„So einiges würde ich gerne aus Deiner Berufspraxis erfahren, zum Beispiel, was Deine Kundinnen umtreibt, welche Anliegen besonders häufig an Dich herangetragen werden. Und natürlich auch Situationen, in denen Du kapitulieren musstest. Es interessiert mich einfach, was die Menschen umtreibt und was ihre Motivation und ihre Wünsche oder auch ihre (vermeintlichen?) Defizite sind, wenn sie Deine Hilfe in Anspruch nehmen.“
Coras Anliegen bei der Wunschliste für Beiträge in 2025
Begleitung von Veränderungsprozessen
Wenn Menschen eine Farb- und/oder Stilberatung bei mir buchen, die ich kombiniert als Typberatung anbiete, hat das meistens einen konkreten Anlass. Im Beitrag Wie läuft eine Farbberatung ab habe ich 2020 ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.
Der Anlass ist ein häufig Veränderungsprozess. Das kann ein Jobwechsel, Jobbeginn nach dem Studium, Ende der Elternzeit oder eine Beförderung ebenso sein wie der Eintritt in die Rente.
Private Gründe sind oft körperliche Veränderungen nach spürbaren Gewichtszu- oder abnahmen, Schwangerschaften, Wechseljahren, Krankheit. Trennungen und Todesfälle sind ebenso Einschnitte ins Leben, die Menschen hinterfragen lassen, was sie verändern möchten.
Dahinter steht die Frage, wer man künftig sein möchte und wie sich das in Kleidung übersetzen lässt. Ich habe deshalb häufig mit Menschen zu tun, die emotional gerade gut mit sich beschäftigt sind. Der Umgang damit gehörte zu meinem eigenen Lernprozess.
Anliegen von Kundinnen bei einer Typberatung
Wenige möchten einfach nur hinterfragen, ob sie auf dem richtigen Weg sind und suchen in erster Linie Bestätigung. Die meisten sind mit irgendetwas bei ihrer Kleidung, Figur oder Auftreten nicht so richtig zufrieden und bauen darauf, dass ein Profi wie ich gute Tipps für sie hat.
Die Unsicherheit oder Unzufriedenheit geht vom Klassiker, seine Figur, bestimmte Körperteile oder sein Gewicht nicht zu mögen und das ein bisschen optimieren zu wollen bis hin zum Hinterfragen von allem, weil jemand zum Beispiel vom Partner verlassen wurde und der beim Abgang verletzende Worte zu dem Thema hinterlassen hat.
Einkaufsbegleitungen werden oft gebucht, wenn jemand einen neuen Job antritt und sich dafür einen anderen Look als bisher vorhanden wünscht, oder eine Feier ansteht, für die man besonders schön aussehen möchte.
Farbberatungen werden besonders oft im Frühling und Herbst gebucht, wenn die neue Mode in den Schaufenstern hängt und die Menschen unsicher davor stehen und sich fragen, was ihnen davon steht. Da ist das Anliegen für die Beratung, Fehlkäufe zu vermeiden.
Motivation für eine Farb- oder Stilberatung
Letztlich möchten sich die meisten Menschen nach der Umsetzung der Beratung wohler in ihrer Kleidung fühlen, was insgesamt zu einem besseren Körpergefühl beiträgt. In den letzten Jahren spielt das Thema Capsule Wardrobe eine Rolle. Das Bedürfnis nach Minimalismus, weniger ist mehr, verbesserter Kombinierbarkeit und Nachhaltigkeit steigt.
Wünsche an eine Typberaterin
Menschen, die zu mir kommen, möchten wertschätzend beraten werden. Einige brauchen dafür ein bisschen persönliche Nähe, andere professionelle Distanz. Ob man mich duzt oder siezt, mir die Hand zur Begrüßung gibt oder nicht, mir zum Abschied beglückt um den Hals fällt oder steif dasteht – das kommt alles vor und ist mir alles recht.
In der Beratung ist der Wunsch an mich, Feedback zur aktuellen Lage bekommen und konkrete Tipps, wie das zu Optimieren ist. Wichtig ist, dass der Inhalt der Beratung mit den finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen der Kundinnen umsetzbar ist. Dabei spielen konkrete Einkaufstipps für Läden oder Kleidungsstücke eine Rolle.
Gegen welche Defizite kann eine Typberatung wirken?
Ein Defizit auf Kundenseite kann zum Beispiel eine Farbenfehlsichtigkeit sein. Wenn jemand Farbenblind ist, kann er – meistens sind es Männer – bestimmte Farben einfach nicht sehen. Den wenigsten Menschen ist jedoch völlig egal, wie kunterbunt sie aus Versehen durch die Gegend laufen.
Da gilt es dann, die Optik der Farben mit Beschreibungen in Einklang zu bringen und ein Farbkonzept zu entwickeln, dass aus wenigen Farben besteht, die die Person oder jemand anders im Haushalt erkennen kann.
Wenn jemand eine Rot-Grün-Sehschwäche hat, bin ich immer froh, wenn es ein kühler Farbtyp ist. Grau, Hellblau und Dunkelblau passen zum Menschen und er kann sie erkennen. Blaue Jeans, blaue Socken, hellblaue Hemden/Shirts/Pullover, blaue oder graue Jacken sind dann ein gutes Farbkonzept. Warme Farbtypen mit Rot-Grün-Sehschwäche sind mehr auf Unterstützung von außen angewiesen beim Einkaufen und Anziehen.
Unter meinen Kunden sind auch vollständig blinde Personen. Bei denen hatte ich bisher das Glück, dass sie früher sehen konnten, so dass sie mit meinen Worten zu den Beschreibungen der Farben etwas anfangen konnten und wissen, wie sie selbst aussehen. Der Herausforderung, eine vollständig blinde Person zu beraten, die nie sehen konnte, würde ich mich stellen.
Ansonsten gibt es viele Personen, die denken, dass sie vermeintliche optische Defizite haben, die außer dem Menschen selbst niemandem auffallen oder keiner das so bewerten würde. Da hilft es, wenn ich das in der Typberatung geraderücke.
Wer sich schwer damit tut, seinen Kleiderschrank auszusortieren, sucht bei mir Entscheidungshilfe, was gehen darf. Andere Menschen haben radikal aussortiert und stehen mit zu wenig Kleidung da und wissen nicht, was sie neu kaufen möchten.
Grenzen einer Typberatung
Die Grenzen einer Typberatung liegen in zwei Situationen. Die eine ist, dass jemand in Wahrheit eine psychologische Beratung oder Therapie braucht für seine Seele und nicht eine Beratung für die äußere Hülle. Hätte ich das vor dem Beratungstermin gewusst, hätte ich den Auftrag abgelehnt.
Bisher habe ich jede Beratung zu Ende geführt. Es gab dabei in 20 Jahre jedoch einige Situationen, die für mich nicht einfach waren. Kapituliert habe ich noch nicht, kurz davor war ich mehrfach. Ich zeige dann bewusst auf, wo die Grenzen meiner Kompetenz liegen, was ich für die Person leisten kann und was nicht.
Die andere ist, wenn jemand nach dem Motto Wasch mich, aber mach mich nicht nass in die Beratung geht. Es gibt Menschen, die schlichtweg beratungsresistent sind, weil sie alles besser wissen oder weil sie nicht bereit sind, einen Rat anzunehmen. Ich biete Optionen und begründe die. Wenn jemand zu jeder Empfehlung mit ja, aber kommt, ist der Person nicht zu helfen.
Bei Privatkunden kommt Beratungsresistenz selten vor. Bei Firmenkunden gibt es das in Gruppenseminaren eher mal, wenn die Teilnehmenden nicht freiwillig dort sitzen. Lustigerweise sind das manchmal genau die Personen, die dann in der Pause zu mir kommen und auf einmal doch Fragen haben. Selbst bei Gegenwehr passiert etwas im Gehirn, das einen positiven Prozess anstoßen kann.
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