Kategorien
Lesetipps

Lesetipp – Trügerische Erinnerungen

Werbung – Rezensionsexemplar

So ist das nie passiert
Sarah Easter Collins

So ist das nie passiert
Sarah Easter Collins

Originalausgabe, Hardcover, mit Schutzumschlag, 400 Seiten
ISBN 978-3-453-27451-8
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Carola Fischer, Beate Brammertz, Ute Brammertz, Originalverlag Viking
Erschienen am 12. Juli 2024 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

“Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre kleine Schwester Laika spurlos. Auch über zwanzig Jahre später hat Willa die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Laika noch lebt. Hartnäckig sucht sie weiter nach ihr. Sie sehnt sich nach der Familienidylle, die mit Laika verloren zu sein scheint. Darüber vernachlässigt sie die Beziehungen zu den Menschen, die tatsächlich noch Teil ihres Lebens sind. Dann trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, in der sie endlich ihre verlorene Schwester zu erkennen glaubt. Was als zwangloses Essen beginnt, wird zu einem denkwürdigen Abend, der alles verändert, was Willa von ihrem Leben zu wissen meinte.”

Verlagstext

Also erst einmal ist das Buch für mich eher ein Krimi als ein Roman, auch wenn Ermittlungspersonal keine Rolle spielt. Die Spannung steigt vom scheinbar harmlosen Anfang kontinuierlich an. Die Geschichte zieht sich immer enger zusammen. Es ist ebenso ein Buch über Freundschaft und Liebe wie über Verrat und Gewalt in der Familie.

Kernpersonen der Geschichte sind

  • die Schwestern Willa und Laika
  • deren Eltern Bianka und Bryce
  • Jamie, Verlobter von Willa
  • Robyn und Cat mit ihren Kindern
  • Michael, Bruder von Robyn, mit Freundin Liv
  • Nate, Bruder von Cat, mit Freundin Claudette.

Willa und Robyn kennen sich aus dem Internat, in dem Willa nach dem Verschwinden von Laika untergebracht wurde, um sie vor der Presse und den Zuständen zu Hause zu schützen. Die beiden haben damals ein Zimmer geteilt und waren unzertrennlich.

Robyns Familie ist das Gegenteil von Willas Eltern: liebevoll und bodenständig. Willas Vater ist ein reicher Tyrann, die Mutter fügt sich in das Leben mit ihm. Der unterschiedliche Umgang miteinander und die dahinter stehenden Wertekonstrukte überraschen Robyn und Willa gleichermaßen.

Abendessen mit Freunden

Willa, Jamie, Michael, Liv, Nate und Claudette sind bei Robyn und Cat zu Hause zu Gast. Dieses Abendessen mit Freunden bildet den Rahmen der Geschichte, die von verschiedenen Personen immer wieder zu dem Abendessen zurückkehrend erzählt wird und Rückblenden bis zum Tag von Laikas Verschwinden enthält.

Natürlich ist die Frage, was damals mit Laika passiert ist und ob sie noch lebt. Ist eine der Frauen am Tisch wirklich Laika oder fällt Willa zum x-ten Mal auf eine falsche Wahrnehmung herein? Seit dem Verschwinden von Laika sieht sie immer wieder Personen, von denen sie denkt, sie müssen Laika sein.

Liv ist Psychologin und hat über falsche Erinnerungen geforscht. Sie untersucht die Korrumpierung des Gedächtnisses, also die Art und Weise wie Erinnerungen beeinflusst und im Lauf der Zeit verändert werden können (vgl. Seite 33 von 364 im E-Book). Durch eine Idee von ihr, dass alle am Tisch sitzenden eine frühe Kindheitserinnerung erzählen, wird in Willa und den anderen einiges angestoßen.

Mir hat das Buch total gut gefallen, weil es so scheinbar harmlos anfängt. Es hätte auch einfach ein Beziehungsroman sein können. Und dann kamen so viele kleine Puzzle-Teile hinzu, dass ich es phasenweise gar nicht mehr weglegen konnte, weil ich unbedingt mehr wissen musste.

Wie verlässlich sind Erinnerungen?

Beim Lesen über die falschen Erinnerungen habe ich mehrfach geschmunzelt, denn in meiner Familie gibt es eine Gegebenheit, bei der wir uns bei dem Rahmen der Handlung vollständig einig sind, aber nicht in Bezug auf die Hauptperson.

War es sie oder ich? Die Zeugen sind alle tot. Inhaltlich ist das egal, es ist eine Anekdote. Aber es ist eine, die einem Beispiel in dem Roman durchaus ähnelt und dafür steht, dass wir unseren Erinnerungen eben nicht immer trauen können, auch wenn wir uns scheinbar noch so sicher sind.

Ist das ein Buch für Dich?

Der Beitrag gefällt Dir? Über ein Trinkgeld in meiner Kaffeekasse bei PayPal => Ines’ Kaffeekasse freue ich mich – klassische Bankverbindung auf Anfrage. Herzlichen Dank!

11 Antworten auf „Lesetipp – Trügerische Erinnerungen“

Guten Morgen Ines, das Buch klingt spannend. War es wohl, wenn Du es kaum weglegen konntest.
Erinnerungen sind schon trügerisch und ich habe gemerkt, dass Erinnerungen an Verstorbene meist anders sind. Wie drücke ich das aus. Meist kommen nur positive Erinnerungen und alles negative ist vergessen. Vielleicht ist das ein Schutz, man spricht ja nicht negativ über Verstorbene und dann werden die Erinnerungen „angepasst“. So wie ich es auch häufig in Eltern-Kind Beziehungen sehe, die schwierig waren. Da wird nicht selten das tyrannisierende Elternteil vergöttert.
Einen schönen Donnerstag, liebe Grüße Tina

Ich kenne auch Menschen, die das negative bei Verstorbenen verdrängen. Bei mir ist das nicht so. Ich finde durchaus, dass man schlecht über Tote reden darf, wenn man das auch zu Lebzeiten gedacht oder gemacht hat. Es gibt Menschen, die zu Lebzeiten einfach wenig Gutes angehäuft haben durch ihr Tun und Sein – woran auch immer das gelegen haben mag. Bei solchen Menschen fällt es mir im Gegenzug eher schwer, die guten Erinnerungen zu bewahren. Meine Oma ist zum Beispiel so eine Person.

Dir auch einen schönen Tag! Ich habe heute ein Regencape in braunem Leomuster gesehen. Das rief sooooo laut Deinen Namen!

Ich erinnere mich halt auch an die negativen Seiten des Menschen, nicht nur an die schönsten. So wie es halt war…in meiner Erinnerung. Vielleicht bin ich ein Elefant, die vergessen angeblich nie.
Das Regencape ist cool, da hätte ich auch an mich gedacht. 🤭
Danke für das Bild per mail. 😉
Einen wunderschönen dunkelblauen Freitag wünsche ich Dir, liebe Grüße Tina

Ich dachte kurz, es ist ein Kochbuch. Was für ein tolles Titelbild.

Die Geschichte klingt wirklich rasend gut und interessant. Auch vom Spannungsbogen.

Ich könnte mir vorstellen, dass ich es mögen würde.

Liebe Grüße
Nicole

Kochbuch war auch mein erster Gedanke. Das Cover passt fantastisch zur Geschichte, weil der Abend mit Freunden am Tisch den Rahmen bildet. Beim Lesen habe ich öfter an Dich gedacht und bin überzeugt, dass es das Buch Deinen Geschmack genau trifft.

Danke dir für diese Buchvorstellung. Das klingt für mich so interessant, dass ich es in der Bibo gleich bestellt habe. Bin auf Platz 6. Es gibt vier Exemplare in den Bibliotheken meiner Heimatstadt.
LG Caro

Erinnerung ist trügerisch. Bei Zeugenaussagen gibt es oft soviele unterschiedliche wie es Zeugen gibt…
Ob sie deshalb weniger wahr sind, möchte ich nicht sagen.
Das Buch klingt interessant!
Herzlich,
Sieglinde

Zeugen könenn Stein und Bein aus vollster Überzeugung schwörem, dass ein rotes Auto weiß war … Das menschliche Gehirn ist manchmal eine Wunderte. Ich habe neulich ein Kennzeichen komplett falsch erinnert und meinte, es exakt vor Augen zu haben. Unerklärlich war mir das. Es war nicht wichtig, aber überflüssig ist so ein Fehler dennoch.

Dass Erinnerungen trügerisch sein können, weiß ich auch, liebe Ines. Edi und ich erinnern uns manchmal recht unterschiedlich an ein und dieselbe Sache. Mit einer meiner Arbeitskolleginnen teile ich ein spezielles Erlebnis, an das wir uns unterschiedlich erinnern. An manche Ereignisse erinnere ich mich überhaupt nicht, obwohl ich angeblich (lt. Freunden) dabei gewesen bin, während ich mich wiederum an Dinge erinnere, die andere vergessen haben usw. Daraus einen Thriller zu zaubern, erscheint mir eine interessante Idee. (Ich nennen einen Roman, der vielleicht kriminelle Handlungen, aber auf jeden Fall Spannung und keine Ermittler beinhaltet, normalerweise Thriller.) Scheint mir ein sehr lesenswertes Buch zu sein.
Alles Liebe und Krauler an Mona, Traude
https://rostrose.blogspot.com/2024/09/weltreise-2024-7-station-san-francisco.html

Lustig, dass Du unterschiedliche Erinnerungen zu verschiedenen Gegebenheiten und mit verschiedenen Personen hast. Das zeigt für mich mal wieder, dass ein Live-Moment immer wichtiger ist, als eine Erinnerung an etwas.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert