Werbung – Rezensionsexemplar

Die Radioschwestern – Melodien einer neuen Welt, Band 2
von Eva Wagendorfer
Originalausgabe
Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten
ISBN 978-3-328-10817-7
Erschienen am 15. März 2023 im Penguin Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Frankfurt in den 50ern, amerikanische GIs und Rock’n‘Roll – Deutschland tanzt in eine neue Zeit
Für die Freundinnen Gesa, Inge und Margot steht alles auf Neuanfang. Nach Kriegsende müssen sie versuchen, privat und auch beruflich wieder Fuß zu fassen und ihre Leidenschaft für das Radio neu zu entdecken. Radio Frankfurt steht nun unter amerikanischer Kontrolle – eine echte Chance für die drei Frauen, ihren Traum von der großen Karriere endlich wahr werden zu lassen! Aber auch die neue Generation drängt in die Unterhaltungsbranche und macht ihnen die Stellung streitig. Doch gemeinsam kämpfen die Radioschwestern um ihre Zukunft, die Liebe und ihr Glück …“
Verlagstext
Band 1 – Klänge einer neuen Zeit – habe ich Dir im September 2022 vorgestellt und mich seitdem aufs Lesen von Band 2 gefreut, der in den 1950ern die Geschichte wieder aufzunehmen versprach. Leider ging die Handlung 1945 direkt nach Kriegsende weiter, so dass ich die ersten 100 Seiten eher deprimierend fand.
Einen Roman, der in Trümmern und Hunger spielt, hätte ich mir aktuell nicht zum Lesen ausgewählt. Nun gut – die Menschen wollten damals auch nicht so leben … Erst auf Seite 284 landen wir wirklich zusammen mit den Radioschwestern in den 1950ern.
Nach der Währungsreform 1949 geht es endlich wieder wirtschaftlich aufwärts und die Leser_innen begleiten die Frauen bis 1955. Der Epilog leitet über in die neue Generation der Töchter und Schwiegertöchter, die in Band 3 – Tanz in ein neues Leben – ab dem 14. Februar 2024 zum Lesen einladen. Dieser Band wird in den 1960ern spielen.



Nun zurück zu Band 2 – Melodien einer neuen Welt – den ich Dir heute vorstelle. Gesa, Inge und Margot sind nach wie vor enge Freundinnen. Ihre Freundschaft scheint fürs Leben gemacht zu sein. Nicht so einfach haben sie es mit ihren Kindern und Männern.
Inge findet die Liebe spät und hat dann nicht mehr so lange etwas davon. Gesas halbjüdischer Ehemann Albert ist im Krieg in Berlin verschollen gegangen und sie tut sich mehr als schwer damit, ihn loszulassen. Margot ist nach wie vor mit Fritz verheiratet, steht aber vor dem Eheproblem, dass Fritz nicht damit klar kommt, dass seine Frau das Geld nach Hause bringt.
Fritz gehört zu denjenigen, die im Rahmen der Entnazifizierung keinen Persilschein bekommen haben, weil er im Dritten Reich durchgehend beim Radio als Sportmoderator tätig war, auch wenn er nicht hinter der Ideologie stand.
Ein typischer Fall aus meiner Sicht für hinterher will keiner dabei gewesen sein. Anderseits konnte er so seine Familie finanziell durch den Krieg bringen und die Ernährung in dieser schwierigen Zeit sicherstellen. Wer weiß schon, wie man selbst entschieden hätte? Niemand.
Theodor, dem Freund von Inge, geht es ebenso wie Fritz, denn er war als Schauspieler beschäftigt und ist dafür in die Partei eingetreten. Verzweifelt steht er vor den Scherben seiner Karriere.
„Die Verachtung in Deinen Augen habe ich verdient. Meine beruflich motivierten Fehlentscheidungen verfolgen mich, aber ich war nie ein Nationalsozialist.“
Seite 62, Theodor im Dialog mit Inge
Zurecht fragt sich Major Lester, der den Rundfunk als amerikanischer Besatzer in Frankfurt wieder aufbaut, wo man in der derzeitigen Lage jemanden finden soll, der wirklich unbelastet ist und nicht nur so tut (vgl. Seite 38). In Major Lester findet Gesa einen Unterstützer. Im Lauf der Zeit stellt sich die Frage, wie viel sie zu tun bereit ist, um ihre Kindern nicht verhungern zu lassen.
Die Radioschwestern gehen alle beruflich ihren Weg und finden Plätze in der neuen Radiowelt, die ihnen entsprechen. Nicht immer wäre es ihre erste Wahl, aber es gibt ja auch noch die Freizeit, in der Cellistin Margot sich zum Beispiel dem Jazz-Spiel hingeben kann.
Schön finde ich bei Band 1 und 2, dass ich als Leserin die Frauen über einen langen Zeitraum hinweg begleiten kann. Ob ich den dritten Band lesen möchte, in dem die jüngste Generation übernimmt, weiß ich noch nicht.
Die jungen Frauen haben mich beim Lesen bisher nicht eingenommen. Außerdem steht zu befürchten, dass im Alter bei Gesa, Inge und Margot nicht mehr alles besser wird. Ob ich die Alterskurve rund haben möchte, entscheide ich beim Erscheinen des dritten Bandes.