem Sohn), aber alles andere was so kursiert, blieb mir bisher erspart.
Beim Arzt finde ich es auch extra sinnvoll. Und sonst? Soll jeder machen, was er meinst.
BG Sunny
Handschuhe habe ich nur ganz zu Beginn getragen. Beim Einkaufen desinfiziere ich die Hände vorher und hinterher gründlich.
Dir ist in bald drei Jahren wirklich ordentlich Weg erspart geblieben.
Beim Arzt in einer Praxis mit ansteckenden Krankheiten wünsche ich mir Masken auf ewig. Das fand ich schon vor Corona schlimm, mit ansteckenden Menschen in einem Wartezimmer sitzen zu sollen, wenn man auf eine Impfung oder Routinekontrolle wartet. Völlig unnötiges Infektionsrisiko.
Hm, was hat die Pandemie mit mir gemacht? Gar nicht soooo viel. Oder vielleicht doch?
Sie hat mir viel über Egoismus und Rücksichtslosigkeit beigebracht. Und über die Bereitschaft zu wirklichen Diskussionen, bei denen es um Argumente geht und nicht nur darum, Recht zu haben. Aber sie hat mir auch viel über Rücksichtnahme beigebracht und über die Bereitschaft zu helfen. Und letztendlich auch darüber, dass viele Menschen in Extremsituationen viel emphatischer sind als ich gehofft hatte und darüber, dass diejenigen, die nur sich selbst sehen, gar nicht viele sind. Sie sind nur sehr laut 😉
Und zu den Basics: Ich werde weiterhin dann eine Maske tragen, wenn ich selbst erkältet bin und überall dort, wo es mir zu eng wird. Ich werde freudestrahlend an vielen Punkten Abstand halten, weil ich diesen Abstand genau wie du brauche und nicht mehr missen möchte.
Eine Freundschaft ist in der Corona-Zeit kaputt gegangen, aber die hatte auch vorher schon Risse. Dafür sind viele dazugekommen. Das Einleben hier hat Corona auf jeden Fall einfacher gemacht, denn die Nachbarschaft ist sehr ausgeprägt und offen. Ich schätze, das war vor Corona nicht so der Fall.
Liebe Grüße
Fran
Über das Thema Rücksichtnahme habe ich mich mit jemandem ernsthaft angelegt, als derjenige wissentlich 5 Meter entfernt von mir ohne Maske herumlief. Ich wurde als arrogant beschimpft, weil mir das Verhalten nicht gefiel und ich es rücksichtslos bezeichnet habe. Derjenige meinte, man hätte schon genug Rücksicht genommen. Ich bin der Ansicht, dass man in dem Punkt nie genug Rücksicht nehmen kann. Seitdem werde ich ignoriert – *Kopfschüttel*
Gestern rückte mir (mit Maske) in der Drogerie eine Kundin (ohne Maske) an der Kasse auf die Pelle. Beim nächsten Mal drehe ich mich um uns sage: Was glauben Sie, warum ich eine Maske trage? Ich empfehle Ihnen Abstand, wenn Sie gesund bleiben möchten. Mal sehen, wie die Reaktion dann ist.
Freue mich für Dich, dass das Einleben in der Nachbarschaft so schnell und gut geklappt hat. Das ist in Hamburg alles andere als selbstverständlich.
Im privaten Umfeld hat sich für mich nicht viel geändert. Die Kontakte blieben in dieser Zeit ein bisschen auf der Strecke – wie bei allen – . Es ging ja teilweise nicht, sich zu treffen.
Ich bin froh, dass jetzt keine besonderen Maßnahmen mehr notwendig sind und dass jeder für sich entscheiden kann. Maske trage ich noch beim Einkaufen und wenn es eng wird.
Die Pandemie ist vielleicht vorbei, die Endemie aber nicht. Denn wir werden weiterhin mit Corona leben müssen. Hoffentlich schwappt nicht noch einmal eine Welle aus China rüber.
Mit mir hat das Ganze viel gemacht. Ich gehöre eher zu der ängstlichen Fraktion und war sehr zurückhaltend, was Kontakte anging.
Liebe Grüße
Sabine
Die Endemie bleibt, das ist klar. Ich glaube, was die Vermeidung von Kontakten angeht, haben wir beiden ähnlich zurückhaltend gelebt, Umso mehr hat es mich gefreut, Dich im letzten Herbst endlich wieder einmal persönlich gesehen zu haben. Das fehlte auf Dauer schon etwas.
Tatsächlich denke ich gar nicht so gerne darüber nach, es hat mich viel Kraft gekostet unter diesen Beschränkungen weiter zu arbeiten. Viel Undankbarkeit zu erfahren, ja auch Ungerechtigkeit. In einer Hausarztpraxis zu arbeiten fühlte sich nicht gut an, wie oft fühlten wir uns als Fußabtreter. Alles wurde abgewälzt – geht alle zum Hausarzt, der soll euch helfen, heilen und impfen, in Scharen und am besten alles gleichzeitig. Dass im Team eigentlich immer jemand fehlt weil Covid erkrankt, sogar grade wieder aktuell, zählte nie.🥴
Innerlich habe ich es für mich abgehakt. Wir müssen seit Dienstag keine Maske mehr tragen, das tue ich jetzt auch nicht mehr. Nach 6 Impfungen ists für mich jetzt mal gut.🤭
Wenn Menschen freiwillig Maske tragen ist das für mich völlig okay und wenn jemand Abstand benötigt auch. 😁
Liebe Grüße Tina
Dass Du Dich bei Arbeit wie ein Fußabtreter für alles gefühlt hast, kann ich mir gut vorstellen. Es ist ja nicht, dass Ihr vor der Pandemie Däumchen gedreht habt in der Praxis und nur auf die Arbeit gewartet habt …
Schlimm finde ich, dass in Deinem Beruf der normale Wahnsinn jetzt weitergeht und es keine Verschnaufpause gibt. Hast Du schon einmal eine Kur beantragt? Oder muss man dafür erst ganz zusammenbrechen, um das genehmigt zu bekommen?
Danke, dass Du für so viele Menschen da warst in der Zeit und weiter bist!
Was hat die Pandemie mit mir gemacht?
Sie hat mir zu allererst gezeigt, wie fragil Systeme sein können und dass sich Dinge rasant entwickeln können ohne in einer hoch technisierten Welt so vorhersehbar zu sein.
Meine eine Sommerbluse wird mich daran erinnern, dass ich sie drei Tage vor dem ersten Lockdown (als der noch in der Diskussionwar) gekauft habe.
Sie hat unsere Silberhochzeit mit anschließender Reise sehr verwirbelt.
Durch das Home Office habe ich viel Zeit mit meinem Mann gewonnen, die ich sonst nicht gehabt hätte.
Sie hat gezeigt, dass man mit wenig(er) auch zurecht kommen kann
Sie hat mein Vertrauen in dieses Land gestärkt, ich hätte zu der Zeit nicht woanders leben mögen, obwohl es da ja schon einen Gedanken in meinem Kopf gab
Sie hat das Beste und das Schlechte(ste) einiger Menschen zum Vorschein gebracht
Das sind in Teilen oberflächliche Dinge, aber es geht auch tiefer:
Ich weiß noch deutlicher, welche Menschen in meinem Leben einen hohen Stellenwert genießen und wohl immer bleiben werden.
Ich stimme dir bzgl. des Partners zu (zumal wir durch einseitige Erkrankung nun auch wissen, dass wir Quarantäne/Isolation schaffen können)
Da ich bisher zum Glück noch nicht erkrankt war, halte ich mich für einigermaßen resistent. Zumindest bis jetzt.
Mir gefallen die nachträglichen Vorwürfe über Entscheidungen und Maßnahmen nicht. Denn diese Situation gab es so bisher hier noch nicht, es gibt wohl kaum Überlebende der letzten Pandemie, da kann man einfach auch eine Menge falsch machen. Aufarbeiten und ‚Pläne‘ finde ich wichtig und richtig, aber mit der gebotenen Fairness und in Anbetracht der Lage, die zu dem Zeitpunkt herrschte. Nicht mit dem Wissen von heute, denn hinterher ist man immer schlauer.
Für mich ist es nicht vorbei, denn ich kann doch nicht sagen, ob der, den ich ggf. anstecke schwer erkrankt?
Also bleibe ich vorsichtig, trage meine Maske nach Ermessen weiter und passe gut auf.
Ansonsten fand ich diese Sache wie gesagt schlimm, aber ich möchte mir nicht ausmalen, was ich alles verpasst oder versäumt habe. Die Situation erforderte dies, darum habe ich mich angepasst und ich bin froh, dass es trotz vieler trauriger Einzelschicksale immer noch relativ glimpflich ausgegangen ist.
Liebe Grüße
Nicole
Dass ich in der Hochphase der Pandemie nirgendwo anderes als in Deutschland leben wollte, auch wenn ich viele Entscheidungen der Regierung falsch fand, geht mir auch so. Woanders wäre auch nicht alles so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte und noch viel mehr gegen meine Vorstellungen. Das Bewusstsein finde ich schön.
Wir waren bisher auch nicht erkrankt, aber ich bilde mir keine Resistenz ein – so sehr ich sie mir wünsche. Es ist meiner Ansicht nach eine Mischung aus Distanz, Impfungen und Glück – und alles davon wird nicht ewig halten. Aber jedes Mal, dass wir ausgelassen haben, ist ein gutes. Drücke die Daumen, dass Du auch weiter Glück damit hast!
Hallo Ines,
ich bekenne mich nun öffentlich zu denjenigen, die diese ganze Situation durch eine kritische Brille betrachtet haben, und hätte mir sehr den schwedischen Weg gewünscht. Leider wird bis jetzt viel zu wenig anerkannt, was die Schweden alles richtig gemacht haben. Wir sind mit drei Schulkindern durch diese Zeit gegangen, beim ersten Lockdown hatten wir einen Sohn in der 2., einen in der 6. und einen in der 8. Klasse. Das war nicht immer einfach und es ist traurig, jetzt lapidar zu hören, die Schulschließungen hätten nicht sein müssen. Das haben kritische Stimmen schon sehr früh gesagt. Es gibt Länder, die haben die Schulen nie geschlossen, nirgendwo waren sie so lange geschlossen wie in Deutschland. Das hat etwas gemacht mit unseren Kindern! Das erste was abgesperrt wurde waren Spielplätze! Ich könnte heute noch weinen wenn ich daran denke. Kein Sport, kein Musikunterricht und keine Freunde – es wäre schön, wenn die Menschen mal mehr darüber nachdenken würden, was wir hier angerichtet haben. Wir sind ungeimpft und glimpflich durch eine Infektion hindurch gekommen. Mit drei Kindern lässt sich eine Infektion kaum vermeiden. Masken habe ich getragen, wenn es unbedingt notwendig war, auf alle Unternehmungen, die dies erfordert hätten habe ich freiwillig verzichtet. Hoffen und beten wir, dass dieser Spuk nun endlich vorbei ist! LG
Danke, dass Du Dich traust, Deine Meinung hier klar zu vertreten.
Auch wenn ich unterm Strich froh bin, die Zeit in Deutschland verbracht zu haben, teile ich Deine Meinung, dass der schwedische Weg mir teilweise besser gefallen hätte.
Auch wenn ich ganz klar für die Impfplicht war, wäre mir eine frühere Durchseuchung lieber gewesen. Das Leben alter und kranker Menschen um jeden Preis zu schützen, fand ich falsch, zumal die sich meinem Eindruck nach teilweise am wenigsten um den Abstand geschert haben.
Ich hätte keine Impfpriorisierung gemacht, denn wo will man da anfangen? Für mich ist zum Beispiel das Leben einer 30jährigen gesunden alleinerziehenden Mutter wichtiger als das einer 90jährigen Witwe ohne Verpflichtungen.
Die Schulschließungen waren in den Bundesländern und Schulformen sehr unterschiedlich – von kurz bis monatelang. Das hätte ich in Hamburg auch – samt Kitas – lieber deutlich kürzer gesehen. Für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen insgesamt – aber vorallem für die ohne Eltern, die beim Lernem helfen und emotionale Themen auffangen konnten. Diese Kinder sind jetzt vermutlich lebenslang abgehängt.
Was die medizinische Versorgung angeht, bin ich zum Beispiel jedoch froh, in Hamburg zu leben.
Hallo Ines
ich habe die Zeit persönlich gut durchgestanden, die Familie ist näher zusammen gerückt, ich habe festgestellt, wie gut ich mich mit dem Gatten vertrage und beruflich lief es auch.
Dennoch hat mich das gesellschaftliche Umfeld erschreckt, wie intolerant – von beiden Seiten – mit anderen Meinungen umgegangen wurde, und wie leichtfertig kritischen Geistern das Label ‚Verschwörungstheoretiker‘ auf die Stirn gepappt wurde. Ich bin überzeugt, dass man dadurch erst manchen zu einem solchen gemacht hat.
Die gesellschaftlichen Risse bleiben, die psychischen Verletzungen vieler auch. Ein sehr hoher Preis! Ich finde es richtig, dass jetzt journalistisch aufgearbeitet wird, wo wieder besseren Wissens an restriktiven Regelungen festgehalten wurde.
herzliche Grüße
Verena
Die Pandemie wissenschaftlich und politisch aufzuarbeiten, finde ich auch wichtig. Dass Entscheidungen sich im Nachhinein als Fehler erweisen, ist normal, wenn man eine Situation hatte, wie sie in der Form in der aktuellen Zeit nie da war. Nur sollte man niemandem den Kopf dafür abreißen, sondern daraus lernen. Das wünsche ich mir.
Liebe Ines, etwas spät hier beim Kommentieren… aber ich wusste zunächst gar nicht, was ich hier beitragen könnte und in den letzten Tagen ist mir Deine Frage im Kopf herumgegeistert. Du fragst, was die Pandemie mit mir gemacht hat. Sie hat mein Sicherheitsgefühl nachhaltig sehr ins Wanken gebracht. Alles ist nun möglich. Das macht mir manchmal Angst, manchmal denke ich fatalistisch „du hast ja schon eine gute Wegstrecke hinter dich gebracht, was soll es“. Es ist ja leider nicht mehr nur die hoffentlich überstandene Pandemie, Krieg in Europa und die Klimakrise, die ich jetzt mal bewusst so nenne, ängstigen mich immer wieder.
Unangebracht fand ich während der Pandemie das Gegeneinander der verschiedenen Altersgruppen. Das hat, denke ich, eine tiefe Kerbe in unser Miteinander gehauen. Alle haben gelitten.
Gelernt habe ich während der Zeit, dass ich nicht nur immer mit Vollgas durchs Leben brausen muss, Muße mit gut tut und nette Menschen in meiner Nachbarschaft wohnen. In meiner Wohnung sowieso 😉
Herzlich grüßt nach Hamburg,
Susa
Danke für Deinen Kommentar. Der Krieg in Europa ist momentan meine größte Sorge. Ich denke, dass wir zielsicher auf den 3. Weltkrieg zusteuern. Und frei dem Motto auf der Titanic: Die Kapelle spielt bis zum Untergang und hier wird das normale Leben versucht zu führen, bis es gar nicht mehr zu ignorieren ist … In meinem Kopf ist kein Platz mehr für noch eine Krise und Krieg, das wird jetzt so verbraucht, wie es ist.
Ja, gelitten hat jeder auf seine Weise. Das stimmt.
Ein passender Mitbewohner war in der Zeit noch mehr Gold wert als vorher und hinter …