Ein Schnäppchen kann sein
- ein getarnter Fehlkauf.
- etwas, dass Du für weniger Geld bekommst, als es ursprünglich kosten sollte.
- etwas, dass immer noch zu viel kostet. Nur weil es reduziert ist, muss es den Preis immer noch nicht wert sein.
- ein Glückgriff.
- ein Kauf, der nur getätigt wurde, weil irgendeine Form von Rabatt im Spiel ist – Preisreduzierung, Kauf drei für den Preis von zwei etc., von der Du Dich hast locken und verführen lassen.
- etwas, dass Du beim Kauf genau begutachten solltest, um sicher zu sein, dass es seinen Preis wert ist und Du wirklich etwas damit anfangen kannst.
Ein wahres Schnäppchen ist nur etwas, bei dem Du Dich wirklich freust, die Ware – welcher Art auch immer, von Kleidung bis zum Haus – erstanden zu haben. Wenn Du die Ware dann auch noch günstiger bekommen hast, als erwartet – umso schöner. Das ist dann wirklich ein Grund zur Freude.
Woran erkenne ich ein Schnäppchen?
Daran, dass Du auch bereit gewesen wären, den vollen Preis dafür zu bezahlen, wenn es im Budget gelegen hätte. Wenn zum Beispiel aus Deiner Sicht ein T-Shirt nur 10-Euro-schön ist und nicht 80-Euro-schön, dann solltest Du es auch dann hängen lassen, wenn Du es für 10 Euro bekommen kannst. Dann ist ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch diese nur 10 Euro nicht wert.
Bei Sachen, die deutlich reduziert sind oder offensichtlich schon sehr lange erfolglos angeboten werden, frage Dich
- Warum hat das keiner zum vollen Preis gekauft?
- Warum ist es so stark reduziert, zum Beispiel über 30 %?
- Warum hat dieses konkrete Teil vor mir keiner zum reduzierten Preis gekauft?
Antworten auf die Fragen können sehr unterschiedlich sein. Wenn sie lauten, dass der Anbieter viel zu viel von der Ware eingekauft hat und sie deshalb günstiger verkauft, um alles loszuwerden, spricht nichts gegen den Kauf, wenn Du nicht extrem viel Wert auf Individualität legst.
Vielleicht war der Sommer kalt oder der Winter warm? Auch das können Gründe sein, warum der Händler auf saisonaler Ware sitzen geblieben ist. Wenn Du wenig Wert auf Trendteile legst, kannst Du dabei ein Schnäppchen fürs nächste Jahr machen.
Ist der Grund aber, dass die Ware an sich nur sehr schwer verkäuflich ist, liegt es bei Kleidung oft an Farbe, Muster oder Schnitt. Frage Dich dann, warum bis zum Saisonende vermutlich diverse Personen das Teil anprobiert und nicht gekauft haben. Das hat einen Grund. Wenn Du den Grund erahnen kannst, er aber für Dich nicht zutreffend ist: gerne kaufen. Wenn Du nicht weißt, was an dem Teil merkwürdig ist und Du ein komisches Gefühl dabei hast, lassen es bitte hängen – egal wie günstig es ist.
Die Wahrscheinlichkeit, mit so einem Teil einen Fehlkauf zu landen, ist sehr hoch. Beispiele für solche Sachen sind Farben, die zu leuchtend sind, und Muster, die zu plakativ sind. Wenn Du aber ein Frühlings- oder Winterfarbtyp bist, sind die kräftigen Farben vielleicht perfekt für Dich. Du liebst kontrastreiche, große Muster? Dann wartet das Schnäppchen auf Dich!
Schwierig im Verkauf sind auch Farben, die nicht eindeutig warm oder kühl sind. Es gibt warm-kühle Mischfarbtypen, bei denen wichtiger als warm oder kühl ist, dass die Farben hell oder dunkel bzw. leuchtend oder gedeckt sind, aber das sind in meiner Kundenstatistik seit 2005 nur 4 %. Diese vier 4 % können bei diesen nicht eindeutig warmen oder kühlen Farben perfekte Schnäppchen machen. Für 96 % meiner Kunden läuft der Kauf farblich unter knapp daneben ist auch vorbei.
Mein letztes Schnäppchen
Mein letztes Schäppchen ist eine dunkelblaue Bluse aus hochwertigem Stoff mit guter Verarbeitung, die im Herbst 2020 um 50 % auf 40 Euro reduziert war. Ich hatte sie schon mehrfach privat und geschäftlich an und liebe sie. Die Modemathematik wird bei ihr mit Sicherheit aufgehen.
Dieser Blusenkauf führte dazu, dass ich das Schnäppchen noch erweitert habe. Das Modell war in der Farbe Mitte Januar noch immer für 40 Euro zu haben. Außerdem gab es einen Rabattgutschein von 20 Euro und portofreie Lieferung bei einem Mindestbestellwert von 75 Euro nach Abzug des Rabatts.
Kleiner Exkurs: Den Rabattgutschein gibt es in der Art bei dem Onlineshop ständig per Newsletter, um Kundinnen zum Kauf zu verführen. Ich hatte den Newsletter nur abonniert, um auf genau so einen Gutschein zu warten, und habe ihn jetzt wieder abbestellt. Ich beziehe gar keinen Onlineshop-Newsletter regelmäßig, um mich nicht den Kaufreizen auszusetzen.
Nachdem ich schon seit dem Kauf der ersten Bluse darüber nachgedacht habe, sie zu meinem Frühlingseinheitslook als Nachfolger der Ringelshirts zu machen, hat mich dann die Chance, drei weitere Blusen für nur 33 Euro pro Stück erwerben, dazu bewogen, das Experiment zu wagen.
Ohne den Mindestbestellwert hätte ich vielleicht nur zwei nachgekauft, aber das wäre für das Experiment, ständig die gleichen Sachen zu tragen, gar nicht so förderlich gewesen. Jetzt hängen also vier gleiche Blusen aus demselben Stoff und Farbe in meinem Schrank.
Warum waren die Blusen im Sale?
Meine Vermutung, warum die Blusen
- überhaupt im Sale waren
- über mehrere Wochen im Sale waren
- in Größe 42 noch mehrfach verfügbar waren
ist, dass der leicht ausgestellt Schnitt, der beim Tragen locker fällt, in Kombination mit der Hüftlänge den meisten Frauen nicht gefällt, der Anbieter also zu viel davon eingekauft hat.
Wer sich in weiten Blusen verstecken will, hätte die Bluse meistens gerne deutlich länger, so dass Po und Oberschenkelansatz mit darunter verschwinden. Wer hingegen kürzere Blusen bevorzugt, weil er seine Figur zeigen mag, zieht meistens eine die Figur betonende Silhouette am Oberkörper vor.
Für mich hingegen ist der Schnitt perfekt. Ich mag zwar auch lange Blusen in Tunikaform tragen, aber kurze Blusen haben Vorteil, beim Tragen vorne und hinten weniger zu knittern, weil sie im Sitzen nicht so geknautscht werden wie lange Blusen. Dass man meine ganzen Beine und den Poansatz beim Tragen sieht, stört mich bei Jeans überhaupt nicht.
So kommen meine im Verhältnis im restlichen Körper schlanken, langen Beine wenigstens zur Geltung. Unter der weiten Bluse verschwinden dann der im Verhältnis zum Rest zu kurze Oberkörper und der große Busen. Die dunkle Farbe trägt zusätzlich dazu bei, dass der Busen verschwindet.
Ein Punkt kommt bei der Bluse noch dazu: Normalweise sind mir als eher kleiner Frau in Größe 42 die Ärmel zu lang und die Schultern zu breit, wenn die Bluse am Busen passt. Das ist hier beides nicht der Fall. Die Ärmel haben sogar eine perfekte Länge, ohne die Manschetten umzuschlagen oder zu krempeln.
Folglich wird die Bluse bei einer durchschnittlich großen Frau zu kurze Ärmel haben, was ein Grund für viele Retouren gewesen sein könnte. Bei der ersten Bestellung hatte ich Größe 40 zur Auswahl bestellt und die war im Brustumfang und unter den Armen trotz der Gesamtweite der Bluse zu eng – falls sich jemand fragt, ob die Bluse in Größe 42 nicht zu groß sei. Nein, die gehört so.
Kosten sind relativ
Für mich stimmt der Preis bei Kleidung, wenn die Kosten pro Tragen möglichst günstig sind. So kann ein hochpreisiges Teil pro Tragen wenig kosten, wenn ich es oft anziehe. Ein günstiges Teil kann pro Tragen sehr teuer sein, wenn ich es nur wenig anziehe. Am Ende zählen für mich die Kosten pro Tragen, also die Modemathematik. Wenn das aber auch noch mit einem geringen Einkaufspreis einhergeht, ist es ein exzellentes Schnäppchen.