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Lesetipp ***** Gift im Alltag vermeiden durch plastikfreies Leben & Co

Werbung – Rezensionsexemplar

Umwelthormone das alltaegliche Gift von Katharina Heckendorf

Umwelthormone – das alltägliche Gift:
Warum sie uns schaden, wo sie enthalten sind und wie wir uns schützen können
von Katharina Heckendorf

Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 240 Seiten
ISBN 978-3-442-17916-9
Erschienen am 20. Dezember 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Als »Zeitbomben für die menschliche Gesellschaft« bezeichnen führende Wissenschaftler die »Endokrinen Disruptoren« – jene Schadstoffe, die im Körper wie Hormone wirken und die inzwischen überall enthalten sind. Diese Schadstoffe schaden uns Menschen und werden für Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht. Was sie so gefährlich macht: Sie sind in unserer Umwelt und unserem Alltag omnipräsent: Verpackungen, Lebensmittel, Kosmetik, Waschmittel, Textilien … die gefährlichen Schadstoffe stecken fast überall, und es ist kaum möglich, ihnen zu entgehen.

Doch es gibt Möglichkeiten, den Kontakt zu reduzieren. Katharina Heckendorf liefert wertvolle Hilfestellungen, wie man die Gifte im Alltag vermeiden kann. Dabei sind alle Tipps selbst erprobt und getestet – vom Deo bis zum Waschmittel.“

Verlagstext

Definition endokrine Disruptoren

„Endokrine Disruptoren (ED) sind Chemikalien oder Mischungen von Chemikalien, die die natürliche biochemische Wirkweise von Hormonen stören und dadurch schädliche Effekte (z.B. Störung von Wachstum und Entwicklung, negative Beeinflussung der Fortpflanzung oder erhöhte Anfälligkeit für spezielle Erkrankungen) hervorrufen.“

Definition des Umweltbundesamtes angelehnt an die der WHO

Umwelthormone

Umgangssprachlich nennt man endokrine Disruptoren auch Umwelthormone, daher der Buchtitel. Sie kommen allerdings nicht in dem Sinn aus der Umwelt, als dass sie natürlicherweise in der Natur vorkommen; es gibt zwar natürliche, aber viele menschengemachte (vgl. Seite 23), die sich unserer Umgebung befinden.

Worum geht es in dem Buch?

Das Buch ist gegliedert in Kapitel zur unterschätzen Gefahr der ED, wie man sie erkennen kann, wo die Gefahren lauern, wie ED krank machen können, wie sie in die Umwelt kommen und der Tierwelt schaden, verharmlost werden, das Versagen des Staats, den Weg aus dem Chemiesumpf und was Firmen dabei machen können, Möglichkeiten für einen schadstoffarmen Alltag und Tipps zur Umstellung.

In Bezug auf das Versagen des Staats entsetzt mich persönlich immer wieder, und natürlich nicht nur in diesem Punkt, wie stark der Lobbyismus dabei negativ wirkt. Wenige NGOs kommen mit kleinen Budget einfach nicht gegen Milliardenbudgets und vielzahlige Lobbyist_innen an (vgl. Seite 145). Wenn es nach mir ginge, würde jedwede Lobbyarbeit in Deutschland untersagt werden.

Erste Schritte gegen Umwelthormone im Alltag

Wenn man sich entscheidet, Umwelthormone im Alltag zu meiden, ist es nicht mit einer Entscheidung für ein plastikfreies Leben getan. Gebäude, Möbel, Kleidung, Putzmittel, Kosmetik – überall sind ED versteckt.

Katharina Heckendorf ist in ihrem Selbstversuch und dauerhafter Umsetzung zu der Erkenntnis gekommen, dass es eine komplette Vermeidung von ED von hundert auf null von einem Tag auf den anderen, nicht funktioniert.

„Weil das Vermeiden der Umwelthormone an vielen Stellen Umgewöhnung, Anpassung und Kreativität erfordert, die wir neben dem Alltagsstress erst mal aufbringen müssen, rate ich Ihnen, lieber Schritt für Schritt, Bereich für Bereich an der Vermeidung zu arbeiten.“

Seite 183

Der Ansicht bin ich ebenso. Die Vermeidung von Umwelthormonen im Alltag ist ein Prozess, der mit dem Weg zu einem aufgeräumten Haushalt vom Keller bis zum Dachboden oder Minimalismus vergleichbar ist. Es ist gut, nicht alle Bereiche auf einmal anzugehen, weil das zu viel Veränderung in einem Rutsch wäre. Küche, Putzmittel, Badezimmerschrank, Kleiderschrank … alles hat seine Zeit. Und es gibt Sachen, auf die man einfach nicht verzichten möchte – dafür fehlen einem andere keinen Deut.

Ich bin mir sicher, dass es ebenso wie beim Aufräumen auch bei diesem Entmüllungs- bzw. Veränderungsvorgang so sein wird, dass man im ersten Schritt Dinge übersieht, nicht reif für Entscheidungen gegen etwas oder Ersatz noch nicht absehbar ist. Nach einem Jahr den Prozess zu wiederholen, erachte ich als sinnvoll.

Der Vergleich mit dem sonstigen Entmüllen von Räumen ist in Bezug auf Umwelthormone auch insofern relevant, als dass sich „Umwelthormone gerne im Hausstaub sammeln“ (Seite 212). Dinge fressen also nicht nur Brot, sondern können uns vergiften.

Das hat das Lesen des Buchs bei mir konkret bewirkt

Kurz gesagt: viel. Lang gesagt: am meisten hat sich in der Küche verändert. Zum einen, weil ich mit den Dingen dort viel hantierte und sie mit dem Essen direkt in Kontakt kommen. Zum anderen, weil der Bereich in der Hinsicht bisher vernachlässigt war. Im Bad und dem Rest des Hauses gibt es noch deutlich Potenzial für Verbesserungen. Ich bleibe dran!

Badzimmer

  • Mein Duft war eine negative Überraschung. Auf die Idee, dass Parfüm hormonell wirksame Stoffe enthalten könnte, bin ich vor dem Hinweis der Autorin nicht gekommen. Leider ist meinem einen Eau de Toilette Ethylhexyl Methoxycinnamate (steht auf der Liste) enthalten, im anderen Benzyl Salicylate (steht auf der Verdachtsliste). Das soll Kosmetika vor Einwirkungen von UV-Licht schützen. Der Duft wird aufgebraucht und nicht mehr neu gekauft. Ich werde wieder duftfrei leben wie viele Jahre zuvor.
  • Es bleibt das Thema mit meiner Gesichtspflege, die ich einfach so gut vertrage … und deren INCI leider – ich weiß das seit Anbeginn der Nutzung – nicht so sauber ist, wie ich das gerne hätte. Bei der Gesichtscreme teste ich gerade eine Alternative, die zwar ein Mikroplastikelement enthält, aber nur eins und sonst eine kurze, saubere INCI-Liste hat. Mehr dazu, wenn sie mich auf Dauer überzeugt. Mehr sichtbare Falten habe ich schon nach einer Woche, aber wir wissen ja #irgendwasistimmer … Die Augencreme wird erst einmal bleiben, damit ich nicht zu viel auf einmal verändere, um die Auswirkungen zuordnen zu können. Bei Fußcreme habe ich schon seit Monaten eine hervorragende ohne Mikroplastik in Gebrauch, die stelle ich demnächst mal vor.
  • Im Bad sieht es ansonsten schon recht gut aus, weil ich in den letzten Jahren viel auf saubere INCI umgestellt und drastisch reduziert habe – von Bodylotion bis WC-Reiniger. Haarspray und Haarspülungen verwende ich schon lange nicht mehr, genauso wie feuchtes Toilettenpapier, Tampons oder Einwegabschminkpads. Den ganzen neuen bunten Tiegeln in der Drogerie kann ich meistens gut widerstehen. Wenn ich etwas neues Suche, schaue ich bewusst nur bei Marken, die gute Chancen haben, den INCI-Test zu bestehen.

Küche – entsorgen ohne Neukäufe

  • Zitronenpresse samt Becher, habe eine andere aus Metall, zwei Zitronenpressen braucht zudem niemand
  • Eierschneider, der seit Jahren nie benutzt wird
  • Plastikbecher unter dem Wasserauslauf der Kaffeemaschine. Daraus trinke ich zwar nie, aber er steht immer offen herum es läuft viermal am Tag heißes Wasser in den Becher beim Spülen der Maschine beim Ein- und Ausschalten. Das kann giftige Stoffe lösen und in die Luft bringen. Ersatz: eine kleine Keramikschale
  • Plastikbecher in der Hundetrockenfutterdose, denn der ist permanent mit dem fettigen Futter in Kontakt. So wie der Becher den Geruch vom Futter annimmt, wird das Futter auch Teile des Bechers aufnehmen. Ersatz: ein Marmeladenglas als Zweitverwertung aus dem Kellerschrank
  • Plastikeierlöffel in Vorratsdosen wie Mehl und Zucker. Die sind zwar fett- und flüssigkeitsfrei und kalt, was weniger Gifte freisetzt, aber der Löffel liegt monatelang in den Lebensmitteln und hat direkten Kontakt. Ersatz: Metalllöffel aus dem normalen Besteck oder vorhandene Olivenbaumholzschüppchen. Die Plastiklöffel werden 2022 beim Eisessen unterwegs ihren letzten Einsatz bekommen und dann entsorgt werden.
  • Quicheform mit Hebeboden. Der Silikonrand begann bereits seit Monaten, sich schmierig anzufühlen, die Beschichtung der Bodenplatte löst sich durch Messerspuren. Da ich eine alte Keramikform mit dem typischen Wellenrand und eine neue schlichte Springform habe (die alte war im Sommer verrostet), reicht das aus. Mehr als zwei Quiche auf einmal gedenke ich nicht zu backen. Und wenn doch, wird mir gewiss jemand eine Form ausleihen. Die Nachbarschaft backt gerne.
  • Ein Flaschenverschluss und drei Flaschenausgießer, bei denen das Plastik mit Öl in Kontakt kommt und zusätzlich nicht rückstandslos sauber wird
  • Drei einfache Vorratsbehälter, die seit Jahren ungenutzt sind – wer weniger Vorräte hat, braucht weniger Behältnisse dafür
  • Kleines Kännchen mit Deckel, das zu selten verwendet wird
  • Schüttelbecher, bei dem der Deckel nicht mehr zuverlässig schließt
  • Durchschlag zum Abgießen von Nudeln oder Waschen von Erdbeeren => kommt mit heißem Wasser und Lebensmitteln zeitgleich in Kontakt, stattdessen die beiden aus Edelstahl verwenden; das Teil wurde zwar verwendet, war aber in Grunde schon seit 2003 überflüssig, weil ich das eine aus Edelstahl seit meiner ersten Wohnung 1991 habe. Gekauft habe ich das Plastikteil für eine Wohnung, in der das Edelstahlspitzsieb im großen Waschbecken nicht stabil zu platzieren war. In der aktuellen Küche hält das Spitzsieb im Waschbecken und zusätzlich gibt es ein Edelstahlsieb fürs kleinere der beiden Waschbecken.
  • Große Plastikschüssel mit Siebeinsatz und Deckel, die eh schon ziemlich abgenutzt war nach 20-25 Jahren in Gebrauch – stattdessen vorhandene Porzellandeckelschüssel und Metallsieb oder die deutlich weniger abgenutzte Salatschleuder mit Siebeinsatz und Deckel verwenden.

Küche – ersetzen durch Neukauf

  • Kartoffelstampfer aus schraddeligem Kunststoff gegen einen aus Edelstahl. Blöd ist, dass der neue dann in den Gusseisentöpfen zerkratzt wird (den Töpfen macht das nichts), denn wir wissen ja #irgendwasistimmer …
  • Drei Rührschüsseln (hoher Becher, kleine und große Schüssel) aus schraddeligem Kunststoff (teils 30 Jahre in Gebrauch gewesen) – endlich habe ich eine Alternative aus Edelstahl gefunden, die bei dem Preis hoffentlich den Rest meines Lebens hält. Hat was von Neukauf der Aussteuer.
  • Butterdose durch eine aus Emaille mit Holzdeckel. Ich mag Sachen aus Emaille gerne leiden, meide sie aber sonst, weil ich sie von Hand abspüle zur Rostverteilungsvermeidung im Geschirrspüler. Da ich die Butterdose aber nur alle paar Woche abspüle (bei uns ist niemand Butter auf Brot, das ist nur Koch- und Backfett), kann ich das dann auch von Hand machen. Die neue Dose ist total schön.
  • Zwei Schöpfkellen aus Plastik und Silikon wegen der gusseisernen Töpfe, bei denen Metall zerkratzt, werden gegen vermutlich noch Holz ersetzt. Ich habe erst einmal eine Holzkelle bestellt, mal sehen, wie mir die gefällt. Kann sein, dass zu viel Essen im Topf bleibt und ich auf die aus Silikon nicht verzichten möchte. Wir werden sehen.

Küche – schon echt gut

  • Wir haben schon lange nur noch Bretter und Pfannenwender bzw. Rührlöffel aus Holz. Meistens brate ich in gusseisernen Töpfen ohne Beschichtung. Die eine beschichte Pfanne wird vorsichtig behandelt und primär für Speisen eingesetzt, die leicht ansetzen, wie Rührei oder Pfannkuchen. Wasserkocher und Brotkasten sind schon lange aus Metall.
  • Dafür, dass ich die Küche vor zwei Jahren im Rahmen der Blogserie Minimalismus im Haushalt bereits komplett entmüllt habe und vor einem halben Jahr beim Putzen der Schränke von innen auch alles nochmal in der Hand hatte, bin ich selbst überrascht, wie groß der Müllberg der überflüssigen oder unguten Plastikteile jetzt ist.
    Die meisten Sachen, die ich entsorgt habe, waren stark abgenutzt, so dass ich eh schon länger über einen Ersatz oder ersatzloses Streichen nachgedacht habe. Plastikteile, die 20-30 Jahre in der Küche im Einsatz waren, haben ihren Dienst getan. Das Buch war nur der Auslöser, an das Thema heranzugehen.

Haushalt

  • 2020 habe ich Einmalbodenstaubtücher zur täglichen Anwendung gegen Hundedreck und -haare auf glatten Böden ersetzt durch ein Verlängerungsrohr mit breiter Düse am Handstaubsauger und eine Ladestation an der Wand für ihn. Das war zwar teuer in der einmaligen Anschaffung, spart aber auf Dauer die teuren Einwegtücher. Zusätzlich dürfte der Plastiksauger schadstoffärmer sein als die Tücher samt Produktion, Lagerung und Anwendung im Haus und Entsorgung.
  • Meistens bemühe ich mich eh, möglichst un- oder wenig verarbeitete, regionale Lebensmittel zu kaufen. Wenn es verarbeitete sind, wie Sauerkraut aus dem Beutel, dann mit möglichst wenigen und sauberen Zutaten.
    Zum Beispiel schaue ich bei jedem Marmeladenglas auf die INCI und Vergleiche die Hersteller, wenn ich eine neue Sorte kaufe. Bindemittel sind ein anderes Thema als Plastik, aber es ist erstaunlich, was in einigen Fruchtsachen fürs Brot alles drin ist, auf das andere verzichten und mit Frucht, Zucker und Zitronensäure auskommen.
    Auf sowas zu achten, gehört für mich zum Gesamtkonzept im lebenslangen Projekt, den Hausstand zu optimieren.
  • Schon 2021 habe ich beschlossen, kein Mineralwasser aus Plastikflaschen mehr für Gäste und Kunden zu kaufen. Es gibt nur noch Leitungswasser bei uns. Glasflaschen sind mir zu schwer und selbst gesprudeltes Wasser konnte mich nie überzeugen.
  • Schlecht bleiben wird meine Kleidung, weil ich Second Hand für mich ablehne. Außerdem kaufe ich immer noch zu viel verpackte Sachen im Supermarkt. Dafür gibt aber immerhin auf dem Markt das meiste unverpackt oder wenigstens in unbeschichteten Papiertüten, die ich zum Gemüseputzen als Unterlage nochmal verwende.
  • Im Wohnraum gibt es viel Holz, Fliesen und Sisalteppich bei uns, aber auch immense Plastikanteile, wenn man genau hinschaut – von furnierten Pressspanmöbeln bis zu Schreibtischplatten, Elektrogeräten und Gardinen. Das wird so bleiben, denn wie sagte auch die Autorin: nicht zu viel auf einmal angehen.

Fazit

Für mich persönlich liegen die größten konkreten Veränderungsmöglichkeiten in Bezug auf Umwelthormone – und mein Wille dazu – in der Küche. Die werde ich in 2022 stückweise weiter optimieren. Die Veränderungen werden sich bei mir, auch wenn das nicht reicht, im Wesentlichen auf die Vermeidung von Plastik beziehen.

Gespannt bin ich, ob mir von den ersatzlos entsorgten Dingen in den kommenden Wochen etwas fehlen wird und wenn ja, wodurch ich es dann sinnvoll ersetzen kann. Wenn ich mit der Küche zufrieden bin, sehen wir weiter.

Nachtrag: Leben mit weniger Plastik im Alltag – Rückschau auf 6 Monate ist inzwischen online.

Wie gehst Du mit Umwelthormonen um?


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Lesetipps

Lesetipp ***** Bitterböser Schwesternroman

Werbung – Rezensionsexemplar

Erwachsene Menschen von Marie Aubert

Erwachsene Menschen
von Marie Aubert

Hardcover, 176 Seiten
ISBN 978-3-498-00190-2
Übersetzt von Ursel Allenstein
Originaltitel Voksne mennesker, Originalverlag Forlaget Oktober AS, Oslo
Erschienen am 21. April 2021 im Verlag Rowohlt Hundert Augen (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern und eine Leseprobe findest Du auf der Verlagswebsite.

Achtung Spoiler!

„«Erwachsene Menschen» ist ein Sommer- und ein Familienroman, eine Geschichte über die Rivalität zwischen Schwestern, Torschlusspanik und unerfülltem Kinderwunsch. Es erzählt von jenen, die wir am meisten lieben – und dem, was wir ihnen antun, wenn wir nicht kriegen, was wir wollen.

Ida ist Architektin, kinderlos und in der Blüte ihrer Jahre, aber «die Uhr tickt». Sie hat schon begonnen, die Möglichkeit «etwas einzufrieren» in Betracht zu ziehen. Für später. Wirklich, nur zur Sicherheit. Falls sie doch noch den Richtigen trifft und der auch Kinder will. Aber jetzt ist erstmal Sommer. Ida und ihre Familie – ihre Mutter, deren Lebensgefährte, Idas Schwester Marthe mit Mann und Stieftochter – treffen sich in ihrem Sommerhaus vor der Küste, um Mutters Geburtstag zu feiern und ein paar schöne, gemeinsame Tage zu haben. In dieses Idyll platzt Marthe mit einer phantastischen Nachricht: Sie ist schwanger, nach Jahren erfolgloser Versuche, und so glücklich. Wenig später eröffnet die Klinik in Göteborg Ida telefonisch, sie sei für eine Eizellenentnahme leider «zu spät» dran. Ausgerechnet in dem Moment, in dem Marthe Ida ihr Familienglück unter die Nase reibt, zerplatzt deren Traum.

Enttäuscht und verletzt fängt Ida an, Marthes Idyll zu untergraben…“

Verlagstext

Das ist ein bitterböser Familienroman, der mich vom ersten Moment an gefangen genommen hat. Ich habe mit Ida gelitten, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Ob das an der Perspektive lag oder daran, dass ich Marthe unsympathisch fand, weiß ich nicht.

Der Roman beginnt mit einem typischen Moment einer 40jährigen, die sich eine Partnerschaft und eine Kind wünscht.

„… irgendwann einmal muss es etwas werden, nach all den verheirateten oder liierten oder uninteressierten oder uninteressanten Männern muss es irgendwann einmal etwas werden …“

Ida, Seite 13f

Er endet mit der Erkenntnis, dass alle Wege ihre Vorzüge haben können.

„Tief in meinem inneren regt sich auch eine Art brutale Erleichterung: Jetzt brauche ich mir keinen Stress mehr zu machen.“

Ida, Seite 165

Was zwischendrin passiert, umreißt der Verlagstext. Normalerweise meide ich Spoiler, da der Verlagstext allerdings bereits viel verrät und die Geschichte beim Lesen im gewissen Rahmen vorhersehbar ist, macht das letzte Zitat das Umspannen der Geschichte für mich rund. Und was für Dich offen bleibt: Wie kommt es dazu und wie beginnt die Zukunft für Ida?

Der Roman hat Spannungsmomente, die eines Thrillers würdig sind, und wird dennoch scheinbar sommerlich-leicht erzählt. Es ist kein Gute-Laune-Buch, dafür ist das Thema zu ernst. Aber es hat mich vom ersten Moment an gefangen genommen und ich bin tief in die Geschichte eingetaucht. Die Sprache hat mir gefallen. Übersetzungen von Ursel Allenstein mag ich eh, diese hier finde ich besonders gelungen.

Ist das ein Roman für Dich?


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Lesetipp: Abschluss der Familiensaga in 5 Bänden

Werbung – Rezensionsexemplar

Sturm über der Tuchvilla von Anne Jacobs

Die Tuchvilla-Saga
von Anne Jacobs

  1. Die Tuchvilla (2014)
  2. Die Töchter der Tuchvilla (2015)
  3. Das Erbe der Tuchvilla (2016)
  4. Rückkehr in die Tuchvilla (2020)
  5. Sturm über der Tuchvilla (15. November 2021)
    Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 688 Seiten
    ISBN 978-3-7341-0773-3

Die Serie ist erschienen bei blanvalet (Werbung), Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Band 1 bis 3 habe ich selbst gekauft, Band 4 und 5 als Rezensionsexemplare erhalten.

Achtung Spoiler – falls Du Band 1 bis 4 noch nicht kennst

Einen Überblick über die Handlungen der vorherigen Bände findest Du in meinem Beitrag Familiensaga in 5 Bänden vom 15. April 2021. Wenn Du die Saga lesen möchtest, fängst Du am besten bei Band 1 ein, weil die Bände aufeinander aufbauen. Die Geschichte lässt sich in einem Rutsch lesen, wenn man Zeit am Stück hat – Ferien, krank auf dem Sofa oder warum auch immer.

Sturm über der Tuchvilla – Augsburg 1935

„In Zeiten des Sturms muss die Familie Melzer zusammenhalten, um ihre geliebte Tuchvilla zu retten …Der Sturm, der sich über Deutschland zusammenbraut, hat auch für die Familie Melzer und ihre geliebte Tuchvilla weitreichende Konsequenzen: Maries erfolgreiches Schneideratelier steht kurz vor dem Aus, als bekannt wird, dass sie jüdischer Abstammung ist. Und auch ihr Mann Paul hat mit großen Sorgen zu kämpfen, denn die finanzielle Lage der Tuchfabrik und der wachsende Druck von Seiten der Regierung, bereiten ihm schlaflose Nächte. Als Paul eines Tages dringend geraten wird, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, muss Marie eine folgenschwere Entscheidung treffen, die ihr aller Leben für immer verändern wird …“

Verlagstext

Auch im letzten Band steht Marie mit Paul wieder im Vordergrund, der Rest der Familie und die Angestellten der Tuchvilla sind natürlich wie immer dabei. Das gefällt mir bei der Saga: Der Fokus wechselt nicht mit jedem Band auf die nächste Generation, sondern bleibt bei den Startfiguren und erweitert den Personenkreis um diese herum.

Den fünften Band habe ich ebenso in wenigen Tagen verschlungen wie die vier zuvor. Das Ende zeigt eine starke Frau, die ihren Weg geht. Nicht ohne Rücksicht auf Verluste, aber ohne sich selbst zu verlieren.

So mag ich das!

Hast Du die Saga inzwischen zu Lesen begonnen?


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Lesetipp ***** 100 Jahre Stilikone

Werbung – Rezensionsexemplar

Marlene Dietrich - Die Kleider ihres Lebens - von Dr. Gabriele Katz

Marlene Dietrich
Die Kleider ihres Lebens
von Dr. Gabriele Katz

Hardcover, 320 Seiten mit Fotos und erklärenden Lookbooks
ISBN 978-3-7844-3597-8
Erschienen am 16. September 2021 im Verlag LangenMüller (Werbung)

„Marlene Dietrich ist bis heute DIE Stilikone überhaupt – atemberaubend elegant und von revolutionärer Modernität. Sie zelebrierte Dessous und machte Hosen für Frauen salonfähig. Sie faszinierte durch eine Mischung aus asketischer Strenge, Dramatik, Weiblichkeit und Androgynität. Doch Mode ging bei Marlene Dietrich auch eine Allianz mit Charakter und Haltung ein und daraus ging ein fast magisches Wesen hervor, das gleichzeitig funkelte und Kontur bewies. Und nicht nur das: Als erster Star überhaupt begriff Marlene Dietrich das Medienzeitalter und baute ein öffentliches Bild von sich auf, wobei sie nichts dem Zufall überließ. Was Facebook und Instagram heute können, nahm sie vorweg und wurde zur „Influencerin“ par excellence.“

Verlagstext

Gabriele Katz erzählt in dem Buch das Leben von Marlene Dietrich von ihrer Geburt am 27. Dezember 1901 in Berlin bis zum ihrem Tod am 6. Mai 1992 in Paris. In diesem Monat wäre sie 120 geworden und hätte sich vermutlich bis dahin noch dreißig Mal selbst neu erfinden können.

Ich bin keine Cineastin, sondern Leserin. Tatsächlich kenne ich keinen der Filme mit Marlene Dietrich, sondern nur Fotos und einige Lieder. Erstaunlich finde ich, wie es die Autorin schafft, mit Worten zu malen. Die Buchstaben werden in meinem Kopf zu Bildern, ich sehe die Kleider ganz genau vor mir.

Trotz des teils recht dokumentarischen Schreibstils ist das Buch ein Lesegenuss. Immer wieder blitzt zwischen den Fakten Humor auf und es entsteht neben den Bildern in meinem Kopf ein Lächeln auf meinem Gesicht.

Erstaunlich finde ich, wie viele Filme mit Marlene Dietrich gedreht wurden, und wie der Blick aus ihrer Sicht auf die 1930er und 40er Jahre ist, die sie großteils in den USA verbracht hat. Sie hat mit unfassbar vielen bekannten Menschen aus der Zeit gearbeitet und war mehr als nur eine Schauspielerin.

„Sie hatte alles über die Magie des Gesichts, der Kleidung, der Bewegung und des Lichts gelernt.“

Seite 126

Das ist ein Buch für Liebhaberinnen von Film & Mode!


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Lesetipp? Die Schwimmfreundinnen

Werbung – Rezensionsexemplar

Der Shelly Bay Ladies Schwimmclub von Sophie Green

Der Shelly Bay Ladies Schwimmclub
von Sophie Green

Taschenbuch, Broschur, 528 Seiten
ISBN 978-3-442-49053-0
Übersetzt von Claudia Franz
Originaltitel The Shelly Bay Ladies Swimming Circle, Originalverlag Hachette Australia
Deutsche Erstausgabe
Erschienen am 21. Juni 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Vier Frauen und das Meer. Das Schwimmen führt sie zusammen, und durch ihre Freundschaft meistern sie das Leben.
Beim Schwimmen in der Shelly Bay an Australiens Küste finden vier höchst unterschiedliche Frauen zueinander: die patente Theresa, die immer nur für andere da ist; die Witwe Marie, die im Meer Trost und Kraft findet; die scheue Leanne, der ein traumatisches Erlebnis auf der Seele liegt; und schließlich die Engländerin Elaine, die in ihrer neuen Heimat keine Wurzeln schlagen kann und Trost im Alkohol sucht. Allmählich wächst eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen. Gemeinsam meistern sie Krankheit und Verlust, geben einander Mut und Hoffnung, feiern Momente des Glücks und finden durch die Hilfe der anderen am Ende auch zu sich selbst.“

Verlagstext

Auf das Buch bin durch den Tipp von Leserin Claudia und die Vorschlagsliste im Bloggerportal des Verlags gekommen. Nachdem ich jahrelang selbst eine Schwimmfreundin hatte, fand ich alleine den Titel – von den Ladies abgesehen – schon ansprechend.

Warum steht ein Fragezeichen hinter Lesetipp in der Überschrift? Das Buch war mir schnell zu kitschig. Ich habe fast zwei Wochen für die gut 500 Seiten gebraucht, obwohl ich Zeit zum Lesen hatte. Das alleine spricht schon nicht für den Roman.

Die Autorin vermengt dermaßen viel persönliches Drama und Aufopferung der Protagonistinnen mit dem Entstehen der engen freundschaftlichen Bande zwischen den vier Frauen, dass mir das einfach too much war. Jedes Einzelschicksal hätte davon aus meiner Sicht für ein eigenes Buch gereicht. Ins inhaltliche Detail möchte ich dazu nicht gehen, weil das zu viel spoilern würde für diejenigen, die den Roman noch lesen möchten.

Die Originalausgabe erschien 2019, der Roman spielt allerdings zwischen 1982 und 1984. Ich verstehe den Grund nicht, warum er in der Zeit zurück versetzt wurde. Vielleicht, weil die Menschen heute etwas offener in Bezug auf die Geschehnisse in dem Roman reagieren und er dann nicht mehr funktionieren würde?

Die Idee des Freundinnen-Romans hat mir gefallen; es gab durchaus schöne Momente beim Lesen, aber ich war letztlich froh, als die Geschichte vorüber war.

Gerade, wenn mir etwas nicht so gefallen hat, interessiert mich umso mehr die Meinung anderer Leserinnen dazu. Manchmal ist man sich einig – manchmal war ich vielleicht nicht in der richtigen Stimmung für ein Buch.

Ist das ein Roman für Dich? Wenn Du ihn kennst: Wie hat er Dir gefallen?