Autor: Ines
Imageberaterin aus Hamburg
dies & das #4
Werbung durch Namensnennungen und Verlinkungen ohne Auftrag
INCI Lexikon auf Instagram
Wissen zu wollen, was man sich auf Haut und Haare schmiert, ist das eine. Die Liste der Inhaltsstoffe der Produkte wirklich zu verstehen, das andere. Das ist nämlich gar nicht so leicht. Mal davon abgesehen, dass die Meinungen auseinander gehen, welche INCI gut oder böse sind, hilft es, bestimmte Produktgruppen anhand von Wortbestandteilen zuordnen zu können, wenn man sie in einem Produkt haben oder meiden möchte.
Dazu erstellt gerade das Team des INCI Lexikon auf Instagram (Werbung) ein INCI-ABC, was ich leicht verständlich finde. Es beginnt bei Z, damit dann am Ende das Profil von A-Z gelesen werden kann.
Eure Fragen – meine Antworten
Im Beitrag Was Du schon immer über mich wissen wolltest habe ich Eure Fragen beantwortet. Falls Du Dich bisher nicht getraut hast, eine neugierige Frage zu stellen oder weitere hast, hole das gerne dort nach. Ob tiefgründig oder banal – ich bleibe keine Antwort schuldig.
Pressespiegel
Im Januar war ich erneut Gast in einem Podcast über Rennradsport. Es ging um die aktuellen Trikots der Saison 2021. Du findest den Beitrag online unter Windkante – Der Radsport Podcast vom 29. Januar 2021, No. 62, mit dem Titel Gut gekleidet ab Minute 42:45.
Ohne Worte #6
Wann geht die Modemathematik auf?
Werbung wegen Namensnennungen und Verlinkungen ohne Auftrag
„Mich würde interessieren, wann für dich die Modemathematik aufgeht? Je nach Kleidungsstück wird das ja vermutlich sehr unterschiedlich sein, oder? Gibt es bei dir klare Regeln oder ist es eher eine Entscheidung nach Gefühl, wann sich der Kauf gelohnt hat?“
fragt Stephanie beim Beitrag Was Du schon immer über mich wissen wolltest
Auf meine Rückfrage, ob es eine bestimmte Art Kleidungsstück gibt, bei dem ihr Entscheidungen dazu besonders schwer oder leicht fallen, konkretisiert sie
„Ich überlege meistens bei Sommersachen, ob ich es wirklich benötige. Zum Beispiel Leinenhosen oder einen Maxi-Rock. Bisher habe ich erfolgreich die Sommerzeit ohne diese beiden Varianten verbracht aber denke immer mal wieder daran, ob es nicht eine sinnvolle Ergänzung wäre.
Im Grunde kann ich die Frage aber nicht auf eine bestimmte Kategorie einschränken, da ich mich auch bei einem Cocktailkleid für Hochzeiten frage, ob da je die Modemathematik aufgehen wird und wenn ja, wie die wohl aussieht.
Bei Blusen für die Arbeit, Stoffhosen oder Unterwäsche fällt es mir leichter, da alles regelmäßig zum Einsatz kommt. Wenn ich so drüber nachdenke bin ich überwiegend bei saisonaler und anlassbezogener Kleidung zögerlich.
Teilweise frage ich mich auch, ob man nicht für Unterwäsche am meisten Geld ausgeben sollte bzw. auf die beste Qualität achten sollte, weil man sie nicht nur täglich auf der Haut trägt, sie gewaschen wird und dann wieder getragen wird, sodass es gut sein kann, dass ich Unterwäsche/Socken jede Woche aufs Neue trage, sie also quasi im Dauereinsatz sind.“
Stefanie
Weil ich die Fragen umfassend beantworten möchte, bekommt das Thema einen eigenen Beitrag und wird nicht im Ursprungsbeitrag mit den Fragen an mich beantwortet.
Was ist Modemathematik?
Zur Begriffsklärung für alle, denen der Begriff Modemathematik nicht geläufig ist: Ich verwende die Formulierung, dass die Modemathematik aufgeht, wenn die Kosten pro Tragen bei einem Teil für mich wie beim Kauf erwartet oder geringer sind.
Ein Beispiel: Wenn ich beim Kauf eines T-Shirts für 30 Euro denke, dass ich es dreißigmal tragen werde, kostet es pro Tragen 1 Euro und das ist O.K. für mich. Wenn es 30 Tragetage oder mehr geschafft hat, geht für mich die Modemathematik auf.
Löst es sich aber vorher in irgendeiner Form auf und verlässt mich, bevor ich es dreißigmal tragen konnte oder wollte, geht die Modemathematik nicht auf. Auf Englisch wird das im Netz auch gerne als costs per wear bezeichnet.
Wann geht die Modemathematik auf?
Es ist je nach Kleidungsstück unterschiedlich, wann die Modemathematik für mich aufgeht. Das lässt sich nicht an einem Euro-Betrag pro Tragen festmachen. Ein Anlasskleid wird mich pro Tragen immer mehr kosten als eine Jeans, weil ich gar nicht so viele Anlässe für schicke Kleider habe oder mir schaffen möchte, wie zum Tragen von Jeans oder derben Boots. Es gibt für mich keine klaren Regeln, wann sich der Kauf gelohnt hat. Das ist eine Mischung aus Gefühl und einer Überschlagskalkulation.
Saisonale Kleidung
Bei der von Stefanie eventuell gewünschten Sommerkleidung – konkret Leinenhose oder Maxi-Rock – würde ich vor der Anschaffung fragen, welche Teile sie dafür weniger tragen würde, ob die dann immer noch genug getragen würden oder ob die Leinenhose oder der Maxirock Vorteile bieten können, die der Bestand nicht hat.
Konkret: Nehmen wir an, Du hast sieben Sommerkleider für wirklich sommerliches Wetter. Die trägst Du jeweils an einem Tag pro Woche. Bei zehn Wochen Sommer wird jedes Kleid zehnmal getragen. Nun kaufst Du eine Leinenhose und einen Maxi-Rock.
Hast Du passende Oberteile dazu? Oder kommen da Folgeanschaffungen hinzu? Würdest Du die Oberteile nur dazu tragen oder auch zu anderen Röcken oder Hosen? Wenn Du jetzt an einem Tag pro Woche die Hose trägst – danach muss sie eh in die Wäsche, weil sie verknüllt ist – und an einem Tag den Maxi-Rock, werden zwei Kleider pro Woche weniger getragen. Für den Maxi-Rock spricht, dass er vermutlich nicht nach einmal Tragen in die Wäsche kommt.
Wenn Du die Kleider dafür länger im Sortiment hast und sie dennoch trägst, bis sie auseinanderfallen, schadet das deren Modemathematik nicht. Wenn Du aber deutlich zu- oder abnimmst oder sie Dir modisch irgendwann nicht mehr zusagen und Du sie deshalb vor dem Ende ihrer Lebenszeit weggibst, werden ihre Kosten pro Tragen für Dich höher, als wenn Du auf die Leinenhose und/oder den Maxi-Rock verzichtet hättest.
Auch wenn Du bisher erfolgreich ohne die beiden Teile durch den Sommer gekommen bist, haben sie vielleicht aber ungeahnte Vorteile, die Dir das Sommerfeeling verschönen können. Leinenhosen sorgen dafür, dass die Beine weder im Stehen noch im Sitzen aneinanderkleben. Schön, oder? Maxiröcke lassen blasse Beine im Frühling (oder auch im Sommer je nach Typ …) verschwinden und geben Deinem Stil vielleicht eine legere Hippie-Note?
Mein Tipp: Gönn Dir erstmal eins der beiden Teile, wenn Du Dich für die Sortimentserweiterung entscheidest. Wenn Du eher der Hosentyp bist, nimm die Leinenhose. Bist Du eher der Rocktyp, nimm den Maxi-Rock. Bist Du Kleiderträgerin, kauf es nur, wenn Du mindestens zwei passende Oberteile dazu hast.
Anlasskleidung
Cocktailkleider für Hochzeiten, Abendkleider für Bälle oder andere wirklich festliche Outfits sind die Pest für die Modemathematik. Wenn Du nicht gerade Hochzeitsrednerin oder -planerin bist wirst Du nie genug Gelegenheiten haben, um die Kleider aufzutragen oder auch nur ihrem Preis ansatzweise gerecht häufig zu tragen. Was ist die Lösung?
Sorge wenigstens dafür, dass Deine Schuhe, Schmuck und Abendtasche zu mehreren Kleidern passen, damit Du sie über Jahre hinweg anziehen kannst, selbst wenn die Kleider wechseln. Dafür empfehle ich Sandaletten und eine Clutch in Gold oder Silber je nach Farbtyp.
Du kannst ein billiges Kleid kaufen, damit es pro Tragen nicht so teuer wird. Nachteil: Der Stoff wird sich nicht gut anfühlen, es wird vermutlich nicht toll sitzen und am Ende haben vielleicht noch andere Frauen das Kleid auf der Veranstaltung an, wenn es ein großer Ball ist. Habe ich alles schon gesehen und meistens treffen Größe 34 und 44 aufeinander … für beide nicht schön. Man denke an Samantha in SATC, der das mit Jung und Alt im gleichen Kleid passiert ist – sie hatte Glück, dass die junge Frau es mit Humor genommen und beide gerettet hat.
Wenn absehbar ist, dass es in den nächsten zwei bis drei Jahren mehrere Anlässe zum Tragen gibt, würde ich ein schönes Kleid kaufen und im mittleren Preissegment schauen. In Deinem Freundeskreis steht eine Hochzeit nach der anderen an oder die großen Silberhochzeiten gehen los? Trage immer das gleiche Kleid!
Die Zeiten, in denen man in einem Kleid nur einmal gesehen werden durfte, wenn man Stil hatte, sind sowas von vorbei! Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Dabei ist es egal, ob es das kleine Dunkelblaue oder das pinkfarbene Cocktailkleid ist. Man darf Dich wiedererkennen. Dann bist Du halt die, die wieder mal das pinkfarbene Kleid trägt. Egal.
Eine Freundin von mir trägt seit zehn Jahren das gleiche schwarze mittelalterliche Samtkleid zu feierlichen Anlässen. Ich freue mich jedes Mal, sie darin zu sehen, weil sie in dem Kleid fantastisch aussieht! Und wenn Dir das zu langweilig ist, kaufe halt ein paar bunte Sandaletten oder Pumps zur Abwechslung, die Du zum Feiern auch mal in einer Bar zu Jeans oder dunklen Hosen tragen kannst.
Du gehst davon aus, dass das die einzige Festlichkeit auf absehbare Zeit bleibt und möchtest dennoch kein Kaufhausfähnchen, sondern ein richtig tolles Kleid tragen? Dann leih Dir eins aus! Das erscheint im ersten Moment teuer, ist aber billiger als kaufen, wenn Du es wirklich nur einmal trägst.
In Hamburg gibt es schöne Läden dafür, die Kleider verkaufen und ausleihen. Es steht der Leihpreis auf dem Kleid und auch der Übernahmepreis, falls Du es doch behalten möchtest. Das ist die nachhaltigste Lösung, bei der die Kosten pro Tragen vorher feststehen und kein Glücksspiel werden. Oder Du hast ganz viel Glück und kannst eine Freundin oder Schwester fragen, ob sie Dir ein Kleid borgt.
Pflichtblusen und -hosen
Bei Blusen und Stoffhosen für die Arbeit und Hosen schreibt Stefanie, dass es ihr da leicht fällt, Entscheidungen zu treffen. Das kann ich gut verstehen. Wenn man im Grunde neun Monate – also in Hamburg ist das meistens so, ich weiß aber nicht, wo Stefanie lebt – die gleichen Sachen im Büro trägt, weil im drinnen durchgehend ähnliches Raumklima herrscht, lernt man schnell abzuschätzen bei der Anprobe, welche Teile man gerne und oft tragen wird und welche nicht gut sind.
Man findet seine Marken und kauft bei denen meistens jahrelang ähnliche Sachen. Ob eine Bluse dann 60 oder 80 Euro kostet oder eine Hose 80 oder 120 Euro ist dann fast egal, weil die Sachen bis zum Auseinanderfallen getragen werden.
Ein teureres Teil aus dem Sortiment wird durch ein Sale-Schnäppchen ausgeglichen. Am Ende kosten die Teile pro Tragen alle etwas das gleiche. Bei solchen Sachen denke ich auch nicht lange nach. Brauche ich? Gefällt mir? Kaufe ich.
Unterwäsche und Socken
Stefanie fragt sich, ob sie nicht vielleicht für Unterwäsche und Socken am meisten Geld ausgeben bzw. auf die beste Qualität achten sollte, weil man sie nicht direkt auf der Haut trägst, sondern Lieblingsteile davon wirklich jede Woche trägt.
Dazu gebe ich meine volle Zustimmung. Nichts ist direkter auf der Haut als Unterhosen, BHs, Unterhemden und Socken bzw. Kniestrümpfe, Strumpfhosen, Leggings. Und deshalb ist es mir dort besonders wichtig, dass Haptik und Qualität stimmen. Das sind die Kleidungsstücke, die man häufigsten trägt und die deshalb die größte Aufmerksamkeit verdienen.
Außerdem macht die Unterwäsche etwas damit, wie wir uns fühlen. Rutschende oder einschneidende Unterhosen oder Socken können einem definitiv den Tag verderben, oder? Dazu kommt, dass die Unterwäsche die Basis für die Oberbekleidung ist. Die sauber grundierte Fläche für den Lack sozusagen. Je besser das Darunter sitzt, umso schöner fällt das Darüber.
Ich trage all die genannten Unterwäscheteile nur einen Tag. Ich weiß von einer früheren Umfrage, dass viele Leserinnen BHs mehrfach tragen. Das habe ich mit zwei Tagen versucht, aber das funktioniert für mich nicht, weil mir die BHs dann schon zu ausgeleiert sind und im Sommer auch zu verschwitzt. Also gehe ich bei der Modemathematik von einem Tragetag aus.
Konkret bedeutet das, dass ich bei Unterwäsche, Socken & Co primär auf die Qualität achte und der Preis ein untergeordnete Rolle spielt. Meine Unterhosen sind von Schiesser Modell Panty seamless Invisible light und kosten regulär 15 Euro. Es gibt sie aber ab und an für 7 Euro im Angebot in bestimmten Farben und dann ist es mir egal, dass ich eigentlich schwarze kaufen wollte, aber für weniger als den halben Preis himbeerfarbene bekomme. Beim Schreiben des Beitrags sind gerade zwei Blautöne im Angebot, auch hübsch. So wichtig mir Farben bei Oberbekleidung sind, so flexibel bin ich da bei Unterhosen. Da die etwa zwei Jahre halten, sind die Kosten je Unterhose am Ende zu vernachlässigen. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn ich über 50 % dabei sparen kann.
BHs gehören zu den teuersten Sachen in meinem Schrank, weil sie im Durchschnitt 80 Euro kosten, Bodys noch mehr. Länger als zwei Jahre halten sie aber leider nicht … Das Tragen eines gut sitzenden BHs, über dem die Kleidung gut aussieht und der mich nicht umbringt, kostet mich pro Tag etwa 75 Cent. Das sind Momente, in denen ich vor Neid platzen könnte auf alle Frauen, die mit Bustiers aus dem Wäsche-Discounter auskommen, weil sie einen kleinen Busen haben, der mehr oder minder von alleine bleibt, wo er sein soll. Meine liebsten und neuesten sind von PrimaDonna, die sitzen mit Abstand am besten.
Als Unterhemden kaufe ich bei Palmers locker fallende Tanktops aus Viskosejersey. Die fühlen sich wie Seide an, halten seit Jahren – bisher ist keins kaputt. Die 30 Euro pro Stück sind die sowas von Wert! Die Unterhemden lasse ich mir meistens aus einem Palmers-Laden in Hamburg gegen Rechnung portofrei nach Hause schicken, denn im Onlineshop gibt es nicht.
Socken und Kniestrümpfe von dünner Ware bis zu Wandersocken und Strumpfhosen kaufe ich am liebsten von Falke, Sportsocken bei Aldi, Sneakersocken von nur die. Bei dünnen Socken und Kniestrümpfen nehme ich die aus der Serie Cotton Touch von Falke, bei Wandersocken Walkie light. Selbst die dünne Ware hält unzählige Jahre.
Um die Kosten zu minimieren, kaufe ich meistens drei bis fünf Paar gleiche Socken in einem Schwung, dann bleiben noch lange Paare übrig, wenn einzelne Socken sich am Zeh oder der Ferse verabschiedet haben. Auch das trägt dazu bei, die Kosten pro Tragen insgesamt zu verringern.
Mein Tipp: Kaufe Dir die hochwertigste Unterwäsche, die Du bezahlen kannst. Auch hier gilt wer billig kauft, kauft zweimal, weil billig hergestellte Sachen meistens nicht so lange halten.
Modemathematik bei Alltagskleidung
Zurück zur Eingangsfrage von Stefanie: Es gibt bei mir keine klaren Regeln, was etwas pro Tragen am Ende gekostet haben darf. Eine Unterhose wird bei mir pro Tragen immer billiger sein als ein BH, eine Jeans immer billiger als eine Seidenbluse.
Beim Kauf versuche ich abzuschätzen, wie lange das Teil in meinem Kleiderschrank sein wird, wie oft ich es in der Zeit tragen werde und wie viel Freude es mir dabei machen wird. Wenn ich nach Abwägung der Kaufkriterien auf meiner Checkliste zu der Entscheidung komme, dass das Teil mir gefällt und ich es haben möchte, überschlage ich die Möglichkeiten, es zu Tragen.
Wenn mir entweder viele Alltagsanlässe oder einige besondere Termine spontan einfallen, ist das für mich ausreichend, um mich den Kauf zu entscheiden. Zur Orientierung, was meine Sachen etwa kosten und wie lange ich sie trage
- T-Shirts von Armor Lux je 60 Euro halten vier Jahre, wenn ich sie nicht vorher verfärbe (ist mir nur einmal passiert …) und werden von Frühling bis Herbst viel getragen. Pro Tragen sind sie am Ende günstiger als der hohe Kaufpreis es erwarten lässt. Ich vermute, dass sie etwa 120 Wäschen überstehen. Wenn ich eins im Jahr nachkaufe, hält sich die Investition in Grenzen.
Wie lange die neuen T-Shirts aus 2020 von ARMEDANGELS für 30-40 Euro halten, weiß ich noch nicht. Ich bin mir aber nach einigen Wäschen sicher, dass es keine vier Jahre sein werden, ich tippe auf maximal zwei Jahre. Dafür sind sie nachhaltig produziert. Dass sie dafür schneller im Müll landen werden, was wenig nachhaltig ist, ist ein anderes Thema, dass der Nachhaltigkeitsmathematik. So können Dinge, die konventionell hergestellt werden, bei gleichen Kosten pro Tragen auf Dauer nämlich durchaus umweltfreundlicher sein als Öko-Fashion. - Jeans von s.Oliver oder Lands‘ End für 80 Euro halten zwei Jahre bei regelmäßigem Tragen. Mittlere Waschungen überleben länger als dunkle, sind als pro Tragen preiswerter. Wenn ich eine Jeans quasi nur trage, ist die auch mal nach sechs Monaten hinüber, aber dafür wurden andere in der Zeit dann ja nicht abgetragen. Durchschnittlich zwei Jahre Tragezeit kommt hin.
- Blusen für 60 Euro halten im Schnitt drei Jahre (günstigere nur ein bis zwei, hochwertigere vier bis fünf Jahre), werden aber nicht so viel wie T-Shirts getragen (bisher – für 2021 gibt es das Projekt der vier gleichen Blusen, aber das ist ein anderes Thema).
- Kaschmirrollis für 130 Euro (mal Originalpreis, mal nach Abzug von 50 %) trage ich zwischen drei und fünf Jahren, im Schnitt also vier Jahre. Eine Kaschmirstrickjacke hat sogar 200 Euro gekostet, die war ein Weihnachtsgeschenk meines Mannes 2014. Die trage ich dafür aber auch schon im siebten Winter und sie sieht noch sehr gut aus. Die Kosten pro Tragen werden am Ende also auch da gleichen sein wie bei den Pullis, die nach drei bis vier Jahren ihr Leben aushauchen, weil sie unter den Armen vom Deo zu verfilzt sind, Motten zugeschlagen haben (zum Glück scheint das Problem derzeit gelöst zu sein!) oder sie irgendwann beim vielen Tragen und Waschen doch die Formstabilität oder ihre Flauschigkeit verloren haben. Wenn ich einen Kaschmirrollkragenpullover pro Winter 30 Mal über vier Winter hinweg trage, bin ich bei etwa 1 Euro pro Tragen.
Weil ich wenige Sachen habe, die viel getragen und gewaschen werden, sind meine Sachen schneller hinüber als bei Menschen, die einen vollen Schrank haben. Die meiste Oberbekleidung dürfte zwischen 50 Cent und 1 Euro pro Tragen liegen. Das gilt auch für Jacken. Westen trage ich seltener, die dürften höher liegen. Ein Grund, nicht noch eine zu kaufen, wenn mich mal wieder eine anlacht.
Wie wichtig sind Dir die voraussichtlichen Kosten pro Tragen bei einer Kaufentscheidung?
Werbung – Rezensionsexemplar – weitere Namensnennungen ohne Auftrag
Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen
von Carl Tillessen
Broschiert, 224 Seiten
ISBN 9783959673952
Erschienen am 20. September 2020 bei HarperCollins Germany (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Das E-Book ist deutlich günstiger als das Papierbuch.
„WAS KOMMT NACH DEM SHOPPEN?
ÜBER DIE ZUKUNFT UNSERES KONSUMSDie Pandemie hat uns vorübergehend auf einen kalten Konsum-Entzug gesetzt. Doch sie hat uns nicht geheilt. Wir kaufen einfach immer weiter – auch Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen. Was treibt uns dazu? Und was verändert sich gerade?
Trendforscher Carl Tillessen nimmt uns mit hinter die Kulissen einer globalen Maschinerie, deren Erfolg vor allem auf Manipulation und Ausbeutung basiert. Stück für Stück seziert er die psychologischen Mechanismen, die bei uns immer wieder greifen – und schärft dabei unser Bewusstsein: für unsere eigentlichen Bedürfnisse, aber auch für die Bedingungen, unter denen unsere Smartphones und Sneaker entstehen. Denn der Preis, den die Natur und die Menschen in den Produktionsländern für unseren Hyperkonsum zahlen, ist hoch. Doch nie war die Chance, daran etwas zu ändern, so groß wie heute.“
Klappentext
Brauche ich dieses Buch? Nein. Hat es mir positive Denkanstöße gegeben? Ja. Auch wenn ich das Buch nicht mit Geld bezahle, sondern mit Zeit zum Lesen und Bloggen und dem zur Verfügung stellen des Blogumfelds, ist das eine Form von Kosten, die ich für das Konsumieren des Inhalts bezahlt habe.
So viel zum möglichen Widerspruch, dass ich hier gerade Werbung für ein Produkt mache, dass ich selbst konsumiert habe und das uns eigentlich vom Kaufen abhalten möchte. Wobei das so auch nicht ganz korrekt ist, denn der Autor verteufelt keinesfalls jeglichen Konsum – das wäre auch aus seiner weltfremd, sondern es geht darum, den eigenen Konsum sinnvoll zu verringern und seine Qualität in vielerlei Hinsicht zu verbessern.
Die Schwerpunkte im Buch liegen darin, wie die Globalisierung, Teil I, und Digitalisierung, Teil II, Einfluss auf unseren Konsum genommen haben. In den Teilen III und IV des Buchs geht es darum, mit welchen Schritten wir unseren Konsum im Alltag verändern können.
Die konkreten Beispiele wie von T-Shirts für 2,99 Euro, 29,90 Euro und 299 Euro im Vergleich (Seite 32ff), deren Chancen auf faire Löhne und Arbeitsbedingungen betrachtet werden, veranschaulichen ebenso wie die kleinen Schritte in Teil III und IV, wie jeder seine Konsumkompetenz erhöhen kann.
Es scheint den im Buch zitierten Quellen nach deutlich mehr Menschen zu geben, als es meiner Vorstellung nach möglich ist, die Dinge kaufen, die sie nie benutzen, sie sogar zum Teil nicht einmal auspacken, wenn sie sie nach Hause getragen haben. Auch Dinge für einmaligen Gebrauch zu kaufen, scheinen immer noch viele Menschen zu machen – angefangen vom pseudo-lustigen Junggesell_innen-Abschiedsoutfit bis hin zu Haushaltszeug.
„Wir können dieselben viralen Kräfte, die unseren Konsum ad absurdum geführt haben, dazu nutzen, unseren Konsum zu verbessern – sowohl unseren eigenen als auch den der anderen.“
Seite 204
Die meisten Aspekte aus dem Buch waren mir vor dem Lesen bekannt und vor allem bewusst. Das ist ein Grund, warum ich mich Kaufverführungen wie Katalogen, Newslettern und ziellosen Shopping-Bummeln entziehe.
In Bezug auf die Digitalisierung gehöre ich nicht zuletzt mit dem Blog und genau diesem Beitrag zu den Menschen, die anderen Menschen ihr Leben und interessante Produkte zeigen und die eben zitierten viralen Kräfte nutze – positiv wie negativ.
Auch ich fotografiere Dinge möglichst ansprechend, mache mit Ausflugsbildern auf Instagram Menschen sehnsuchtsvoll, die gerade im Büro sitzen und nebenbei am Smartphone surfen.
Allerdings poste ich weder hier noch dort irreführende Bilder, die den fälschlichen Eindruck entstehen lassen, dass etwas mir gehören würde, was nur geborgt ist, oder ich in einem Hotel übernachten würde, in dem ich in Wahrheit nur einen Espresso getrunken habe oder auf Toilette war.
Die Grauzone zwischen Lügen durch Weglassen oder absichtliches Entstehen von Missverständnissen verschwimmt bei Bildern noch mehr als bei Worten (Seite 139). Ich versuche dabei online ebenso wie offline, mein Leben authentisch zu zeigen. Du siehst nicht alles von mir im Netz, aber was Du siehst, zeigt die Wahrheit.
Wenn ich mit meinen Fotos und Berichten über Gute Käufe – schlechte Käufe, Kleiderschrankinventuren und Minimalismus dazu beitragen kann, dass andere Menschen ihren Konsum verringern und/oder bewusster gestalten, freut mich das.
Wie ändere ich ab heute meinen Konsum?
Tatsächlich gibt es einen konkreten Punkt, bei dem ich mir nach Lesen des Buchs vorgenommen habe, mein Konsumverhalten zu ändern. Ich bin süchtig nach Nutella. Um nicht weiterhin täglich ein Produkt mit konventionell gewonnenem Palmöl zu konsumieren, versuche ich jetzt zum wiederholten Mal, ein Ersatzprodukt für Nutella zu finden.
Alle in der Vergangenheit probierten Cremes waren mir zu süß, zu bitter, zu ölig oder schmeckten nach verbrannten Haselnüssen. In dieser Woche habe ich drei Gläser von Alnatura gekauft, deren Zutaten mir zusagen und in denen das Palmöl wenigstens aus nachhaltigem Anbau stammt.