Werbung – Rezensionsexemplar
Als wir glücklich waren
von Jana Winter
Originalausgabe, Paperpack, Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN 978-3-442-49485-9
Erschienen am 22. November 2023 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.
„Ein idyllischer Gutshof im Emsland. Ein dunkles Familiengeheimnis. Eine junge Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie.
Für Lenya bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater sie am Telefon bittet, ihn zur Beerdigung einer seiner beiden Schwestern zu begleiten. Denn sie wusste weder von ihren Tanten Irma und Katharina noch davon, dass die beiden seit jeher ganz in der Nähe auf einem idyllischen Gutshof lebten. Lenya beschließt, mit ihrem Vater auf den Hof ins Emsland zu fahren, um herauszufinden, was ihre Familie vor langer Zeit auseinandergebracht hat. Dort taucht sie immer mehr in die Geschichte einer Familie ein, deren Leben durch Krieg, Armut und Vertreibung gezeichnet wurde, und deren Schicksal und Fortbestand vielleicht sogar in Lenyas Händen liegen könnte …“
Verlagstext
Der Roman hat mich vom ersten Moment an gefesselt und er kam mir im besten Sinn vor wie mit 500 und nicht nur 320 Seiten gefüllt. Die Geschichte ist dicht und berührend, ohne emotional-kitschig zu sein. Sie ist teilweise zutiefst dramatisch, ohne dabei mitleidheischend zu wirken. Von dem Buch würde ich gerne eine Fortsetzung lesen. Das Potenzial hätte die Geschichte.
Lenya und Irma sind die beiden Hauptfiguren. Werden ihre Fäden am Ende zusammengeführt oder gehen sie nach der Beerdigung wieder getrennte Wege? Was wird Lenya über ihre Familiengeschichte väterlicherseits herausfinden und welche Auswirkungen hat das auf die Beziehung zu ihrem Vater? Was macht ein Heimatverlust, der über Generationen weitergegeben wird, aus Menschen?
Nach dem überraschenden Anruf wegen der Beerdigung begleitet Lenya ihren Vater Rudolf zusammen mit ihren beiden jüngeren Kindern, Maria und Caro, auf das Gut Grotenstein im Emsland. Ihre siebenjährige Tochter Anouk bleibt bei ihrem Mann zu Hause in Münster, weil sie zur Schule gehen muss. Auf Gut Grotenstein haben Irma und Katharina eine Pferdezucht, die seit Generationen fortgeführt wird.
Lenya nutzt die Zeit auf dem Hof nicht nur, um ihrem Vater beizustehen und Irma kennenzulernen, sondern auch um ihre Ehe mit dem bekannten Dressurreiter Alexander zu überdenken, für den sie ihr Studium an den Nagel gehängt und auf eine Ausbildung verzichtet hat. Sie arbeitet neben der häuslichen Care-Arbeit für drei Kinder unentgeltlich in dem Gestüt der Schwiegereltern und ist wie selbstverständlich für ihr Umfeld immer da.
Das Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2018 im Emsland. Der Rückblick ins Jahr 1945 zur Flucht aus Ostpreußen nimmt nur kurz Raum ein, ebenso einzelne Episoden aus den 1950/-60ern. Wer wie ich im Moment keine Bücher mit langen Kriegsszenen lesen möchte, kann sich diesen Roman dennoch vornehmen.
„Ein Bruder, der nicht reden konnte. Aber das passte wohl zu einer Schwester, die das Lachen, und einer, die das Lieben verlernt hatte.“
Jana Winter, Als wir glücklich waren, Goldmann, Seite 7 im E-Book
Die Rückschauen sind wichtig, um den Werdegang von Lenyas Vater und seinen beiden Schwestern zu verstehen, stehen aber als solche nicht im Fokus der Geschichte. Sie wirken eher wie kleine Blicke hinter verschlossene Türen.
Lenyas Familienbild ist davon geprägt, dass sie von ihrer polnischen Mutter ohne Ankündigung und ohne jegliches Wiedersehen im Alter von zehn Jahren verlassen und vom extrem in sich zurückgezogenen Vater ohne irgendwelche Verwandten aufgezogen wurde.
Jetzt als Erwachsene zu erfahren, wie ihr Leben hätte aussehen können, wenn ihr Vater nach dem Verlust der Mutter ihr den Kontakt mit den Tanten und dem Gut Grotenstein eröffnet hätte, lässt sie fassungslos sein. Gerne hätte sie einen Ort der Freude und Familie gehabt. Sie war schon immer ein Pferdemädchen und alleine der Gedanke, dass sie dort die Ferien hätte verbringen können, hätte ihr als Jugendliche viel bedeutet.
Schritt für Schritt tauen die Protagonisten auf, stellen sich der eigenen Vergangenheit und beginnen zaghaft, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Dazu würde für Lenya gehören, ihrem Vater zu verzeihen und ihre Ehe zu justieren. Robert und Irma müssten einander verzeihen und Irma ihr verschlossenes Herz öffnen. Was davon passiert, erfährst Du beim Lesen.
9 Antworten auf „Lesetipp – Wenn Vergangenheit auf Gegenwart trifft“
Deine Rezensionen sind echt top Ines. Diese liest sich sehr gut. Ich drücke Dir die Daumen für eine Fortsetzung. Ich lese gerade einen Syltkrimi, ich würde sagen, leichte Kost vor dem Schlafen. 😊
Einen schönen Dienstag wünsche ich Dir. Liebe Grüße Tina
Einen Syltkrimi gab es für uns gestern im Fernsehen. Der war gut.
Du weißt es bereits, oder? Ja, das wäre eine Geschichte für mich. Und wenn du das nächste Mal bitte wieder einen nordischen Krimi vorstellst? Ich kann das sonst alles nicht schaffen, denn hier ist auch noch ein bisschen vorhanden. 😂😂
Müde, aber liebe Grüße
Nicole
Habe schon beim Lesen an Dich gedacht, dass das genau Dein Buch ist. Hatte auch noch ein paar andere Leserinnen vor Augen dabei. Im Lauf der Jahre weiß ich ja, wem was liegt.
Das liest sich sogar für mich spannend, obwohl ich ja nicht die „Leseratte“ bin. Zumindest klingt es nicht kitschig.
Liebe Grüße
Sabine
Ja genau, kitschig ist es nicht. Obwohl es im Emsland spielt, wirkt es zuweilen norddeutsch-pragmatisch. So weit ist das Emsland ja auch nicht weg …
Ich seh schon, ich werde meinen Weihnachts-Gutschein für Bücher ausgeben, die du rezensierst. Das klingt großartig – obwohl oder gerade weil es in meiner ganz alten Heimat spielt. Aber muss ich lesen.
Liebe Grüße
Fran
Neben Nicole bist Du eine von denen, an die ich beim Lesen gedacht habe, dass es Euch gefallen würde. Gibt schlimmeres, als zu wissen, wo man gute Lesetipps bekommt, oder? Der Krimi, den ich gleich anfange zu lesen, spielt auf Deiner Elbinsel. Könnte also schon wieder was für Dich sein ;).
PS: Spielt auf Kaltehofe, nicht in Wilhelmsburg – fast Deine Insel. Weiß aber noch nicht, wie mir der Krimi gefällt.