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Stilberatung

Stilberatung unisex

Im Rahmen der Stilberatungen kamen in den letzten Jahren vermehrt Kund_innen zu mir, die sich nicht im geschlechtlichen Bild von Frau und Mann wiederfinden. Sowohl in privaten Einzelberatungen als auch in Gruppen-Seminaren ist das ein Thema.

So hat es sich ergeben, dass ich im Lauf des Jahres 2023 aus den Übersichten der Stiltypen Frau/Mann und zugehörigen Bekleidungstipps eine neue Matrix erstellt habe, die alle Attribute umfasst. Die daraus entstandenen neuen Stilmappen setze ich jetzt in allen Stil- und Typberatungen ein.

Der Mensch im Fokus

Nachdem ich monatelang überlegt habe, welchen Namen und Gender-Symbol dieses Kind bekommt, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es keine Zuschreibungen wie trans* Personen, drittes Geschlecht, non binär, genderfluid, divers, multikompatibel, included, in between, queer … braucht.

Es gibt immer jemanden, der sich in der Begriffswahl nicht wiederfindet, weil das ein wirklich komplexes Thema ist, das zudem einer permanenten Weiterentwicklung unterliegt.

Das Ergebnis meiner Gedanken ist, dass der Oberbegriff schlichtweg Mensch ist. Auf meinen Websites zu den Beratungen schreibe ich Stilberatung/Typberatung unisex, weil unisex ein gängiger Begriff ist für etwas, das nicht geschlechtsspezifisch ist.

Als ergänzendes Symbol zu Mann und Frau verwende ich die Kombination aus Venus- und Marssymbol, um optisch zu zeigen, dass ich Menschen umfassender als nur als Mann und Frau betrachte.

Die meisten Kund_innen kommen zur Buchung über Suchmaschinen auf meine Website und ich denke, dass sie dabei eher nach einem Wort wie unisex suchen als einem wie Mensch. Die Bezeichnung im Internet hat also etwas mit Suchmaschinenoptimierung zu tun, damit mein Angebot gefunden wird.

Das Wort unisex passt aber auch nicht perfekt, weil die Beratung natürlich auf ein geschlechtsspezifische Zuordnung ausgerichtet wird, wenn Kund_innen das möchten – was meistens der Fall ist.

Auf den neuen Stilmappen steht deshalb gar keine Zuordnung oder Symbol. Die darin enthaltenen Figurinen sind neutral geformt, so dass ich für alle Menschen darin Tipps passend in der Beratung einzeichnen kann.

Was ist Dein Wort, um alle Menschen zu umfassen?

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20 Antworten auf „Stilberatung unisex“

Ich habe tatsächlich keine, weil ein Mensch ein Mensch ist. Wie du es so schön sagst.
In deinem Fall, also für die Suchmaschine finde ich es tatsächlich auch nicht einfach und denke, dass unisex es sicher am passendsten trifft oder für alle oder jedermann. Ganz schwierig.
Liebe Grüße
Nicole

Danke für Deine Zustimmung. Für alle stand auch mal als Benennung im Raum und genau der Weg darüber führte bei mir zu dem Wort Mensch. Denn was sind wir alle? Menschen.

Das finde ich sehr interessant. Auch, dass bei Dir in der Beratungsarbeit diese Thematik öfters vorkommt.
Unisex kennen wir ja von Textilien schon lange und das klingt dann nicht ungewohnt. Bei Beratungen würde es für mich zwar Mensch besser treffen, aber es klingt bei uns eher etwas medizinisch oder philosophisch.
Ich wollte im Shop auch noch eine Rubrik für Bestellende hinzufügen. Da hatte ich an „divers“ gedacht. Bin mir aber noch nicht sicher.

Du füllst die neutralen Seiten der Vorlagen dann in der Beratung mit persönlichen und ggffls. auch geschlechtsspezifischen Zeichnungen und Bemerkungen auf. Habe ich das richtig verstanden?
Eine Beratung ist ja ein sehr persönlicher Prozess, da möchte ich mich verstanden wissen in möglichst vieler meiner Facetten.
Sehr gut, dass Du in dieser Richtung arbeitest.
Herzlich,
Sieglinde

Dass die Thematik in der Beratung bei mir öfter vorkommt, ist kein Zufall. Gerade Menschen, die sich im Wandel von einer geschlechtlichen Identität zur anderen befinden oder mit dem Hinterfragen/Finden Ihrer geschlechtlichen Identität sind, beschäftigten sich damit, wie sich das äußerlich in Einklang bringen lässt mit dem inneren Gefühl. Dabei eine Imageberaterin ins Boot zu nehmen, kann sehr hilfreich sein.

Klar fülle ich die neutralen Seiten der Vorlagen dann so, wie meine Kund_innen das wünschen. Ich sage zu Beginn, dass die Stilmappe alle Menschen umfasst und wir das so konkretisieren, dass es zu der Person passt. Da sind dann auch mal Seiten überflüssig oder werden angepasst. Bisher kommt das sehr gut an. Gerade für die Menschen, die sich vorab am Telefon oder per E-Mail nicht outen wollten, ist das gut, dass dann so gesehen zu wissen. Und für alle, die sich eindeutig als Frau oder Mann sehen, sind alle Facetten enthalten. Die alten Figurinen, die einen weiblichen bzw. männlichen Körperbau hatten, bildeten auch nicht immer den Körper ab, der vor mir sitzt. Auch dafür sind die neutralen Figuren im Stil einer Gliederpuppe viel besser, weil sie weniger Stereotype abbilden.

Bin gespannt, wie Du die neue Rubrik umsetzt.

Eine kleine Recherche bei einigen Online-Shops hat ergeben, dass viele einfach auf eine Bezeichnung verzichten und nur Vor- und Nachnamen benötigen. Das könnte ich mir bei da sempre auch vorstellen, zumal wir sowieso in der Bestellbestätigung „Guten Tag Vor – und Zuname“ schreiben.
Da muss ich nochmal drüber nachdenken…

Ohne Zuweisung mit neutraler namentlich Anrede finde ich es perfekt. Es geht also um den Bestellvorgang. Ich hatte gedacht, Du würdest eine Seite machen, auf der Du Accessoires präsentiert, die unisex sind. Wäre ja vielleicht auch eine Idee.

Ja, da haben wir aneinander vorbei gedacht… 🙂
Eine Vorstellung von unisex Accessoires stelle ich mir gar nicht so einfach vor bei unserer Auswahl. Ich hatte schon mal einige einzelne Schals z.B. so bezeichnet, weil sie für Männer und Frauen tragbar sind. Aber selbst da habe ich zu wenig. Doch ich behalte es im Blick.
Herzlichen Gruß
Sieglinde

Sehr gute Wortwahl, unaufgeregt, sachlich und weit weg von all dem Gendergeschwurbel, dass ich nicht ausstehen kann, weil es stellvertretend als Zwist für anderes ausgetragen wird.
Spannend wäre, hinter die Kulissen zu schauen. Mir scheint, dass geschlechtsneutrale Kleidung trotzdem per se männlich dominiert ist. Hosen gehen für alle, Kleid und Rock zielt schon wieder auf herkömmliche Wahrnehmung. Dass es in der Geschichte anders war, ist uns ja bekannt und das die Grenzen aufweichen ebenso.
Im nächsten Leben studiere ich Kunstgeschichte und widme mich der Kostümkunde 😀
Liebe Grüße
Susanne

„Hosen gehen für alle, Kleid und Rock zielt schon wieder auf herkömmliche Wahrnehmung.“

Das entspricht bei Menschen im wahrem Leben auch meinem Eindruck. In einigen Onlineshops von nachhaltiger Mode in schlichtem Stil fällt mir Monaten verstärkt auf, dass ich die Modells für die Mode, die im Shop für Damen einsortiert ist – divers/unisex habe ich da noch nicht wahrgenommen, vom Körperbau her recht maskulin und im Gesicht geschlechtsneutral finde. Das gilt in diesen Onlineshops auch für die Präsentation von Röcken und Kleidern und vorallem auch Oberteilen, in die mein Busen reinpassen soll. Da finde ich es dann eher schräg, wenn ein Mensch mit flachem Oberkörper ein Kleidungsstück präsentiert, das mehrheitlich von Menschen mit weiblichen Brüsten gekauft wird.

Es bleibt spannend und im Wandel.

Ich denke, dass es zu diesem Thema noch sehr viel Unsicherheiten gibt. Die Anfeindungen von radikalen Auslegern steigern das zudem.
Mir fällt auf, dass internationale nachhaltige Mode von sehr viel Bodypostivity geprägt ist. Das kommt in Deutschland so gut wie gar nicht vor. Ich sehe kräftig gebaut, „normale“ Models! Das gefällt mir.
War aber jetzt nicht dein Thema!

Unisex finde ich perfekt. Das versteht jeder und für die Suchmaschine sicher auch gut. Das Thema ist komplex und teilweise auch in unserer Praxis präsent und verwirrend.
Liebe Grüße Tina

Jeder, der mit Menschen zu tun, kommt um das Thema nicht herum. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Verwirrt war ich phasenweise von der Vielfalt. Inzwischen ist das in meinem Kopf recht klar sortiert.

Tatsächlich frage ich einfach auch mal nach wie es gewünscht wird, die Anrede z.B. Gerade bei Transgendern ist der Prozess ja ein Jahre langer Weg.

Wenn ich mir unsicher bin, frage ich auch nach. Eine höflich formulierte Frage wird den meisten Menschen angenehmer sein als eine aus deren Sicht falsche Anrede. Inzwischen hat sich im internationalen E-Mail-Verkehr eingespielt, in der Signatur beim Namen die gewünscht Anrede dazu zu schreiben. Das finde ich praktisch gerade bei Namen, die ich selbst bei einem klassischen Bild von Frau/Mann nicht zuordnen kann. So braucht man nicht um die Anrede herumzulavieren und macht keinen Fehler.

Ich denke, Unisex versteht jeder! Es ist ein Wort, das vom lateinischen „uni“, was „eins“ bedeutet, und „sexus“, was „Sex“ bedeutet, stammt. Daher ist etwas Unisex für mich etwas, das nicht spezifisch für ein bestimmtes Geschlecht ist, sondern „eins“ für alle! Perfekt! 😉
Liebe Grüße,
Claudia

Spannende Frage! Personalabteilungen halten ja hartnäckig am Begriff „Divers“ fest. In der Mode ist unisex ja nicht neu, die Duftbranche hat es vorgemacht. Man kann es aber eben auch so interpretieren, dass ein T-Shirt von beiden Geschlechtern getragen werden kann, während ein Kleid wieder mit „feminin“ fest zugeordnet wäre.
Ich fürchte, das wird am Ende wieder so eine Glaubensfrage, bei der man es eh keinem Recht machen kann. „Mensch“ scheint mir da noch die beste Variante.
LG
Vanessa

Genau – allen kann man es da nicht recht machen. Ein Ansinnen ist, dabei möglichst niemandem auf die Füße zu treten und möglichst alle im Boot zu haben. Aber irgendwer fällt immer raus.

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