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Schals – aussortieren oder aufbewahren?

„Du planst doch einen Beitrag über das Binden von Schals und Tüchern, oder? Vielleicht als kleiner Sidekick dabei einmal Deine profunde Meinung, welche Schals und Tücher sich lohnen, aufgehoben zu werden.

Also, ich meine jetzt Tücher/Schals die makellos sind, aber Jahre (Jahrzehnte) auf dem Tacho haben. Eigentlich nehmen sie gut gefaltet ja nicht viel Platz weg. Meine Gedanken gehen da auch in die Richtung, dass man altmodisch aussieht.

Ich habe hier als Beispiel Schals aus den 1990er Jahren. Eine Freundin nähte sie aus Seide- und Samtteilen zusammen. Sehr schön gemacht. Es war auch schon nach meiner Farbberatung, farblich alles perfekt.

Trotzdem, kann ich 30 Jahre alte Teile tragen, ohne schräg auszusehen?

Ein Wunschbeitrag für Susa

3 Schals aus dem Fundus von Susa

Susa hat mir nicht nur die Frage gestellt, sondern auch die Fotos für den Blogbeitrag geliefert. Das finde ich super, denn es ist viel einfacher und schöner, diese Frage zu beantworten, wenn zu sehen ist, worum es genau geht. Zusätzlich habe ich sie um Maßangaben zu den Tüchern gebeten, um einzuschätzen, wie die Tücher gebunden werden können.

Schal Patchwork rot - Copyright Foto Susa Berg
Schal in Rot, 170 x 23 cm – Foto: Susa Berg
Schal Patchwork grün-violett- Copyright Foto Susa Berg
Schal in Grün-Violett, 175 x 25 cm – Foto: Susa Berg
Schal Patchwork grau-orange - Copyright Foto Susa Berg
Schal in Grau-Orange, 150 x 21 cm – Foto: Susa Berg

Mein erster Eindruck

Die Schals sind wunderschön gefertigt und passen in den Farben zur Besitzerin. Ich sehe auf den ersten Blick, aus welcher modischen Ära sie stammen. Das Dilemma von Susa – aufbewahren im Archiv, tragen oder verschenken – verstehe ich sofort. Ich hatte selbst ähnliche Schals und stand vor einigen Jahren vor derselben Frage. Meine Schals haben mich verlassen, aber das ist nicht für jede Besitzerin die richtige Entscheidung.

Frage 1: Welche Schals und Tücher würde ich aufbewahren?

Jeder kennt das: Du hast etwas jahrelang, manchmal jahrzehntelang aufbewahrt und dann irgendwann schweren Herzens aus dem Haus gegeben, um Dich nicht zuzumüllen mit Dingen, die keine Verwendung mehr finden.

Kurz nach der Entsorgung wird genau dieser Sneaker als modisches Highlight für die kommende Saison ausgerufen oder Dir fehlt genau diese gelbe Lederhose für einen Anlass. Aber hättest Du Deine Sneaker gerne getragen, wären sie nicht im Keller gelandet. Dass die Hose zu karottig für Deine Figur geschnitten und das Leder zu fest war und sie deswegen ein Schrankhüter wurde, hast Du dabei bereits verdrängt.

Auch ich habe schon Tücher aussortiert, weil ich sie nicht mehr getragen habe, und mich später ab und an nach ihnen gesehnt. Ich weiß aber, dass es gute Gründe hatte, dass ich sie nicht mehr getragen habe. Wenn ich mich darauf besinne, löst sich die Sehnsucht fix in Luft auf.

Tücher nehmen, wie Susa eingangs schreibt, wenig Platz im Schrank weg und lassen sich in Kisten gut einlagern. Trotzdem bin ich der Meinung, dass unbenutzte Dinge eben doch Brot fressen. Der Platz der Tücher/Kiste im Schrank kann sinnvoller genutzt werden oder der Leerraum an der Stelle für mehr Überblick und Durchlüftung im Schrank sorgen.

Zur Frage, welche Schals und Tücher ich aufbewahren würde ist die Antwort: heile, saubere Tücher, die farblich zu mir passen, deren Textur und Format ich mag, die ich heute tragen wollen würde, wenn ich Outfit und Anlass dazu hätte.

Wenn ich heute ins Theater ginge und mein Outfit Rot bei einem Accessoire vertragen würde, würde ich dann den roten Schal vom ersten Foto tragen wollen? Wenn ja, darf er bleiben. Wenn nein, weil ich welche habe, die ich schöner finde, würde ich ihn außer Haus geben.

Bisher ist bei Kleidung und Accessoires eine einmal erkaltete Liebe bei mir nie wieder entflammt worden. Wenn das bei Dir anders ist, lege andere Entscheidungskriterien an als ich.

Frage 2: Wirken alte Tücher altmodisch?

Ja und nein. Es gibt Tücher, denen man das Alter, also ihre modische Ära, nicht ansieht. Und es gibt Tücher, wie die Schals von Susa, die sofort einem Jahrzehnt zuzuordnen sind. Letztere kommen durchaus dafür in Frage, altmodisch zu wirken und die Trägerin damit wie aus der Zeit gefallen oder altbacken wirken zu lassen.

Die Schals von Susa halte ich durchaus für heute noch tragbar, ohne altmodisch zu wirken. Das funktioniert aber nur, wenn sie zum restlichen Outfit passen. Gerade der Schal in Grün-Violett hat mit den Blumenranken extrem romantische Stil-Klänge, der rote mit den weich geformten Blattmotiven ebenso. Der Schal in dem Farben Grau-Orange ist zwar Großteils geradliniger gemustert, hat aber ebenso florale Anteile, die in Kombination mit dem Patchwork-Muster auch verspielt wirken.

Schal Patchwork grau-orange - Copyright Foto Susa Berg
Foto: Susa Berg

Wenn Susas Kleidungsstil insgesamt ein romantisch-verspielter ist und sie diese liebliche Note bei Accessoires auch heute noch schätzt, sind diese Schals noch tragbar, ohne altmodisch zu wirken. Das Format passt zu den Schals, das steht dem auch nicht im Weg.

Hat sich der Kleidungsstil davon dauerhaft wegentwickelt, wirken diese Schals dazu aus der Zeit gefallen. Eine Stilreise kann dabei helfen, das herauszufinden.

Meine Empfehlung

Da Susa die Tücher sehr lange nicht getragen und nur aus sentimentalen Gründen aufbewahrt hat, gehe ich davon aus, dass sie heute nicht mehr zu ihrem Stil passen und sie sie nicht mehr tragen wird.

Deshalb ist mein Tipp für Susa, die Schals zu verschenken an jemanden, der sich betont romantisch-spielerisch kleidet, oder einen Kostümfundus damit zu erfreuen. Vielleicht gibt es eine Nachbarsfamilie, die etwas für die Verkleidungskiste braucht?

So einen Weg hat mein erstes Hochzeitskleid genommen; das ist in der Spielkiste eines Kindergartens gelandet. Der bodenlange kreisrunde Tellerrock von meinem ersten Abtanzball aus schwarzem Taft wurde zu einem Zauberumhang bei Kindern von Freunden, indem aus dem Taillenbund die Halskrause wurde. Ein Cocktailkleid aus lachrosafarbener Seide wurde mit Tüll aufgerüscht zum Prinzessinnenkleid meines Patenkindes.

Für den Fall, dass Susa sich noch nicht komplett von den Schals trennen mag, könnte sie den schönsten aufbewahren als Erinnerungsstück – im Schrank bei den Tüchern oder in einer (!) Erinnerungskiste für solche Dinge. Dafür würde ich das rote Exemplar auswählen, weil ich denke, dass das in der etwas schlichteren Art als die beiden anderen am ehesten das Potenzial hat, jemals wieder getragen zu werden.

Was würdest Du mit diesen Schals machen?

PS: Es haben sich einigen Beitragsideen angesammelt, so dass Du Dich im Moment auf mehr Beiträge als sonst freuen kannst.

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20 Antworten auf „Schals – aussortieren oder aufbewahren?“

Guten Morgen aus der U-Bahn, deine Erklärung zu den Schals von Susa ist perfekt! Genauso sehe ich das auch und rieche förmlich die 90er 😆
Bei mir leben nur Tücher und Schals weiter, weil sie besonders neutral sind oder ein speziellen Background haben, zb ein Seidentuch aus dem MoMa New York von 1997. Ich trage Schals nur noch zu wärmenden Zwecken, nicht mehr als Schmuck. Ähnliche wie oben habe ich entsorgt. Aus dem üppigen Tüchernachlass meiner Mutter habe ich nur 2 mit besonderer Erinnerung aufgehoben. Tücher behalten den Duft diverser Parfüms, trotz Wäsche. Irgendwann entwickelt sich ein unangenehmer Geruch. Das mag ich nicht.
Viele Grüße Susanne

Hallo Susanne,
danke für Deine Gedanken zur Schal-Historie. Du hast recht damit, dass in Naturstoffen Düfte lange haften bleiben. Ich habe leider (oder zum Glück, je nachdem) nicht so eine gute olfaktorische (tolles Wort) Wahrnehmung. Gut verstehen kann ich, dass Du das besondere Tuch aus New York und die beiden Erinnerungstücher Deiner Mutter aufhebst. Das sind ja eigentlich auch textile Schmuckstücke!
Herzliche Grüße 🖖🏻
Susa

Hallo Susa, Ich reagiere sehr empfindlich auf Gerüche, die werden mit der Zeit nicht besser.
Aber ich bin auch so nicht die große Bewahrerin von Erinnerungsstücken. Zudem ändern sich meine Vorlieben öfter, wenn ein Thema abgeschlossen ist, kommt das nächste. Vintage bin ich nur in einem sehr begrenzten Zeitrahmen.

LG Susanne

Liebe Ines,
jetzt bin ich ganz gerührt und total begeistert, wie der gewünschte Beitrag über meine 1990er-Schals ausgefallen ist!
Du hast die Fragestellung durchleuchtet, eingeordnet und mir einen Ausweg gezeigt! Ich werde einen Liebling behalten – und ja, es ist der Rote 🥰.
Nun bin ich gespannt, ob sich noch weitere Deiner Leserinnen an den modischen Stil im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erinnern können.
Dankeschön für Deine Arbeit und herzliche Grüße in den Norden!
Susa

Freut mich, dass Dir meine Gedanken zu Deinen Schals zusagen und Dir bei der Entscheidungsfindung weitergeholfen haben. Die Arbeit habe ich mir gerne gemacht und so sind die Schals mit den Bildern und dem Beitrag auf jeden nochmal zu Ehren gekommen. Auch das alleine kann schon helfen bei der Entscheidungsfindung, falls sie Dich verlassen. Sie gehen dann mit Bedacht und nicht leichtfertig, wenn sie gehen.

Es kommt darauf an. Ich selbst habe ähnliche Schals/Tücher schon aussortiert. Da an dem roten Schal aber eine besondere Erinnerung hängt würde ich ihn vielleicht in eine „Schatzkiste“ packen, wenn er ansonsten nicht mehr getragen wird.
Wie Susanne trage ich Schals und Tücher nur zu wärmenden Zwecken.

Liebe Grüße
Sabine

Hallo Sabine,
du kennst ja auch noch das Jahrzehnt, aus dem meine Schals stammen. Sie waren damals große Schätze und wurden (ich hatte bestimmt insgesamt zehn verschiedene) mit Stolz getragen. Die gezeigten sind die letzten ihrer Art. Obwohl ich, im Gegensatz zu Dir, weiterhin gerne Tücher und Schals trage. Dafür habe ich es nicht so mit gestrickten Wollschals. Zu warm für Köln – meistens!
Liebe Grüße 🖖🏻
Susa

Die Schals sind zauberhaft und sehen dabei auch noch wirklich edel aus. Gar niemals nie würde ich die weggeben, nicht über meine Leiche.
Ich würde sie einfach mal wieder tragen.
Es macht doch nichts, dass die Schals aus den 90ern sind. In den 80ern habe ich die 50er/60er Accessoires meiner Eltern „geschleppt“. Vor 5 Jahren habe ich mir wieder schwarz/weiße Samba zugelegt. Ich habe sie in den 80ern geliebt. Als Bohemian Rhapsody im Kino lief, Freddie damit die Bühne rockte, musste ich einfach wieder welche haben. Und HEUTE ist das ach so trendige Insta voll damit.
Wenn Du Susa mit den Schals ebenso zauberhaft ausschaust, wie diese alleine, unbeding tragen. Aus der Zeit gefallen gibt es nicht. Nur mit der Zeit kombiniert.
BG Sunny

An Schal Nr. 2 melde ich größtes Interesse an, falls Du vorhast ihn zu entsorgen.

Liebe Sunny,
danke Dir, dass Du mich verstehst und nein, in die Tonne kämen die Schals never ever! Meine damalige Freundin, im Hauptberuf Architektin, hat mit Liebe, Leidenschaft und Akribie Schals und Tücher angefertigt. Manchmal habe ich ihr bei Kunsthandwerkermärkten beim Verkauf geholfen. Gerne würde jetzt der Grün-Violette nach Bayern ziehen 👋🫶

Ein mich ganz begeisternder Beitrag, liebe Ines und Susa.
Die Schals sind wirklich wundervoll und natürlich atmen sie die 90er. Da stimmt für mich alles, was Ines dazu schreibt und es stimmt für mich auch alles, was Sunny dazu schreibt. Das finde ich toll, was Schals alles auslösen können.
Und wenn die Schals noch Liebhaberinnen finden, umso besser.
Aber der rote ist so toll, ich hoffe Susa trägt ihn bald wieder.
Ein Unikat von einer Freundin ist er noch dazu.
Bin gespannt, ob es mal ein Foto gibt…

Und jetzt suche ich mal meine Schal-Schublade durch…
Herzliche Grüße an Euch beide,
Sieglinde

Danke liebe Sieglinde für den schönen Kommentar. Ich hatte gehofft, dass Du Dich zu Wort meldest, als Fachfrau für Schönes! Wenn ich die Fotos so anschaue, die Ines ausgewählt hat, finde ich auch, die Schals erinnern an eine andere Zeit – und sind trotzdem/deshalb wunderbar!
Oh ja, textile Erinnerungen und Geschichten. Können wir die nicht alle teilen und erzählen?
Herzliche Grüße nach Franken 👋
Susa

Liebe Sieglinde,
ich trage immer noch gern einen Wiebke Möller Schal von dir, der passt nach wie vor in meine Garderobe und zu diversen selbst gestrickten Mützen. Die Qualität ist unverwüstlich und die Muster klassisch. Ich erfreue mich jeden Winter daran.
LG Susanne

„…textile Erinnerungen und Geschichten….“, das wäre dann gleich der nächste Post, liebe Susa.
Susanne hat es ja schon aufgegriffen … Also, liebe Ines, wie wär’s?
Herzlich,
Sieglinde

Ein für mich sehr nachdenkenswerter Beitrag, der mich heute immer mal wieder beschäftigte. So schmerzlich es ist, aber ich würde die meisten Schals auch verschenken oder ins Sozialkaufhaus bringen. Den schönsten Schal als Erinnerung aufzuheben, ist eine gute Idee.
Ich habe einen kleinen Karton mit Tüchern, die ich nicht mehr verwende. Da werde ich mal schauen, welche der Tücher ich weitergeben kann. Ein Tuch hat auf alle Erinnerungswert und darf bleiben. LG Caro

Hallo Caro, wie schön, dass der Beitrag etwas bei Dir zum Klingen gebracht hat und einige Deiner alten Schätzchen vielleicht noch mal neue Liebhaberinnen finden!
Viele Grüße 🖖🏻
Susa

Die Antwort ist schwierig, denn jeder hat einen anderen Geschmack. Ehrlich gesagt habe ich viele Schals einfach weggeworfen, weil sie alt waren oder ein Problem hatten. Ansonsten mache ich mir keine Sorgen, denn je nach meinem Look trage ich sie immer noch alle. Außerdem mag ich es, verschiedene Mustern zu haben, auch wenn sie die gleiche Farbe haben!
Liebe Grüße,
Claudia

Hallo Claudia,
das ist doch toll, dass Du aus dem Vollen schöpfen kannst und so viel Auswahl hast! Nicht mehr schöne, verwaschene oder verschlissene Teile auszusortieren fällt mir auch gar nicht schwer. Nur sind meine Teile noch einwandfrei und meine Befürchtung war die, als nicht mehr junger Hüpfer als „aus der Zeit gefallen“ wahrgenommen zu werden. Wenn sich die Schals und Tücher weiterhin gut mit der vorhandenen Garderobe kombinieren lassen, ist doch alles fein.
Herzliche Grüße 🖖🏻
Susa

Man könnte den Schal der einem so lieb ist auch hinter Glas in einem schönen Bilderrahmen arrangieren. So kann man ihn sehen und er verschwindet nicht in irgendeiner Kiste.
Nur so, als Idee…..😊

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