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„Jeder, dachte sie, bekam einfach sein Päckchen mit auf dem Weg. Bei manchen war es mit Schleifchen und Bändern bunt verpackt. Bei anderen kam es ohne Verpackung und schon bei der Übergabe kaputt an.
Zitat aus dem Buch „In Liebe für immer“ von Jana Bennings, Seite 14
Das Buch In Liebe für immer habe ich bei Nicole vom Blog Life with a glow abgestaubt. Sie hat es kürzlich in ihrer Reihe Leseglück empfohlen. Der Titel klingt kitschig und Teile des Buchs sind es auch, aber insgesamt greift es ernste Lebensthemen auf. Gibt es ernsten Kitsch? Dann ist es das.
Mir hat beim Lesen besonders gefallen, dass die Hauptpersonen von ihren Zwanzigern bis ins Rentenalter begleitet werden. Also nicht nur und jetzt werden sie glücklich bis an ihr Lebensende, sondern wirklich bis zum Lebensende begleitend. Zum Teil wortwörtlich.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
Gleich zu Beginn beim Lesen hat mich das Eingangszitat bewegt. Die Formulierung, dass jeder sein Päckchen mit auf den Lebensweg bekommt, kannte ich. Neu ist mir der Gedanke dabei, wie so ein Päckchen aussehen kann.
Ich mag die bildhafte Sprache dabei. Dabei kam mir sofort die Idee, Nicole zu fragen, ob wie beide Blogbeiträge dazu schreiben wollen. Bei ihren Montagsgedanken kannst Du lesen, was sie dazu denkt.
Wie sieht das Päckchen aus und entwickelt sich?
Letztlich geht es bei der Frage, wie das eigene Päckchen bei Lieferung aussah und inhaltlich bestückt war, darum, was wir für einen Start ins Leben bekommen haben.
- Was wurde uns mit auf den Lebensweg gegeben?
- Was haben wir auf dem Weg aus Versehen verloren?
- Welchen Ballast haben wir absichtlich abgeworfen?
- Welche Kostbarkeiten bewahren wir aus unserem Päckchen sorgsam?
- Ließ sich bei Lieferung mit Transportschaden etwas davon kitten?
- Welchen Inhalt haben wir verändert, damit das Päckchen besser zu uns passt?
- Gefällt uns die Darreichungsform, sprich Verpackung, oder haben wir selbst ein paar Schleifen dazu gelegt oder entfernt?
Nimm die Gestaltung Deines Päckchens selbst in die Hand!
Als Neugeborene haben wir keinen Einfluss auf die Umstände unseres Starts ins Leben. Mit jedem Lebensjahr bis hin zum Erwachsenenalter steigt allerdings der Teil an Eigenverantwortung, wie wir damit umgehen, was um uns herum und mit uns geschieht.
Zum Erwachsensein gehört es, nicht (mehr) die Eltern oder andere Menschen aus dem Umfeld fürs eigene Leben verantwortlich zu machen, sondern selbst einen Weg zu finden, der einem entspricht.
Keiner will tauschen
Leserin Greta sagte zum dem Thema zu mir im Gespräch, dass wenn man alle Päckchen auf einen Haufen werfen würde und jeder sich eins aus dem Haufen aussuchen müsste, jeder am Ende sein eigenes zurücknehmen würde. Das ist wie mit dem Körper – zu 100 % will keiner tauschen und Rosinenpickerei ist dabei nicht möglich.
Der Gedanke hat mich in Bezug auf mein eigenes Päckchen extrem entspannt. Meine Gene und Themen kenne ich seit 51 Jahren. Mit denen habe ich gelernt, umzugehen und wortwörtlich damit zu leben. Das ist mir nicht immer leicht gefallen, aber wem fällt schon alles leicht im Leben?
Irgendeine Baustelle hat jeder. Entscheidend ist der Umgang mit der Baustelle. Bestellt man einen Seelenklempner oder schafft man es alleine, sie zu richten? Werden Schäden dauerhaft beständig repariert oder findet das Wasser immer wieder seinen Weg?
Eine Frage der Sichtweise
Unter keinen Umständen möchte ich auf Plattitüden wie
Wenn Dir das Leben Zitronen schenkt, mach Limonade daraus.
oder
Am Ende wird alles gut, sonst ist es nicht das Ende.
heraus. Wenn jemand sowas zu mir sagt, bekomme ich Kreischanfälle. Positives Reframing allerdings funktioniert durchaus. Frage Dich, was das Gute an der Lage ist, in der Du Dich misslicher Weise unfreiwillig befindest.
In meinem Leben gibt es einige Punkte, die ins Päckchen gelegt wurden, die ich mir anders gewünscht hätte. Aber wäre anders wirklich besser gewesen? Vielleicht nicht unbedingt und die B-Probe gibt es dabei eh nicht.
Ein paar negative Beispiele aus meinem Lebenspäckchen verdeutlichen, dass es dabei positive Ergebnisse für mich gab, die ich nicht missen möchte. Und für alles andere übernehme ich schon lange selbst die Verantwortung.
- Tod meines Vater als ich 10 war und eine Mutter, die danach zu viele Entscheidungen zu Finanzen und Leben mit mir in für mich zu jungen Jahren besprochen hat. Das war belastend für mich. Das Gute daran ist aber, dass ich mit Geld umgehen kann und mich Worte wie Löschungsbewilligungen für Kredite in Grundbüchern nicht erstarren lassen. Außerdem hat ab dem Moment nur noch ein Elternteil Ansprüche und Erwartungen an mich gestellt und nicht mehr zwei. Das gab durchaus Freiraum.
- Tod meiner Mutter als ich 32 war. Mit 32 ohne elterlichen Halt darzustehen, ist nicht schön, aber auch kein Weltuntergang. Durch das Erbe konnte ich mir ein spätes Studium und die Erfüllung meiner beruflichen Freiheit leisten. Das ist ein Geschenk, das für mich unbezahlbar ist und für das ich jeden Tag dankbar bin. Nichts im Leben ist ohne Preis und man kann sich nicht immer aussuchen, ob man ihn bezahlen möchte, ob es einem das wert ist. Aber wenn man schon zum Bezahlen gezwungen wird, kann man den Gegenwert auch genießen, oder? Wenn ich sehe, wie belastend es für viele Frauen in meinem Alter ist, sich um ihre pflegebedürftigen Elternteile zu kümmern, bin ich ehrlich gesagt froh, den jahrelangen Verfall meiner Eltern nicht miterleben und begleiten zu müssen. Auch das ist für mich ein erhaltener Gegenwert.
- Viele Schulen. Ich war bis zum Abitur auf drei Gymnasien. Das hat verschiedene Gründe, unter anderem das damalige Leben auf dem Dorf und dass das zweite Gymnasium bei der Einschulung auf das recht weit entfernte erste noch nicht existierte. Aus der Mittelstufe von Gymnasium zwei habe ich heute noch meine beiden engsten Freundinnen. Aus der Oberstufe auf Nummer drei hat sich ein Netzwerk entwickelt, das mir zu beiden Ehemännern und vielen Freund- und Bekanntschaften verholfen hat. Schön, oder? Ich hätte mir einen leichteren Weg gewünscht, aber der holperige hatte seine Perlen.
- Mit meinem Äußeren bin ich meistens recht gut im Reinen, aber auch da gibt es natürlich Dinge, die ich gerne anders hätte. Breite Hüften haben aber nicht nur modische Nachteile, sie haben positive Auswirkung auf die Ausstrahlung: fester Stand gibt Sicherheit! Klein zu sein heißt nicht nur leicht übersehen zu werden, sondern sich bei Bedarf gut tarnen und durchwuseln zu können.
- Mit meinen inneren Eigenschaften komme ich ganz gut klar. Da würde ich mir zum Beispiel wünschen, weniger nachtragend zu sein. Aber was ist die gute Seite davon? Ich vergesse kaum etwas. Ich wäre gerne unbeschwerter, sorgloser, aber dann würde mir vielleicht der Ernst fehlen. Also nehme ich mich, wie ich bin.
Mein Päckchen gehört zu mir
Es gibt Tage, an denen mir mein Originalpäckchen innen beschädigt vorkommt und an anderen bin ich einfach nur froh, was alles Schönes drin war und ist. Insgesamt stimme ich Greta zu: Unter keinen Umständen möchte ich zu 100 % mit jemandem tauschen.
Wenn ich mir vorstelle, wie mein Päckchen aussieht, ist es kantig, dunkelblau und hat bunte Bänder. Es trägt sich nicht immer komfortabel, aber ich mag es leiden und berühren.