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Lesetipp – Ein brutaler Krimi mit Lokalkolorit

Werbung – Rezensionsexemplar

Tod auf der Elbinsel von Linn Greve

Tod auf der Elbinsel – ein Hamburg-Krimi
von Linn Greve
Kommissarin Dorothee Anders ermittelt (Band 2)

Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 368 Seiten
ISBN 978-3-328-10685-2
Erschienen am 11. Januar 2024 im Penguin Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Zwischen Alster und Elbe: Hauptkommissarin Dorothee Anders ermittelt in ihrem zweiten Fall
Versteckt auf dem Gelände eines stillgelegten Wasserwerks auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der überaus erfolgreichen Modebloggerin Isabell Graumann gefunden. Für Hauptkommissarin Dorothee Anders, deren Privatleben ihr gerade gehörig über den Kopf wächst, rückt sofort »Bellas« größte Konkurrentin in den Mittelpunkt ihrer Ermittlungen, schließlich weht hinter der glänzenden Instagram-Fassade ein überaus rauer Wind. Doch mehr und mehr zeichnet sich ab, dass die Spur in eine ganz andere, düstere Richtung führt. Mitten hinein in eine abgeriegelte und eingeschworene Onlinecommunity, deren Mitglieder vor nichts zurückschrecken.“

Verlagstext

Den ersten Band der Reihe Mord in der HafenCity kenne ich nicht, aber das hat beim Lesen nicht geschadet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Informationen aus dem Umfeld von Doro fehlen. Beim Titel Tod auf der Elbinsel dachte ich sofort an Wilhelmsburg, aber nein – es ist die Mini-Insel Kaltehofe gemeint.

Elbe bei Hamburg mit Blick Richtung Sperrwerk Billwerder Bucht
Kaltehofe ist die Insel mit den Bäumen in der Mitte des Bildes.

Erzählt wird der Krimi am Anfang aus der Perspektive von Polizistin Doro und der eines psychopatischen Frauenhassers aus der Incel-Szene, die mir bis dahin gar nichts sagte. Bei der Gedanken und Worten des Frauenhassers offenbarten sich mir zuweilen menschliche Abgründe, die mir beim Lesen Übelkeit verursacht haben. Positives Reframing: Es hat meinen geistigen Horizont erweitert.

„Doch wie es so war, wenn man sich mit abgeklärten Männern umgab: Ein Schaumbad aus Empathie wurde einem nicht eingelassen.“

Linn Greve, Tod auf der Elbinsel, Penguin, Seite 190 im E-Book

Die bildhafte Sprache der Autorin hat sich im Gruseligen ebenso wie im Schönen einen Weg in mein Gehirn gebrannt. Ich habe eindeutig zu viele Spiegelneuronen, ich fühle das beim Lesen wirklich.

„Lothar Zilz öffnete die wulstigen Lippen und züngelte ihr entgegen.“

Linn Greve, Tod auf der Elbinsel, Penguin, Seite 305 im E-Book

Der Fall an sich hat einige Wendungen und wird im Lauf des Krimis komplexer, weil sich mehrere Stränge verbinden. Das hat mir gefallen. Insgesamt war mir die Sprache zu eindringlich. Wer das mag, kann Spaß beim Lesen haben und gedanklich dabei durch Hamburg wandern.

Warst Du schon mal auf der Elbinsel Kaltehofe?

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Lesetipp – Eine Familientragödie

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Wahrheit von Mattias Edvardsson

Die Wahrheit
von Mattias Edvardsson

Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten
ISBN 978-3-8090-2758-4
Übersetzt von Annika Krummacher
Originaltitel En Familjetragedi, Originalverlag Bokförlaget Forum, Stockholm 2021
Deutsche Erstausgabe
Erschienen am 29. März 2023 bei Limes (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein Doppelmord, drei Verdächtige und nur eine Wahrheit – der neue, nervenzerreißend spannende Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson.
Bill verliert seine Frau an Krebs und wird von einem Tag auf den anderen alleinerziehender Vater. Um seine Rechnungen bezahlen zu können, vermietet er ein Zimmer an die Jurastudentin Karla.
Karla arbeitet als Reinigungskraft für Steven und Regina Rytter. Schnell merkt sie, dass mit dem Paar etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn warum verlässt die Ehefrau des angesehenen Arztes nie ihr abgedunkeltes Schlafzimmer?
Jennica, die ehemals beste Freundin von Bills verstorbener Frau, steckt mitten in einer Lebenskrise. Als sie Steven über eine Dating-App kennenlernt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben.
Doch dann werden Steven und seine Frau tot in ihrem Haus aufgefunden …“

Verlagstext

Von dem Autoren habe ich bereits Der unschuldige Mörder (Rezensionsexemplar), Die Lüge (selbst gekauft) und Die Bosheit (Rezensionsexemplar) gelesen und Dir vorgestellt und mich dementsprechend auf das Lesen vom aktuellen Buch von Mattias Edvardsson gefreut. Im Mai 2024 wird schon ein weiteres geben: Dunkelkaltes Schweigen.

Prägnant ist der Schreibstil mit betont kurzen Sätzen. Oft gibt es nur einen Hauptsatz, Hauptsatz und Nebensatz oder zwei mit und verbundene kurze Hauptsätze. Bei einem Blick in die Leseprobe auf der Verlagswebsite wirst Du schnell merken, ob Dir der Stil liegt.

Der Roman ist kapitelweise aus den Perspektiven von Bill, Jennica, Karla und Auszügen aus polizeilichen Vernehmungsprotokollen, die auch Personen aus deren Umfeld beinhalten, zusammengestellt. Erstaunlich ist, wie sich das Bild der Beteiligten wandelt, wenn man beim Lesen mehr erfährt. Erst denkt man, keiner davon war es und am Ende hätten alle Gründe haben können.

Was ist passiert und wer war daran beteiligt? Ist es eine Familientragödie, wie der Originaltitel den Roman nennt? Was ist überhaupt eine Familientragödie? Wie (un)schuldig sind Bill, Karla und Jennica? Zwischen den dreien gibt es diverse Verbindungen und Überschneidungen von Erfahrungen im Lebenslauf, die ich Dir hier nicht verraten werde.

Für mich wurde das Buch beim Lesen immer spannender und ich würde es lieber Krimi als Roman nennen. Wenn Du gerne Geschichten liest, bei denen die Handlungsstränge sich schrittweise zusammenziehen, ist das ein Roman für Dich.

Kennst Du bereits Bücher von Mattias Edvardsson?

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Lesetipp – Wenn Vergangenheit auf Gegenwart trifft

Werbung – Rezensionsexemplar

Als wir gluecklich waren von Jana Winter

Als wir glücklich waren
von Jana Winter

Originalausgabe, Paperpack, Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN 978-3-442-49485-9
Erschienen am 22. November 2023 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein idyllischer Gutshof im Emsland. Ein dunkles Familiengeheimnis. Eine junge Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie.

Für Lenya bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater sie am Telefon bittet, ihn zur Beerdigung einer seiner beiden Schwestern zu begleiten. Denn sie wusste weder von ihren Tanten Irma und Katharina noch davon, dass die beiden seit jeher ganz in der Nähe auf einem idyllischen Gutshof lebten. Lenya beschließt, mit ihrem Vater auf den Hof ins Emsland zu fahren, um herauszufinden, was ihre Familie vor langer Zeit auseinandergebracht hat. Dort taucht sie immer mehr in die Geschichte einer Familie ein, deren Leben durch Krieg, Armut und Vertreibung gezeichnet wurde, und deren Schicksal und Fortbestand vielleicht sogar in Lenyas Händen liegen könnte …“

Verlagstext

Der Roman hat mich vom ersten Moment an gefesselt und er kam mir im besten Sinn vor wie mit 500 und nicht nur 320 Seiten gefüllt. Die Geschichte ist dicht und berührend, ohne emotional-kitschig zu sein. Sie ist teilweise zutiefst dramatisch, ohne dabei mitleidheischend zu wirken. Von dem Buch würde ich gerne eine Fortsetzung lesen. Das Potenzial hätte die Geschichte.

Lenya und Irma sind die beiden Hauptfiguren. Werden ihre Fäden am Ende zusammengeführt oder gehen sie nach der Beerdigung wieder getrennte Wege? Was wird Lenya über ihre Familiengeschichte väterlicherseits herausfinden und welche Auswirkungen hat das auf die Beziehung zu ihrem Vater? Was macht ein Heimatverlust, der über Generationen weitergegeben wird, aus Menschen?

Nach dem überraschenden Anruf wegen der Beerdigung begleitet Lenya ihren Vater Rudolf zusammen mit ihren beiden jüngeren Kindern, Maria und Caro, auf das Gut Grotenstein im Emsland. Ihre siebenjährige Tochter Anouk bleibt bei ihrem Mann zu Hause in Münster, weil sie zur Schule gehen muss. Auf Gut Grotenstein haben Irma und Katharina eine Pferdezucht, die seit Generationen fortgeführt wird.

Lenya nutzt die Zeit auf dem Hof nicht nur, um ihrem Vater beizustehen und Irma kennenzulernen, sondern auch um ihre Ehe mit dem bekannten Dressurreiter Alexander zu überdenken, für den sie ihr Studium an den Nagel gehängt und auf eine Ausbildung verzichtet hat. Sie arbeitet neben der häuslichen Care-Arbeit für drei Kinder unentgeltlich in dem Gestüt der Schwiegereltern und ist wie selbstverständlich für ihr Umfeld immer da.

Das Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2018 im Emsland. Der Rückblick ins Jahr 1945 zur Flucht aus Ostpreußen nimmt nur kurz Raum ein, ebenso einzelne Episoden aus den 1950/-60ern. Wer wie ich im Moment keine Bücher mit langen Kriegsszenen lesen möchte, kann sich diesen Roman dennoch vornehmen.

„Ein Bruder, der nicht reden konnte. Aber das passte wohl zu einer Schwester, die das Lachen, und einer, die das Lieben verlernt hatte.“

Jana Winter, Als wir glücklich waren, Goldmann, Seite 7 im E-Book

Die Rückschauen sind wichtig, um den Werdegang von Lenyas Vater und seinen beiden Schwestern zu verstehen, stehen aber als solche nicht im Fokus der Geschichte. Sie wirken eher wie kleine Blicke hinter verschlossene Türen.

Lenyas Familienbild ist davon geprägt, dass sie von ihrer polnischen Mutter ohne Ankündigung und ohne jegliches Wiedersehen im Alter von zehn Jahren verlassen und vom extrem in sich zurückgezogenen Vater ohne irgendwelche Verwandten aufgezogen wurde.

Jetzt als Erwachsene zu erfahren, wie ihr Leben hätte aussehen können, wenn ihr Vater nach dem Verlust der Mutter ihr den Kontakt mit den Tanten und dem Gut Grotenstein eröffnet hätte, lässt sie fassungslos sein. Gerne hätte sie einen Ort der Freude und Familie gehabt. Sie war schon immer ein Pferdemädchen und alleine der Gedanke, dass sie dort die Ferien hätte verbringen können, hätte ihr als Jugendliche viel bedeutet.

Schritt für Schritt tauen die Protagonisten auf, stellen sich der eigenen Vergangenheit und beginnen zaghaft, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Dazu würde für Lenya gehören, ihrem Vater zu verzeihen und ihre Ehe zu justieren. Robert und Irma müssten einander verzeihen und Irma ihr verschlossenes Herz öffnen. Was davon passiert, erfährst Du beim Lesen.

Ist das ein Roman für Dich?

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Lesetipp – Lilis Familiengeheimnisse

Werbung – Rezensionsexemplar

Arne Jensen Etwas verborgen Schönes

Etwas verborgen Schönes
Arne Jensen

Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 576 Seiten
ISBN 978-3-453-42653-5
Erschienen am 13. Dezember 2023 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

„Wenn man dem Herzen keinen Raum gibt, stirbt es.“

Uckermark, 2022: Ein altes Gutshaus nicht weit vom Nirgendwo entfernt, mitten im Juli. Die Neunzigjährige Ottilie Rabe versammelt ihre weit verzweigte Verwandtschaft, um ihren Nachlass zu regeln. Doch das Treffen reißt alte Wunden auf. Vor allem will sie einem blinden Fleck in ihrer Erinnerung nachgehen. Denn Ottilie hat über Jahrzehnte etwas verheimlicht, und das ist so ungeheuerlich, dass es ihrer aller Leben für immer verändern wird.

Berlin, 1944: Ein hochrangiger Gestapo-Offizier wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, er wurde mit einem Hammer erschlagen. Der ermittelnde Kriminalrat Werner Beltheim steht unter großem Druck, den Fall rasch aufzuklären. Dringend tatverdächtig ist die Tochter des Toten, die neben ihm auf einem Hocker sitzt. Ihr Name ist Ottilie Rabe …“

Verlagstext

Es fällt mir total schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Lesen des Romans emotional sehr mitgenommen hat. Hätte ich gewusst, wie intensiv es im Jahr 1944 spielt, hätte ich das Buch nicht gelesen. Es tut mir gerade nicht gut, mich tief in diese Zeit zu begeben. Aber wem tut es das schon … und hätte ich das vorher gewusst, wäre mir dieser fesselnde Roman entgangen. Du weißt das jetzt und kannst es für Dich vielleicht besser einschätzen als ich, ob Du Dich in diese Handlungsstränge begeben möchtest.

Kernpersonen im heute

Die Hauptfigur in dem Roman ist Ottilie, genannt Lili. Der direkte Familienstrang mit Lili, ihrer Adoptivtochter Hanna und Julia bildet die Kernlinie. Um sie herum gibt es, ausgelöst durch Ottilies Kauf von Gut Torchau und dem Bedürfnis, ihr Erbe zu regeln und die Umstände des Todes ihres Vaters zu klären, ein großes Familientreffen auf dem Gut.

Die Familie Rabe ist weit verzweigt, auch Teile der Familie von Lilis Großmutter mütterlicherseits werden einbezogen. Allerdings hatte Lili bis zu dem Treffen mit keinem der Verwandten bis dahin seit ihrer Kindheit Kontakt. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie eigene Wege gegangen und lebt nach dem 2. Weltkrieg in der DDR. 2022 lebt sie mit ihrem Partner Ebbi in Berlin.

Hanna, aufgewachsen bei Lili in der DDR, ist als junge Frau mit einem Armenier zusammen. Er arbeitet eigentlich in der Sowjetunion, kennengelernt haben sie sich in der DDR. Die beiden fliehen zusammen in den Westen, heiraten, leben in Köln und bekommen Tochter Julia.

Als Julia zehn ist, verlässt der Vater die Familie und geht zurück nach Armenien. Später ziehen Hanna und Julia nach Hamburg. Julia hat den Kontakt bis heute konsequent abgebrochen, mit ihrer Mutter hat der Vater nur noch ein loses Geburtstagsgruß-Verhältnis nach der Scheidung.

Julias Lebensthemen sind, dass sie regelmäßig für eine türkische Migrantin gehalten und diskriminiert wird und von ihrem Vater verlassen wurde. Erst in Köln, dann in Hamburg und jetzt in Berlin weiß kaum jemand, wo Armenien auf der Weltkarte liegt. Ihr Identitätsthema macht es ihr schwer im Leben. Darüber dass Ihr Vater sie verlassen hat, ist sie nie hinweggekommen. Dass Julias Cousin aus Armenien auf einmal bei ihr in der Tür steht, wirft sie ziemlich aus der Bahn.

Erzählebenen

Die Handlung spielt primär 1944 und 2022. Der Rückblick auf 1944 spielt zu Beginn in Lilis Perspektive und wechselt dann durch eine 2022 angestoßene Aufarbeitung der Geschehnisse in die Perspektive des Kripobeamten Werner Beltheim, der damals den Todesfall Walter Rabe bearbeitet hat.

Wie es dazu kommt, dass die Lesenden im Jahr 2022 die genauen Gedanken von Werner Beltheim erfahren, würde hier zu viel verraten. Ebenso kann ich nichts zu Lilis Geheimnis sagen, weil das die Spannung verderben würde. Etwa in der Mitte des Buches gibt es eine Wendung, die vieles erklärt. Die Stränge werden am Ende zusammengeführt, so viel kann ich sagen. Was natürlich nicht bedeutet, dass es auf alle Fragen von damals und heute eine Antwort gibt.

Elementar ist in dem Roman die Frage, wie sich gefühlte Schuld über Generationen vererben kann. Was liegt in den Genen, was ist durch das Umfeld geprägt? Wie ist ein selbstbewusster, positiver Weg möglich, wenn einem jeden Tag vorgelebt wird, dass an der Familie Pech klebt? Was macht das mit Kindern, Enkeln, Urenkeln? Was ist mit Lügen und Geheimnissen, die man spürt, aber nicht benennen kann?

Fazit

„Du bleibst als Mensch für mich die, die du immer warst. Ich muss nur den Setzkasten etwas umräumen, in dem ich meine Vorurteile aufbewahre.“

Arne Jensen, Etwas verborgen Schönes, Heyne, Julias Worte auf Seite 494 im E-Book

Die Geschichte ist spannend, vielschichtig und tief erzählt. Sie hat mich berührt. In Summe waren mir zu viele Themen darin verstrickt. Jede hinzukommende Person schien ein weiteres Drama im Gepäck zu haben, das für einen eigenen Roman taugen würde.

Vielleicht es das Leben so, wenn man genau hinsieht? Und um Lilis Lebensgeschichte zu erzählen, geht das vielleicht gar nicht anders? Wenn Du Lust hast, Dich davon gefangen nehmen zu lassen: viel Spaß beim Lesen!

Ist das ein Roman für Dich?

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Lesetipp – Nach mir nicht die Sintflut

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Sarggeschichten von Sarah Benz und Katrin Trommler

Sarggeschichten
von Sarah Benz und Katrin Trommler

Originalausgabe, Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten
ISBN 978-3-442-39403-6
Erschienen am 15. November 2023 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Wie wollen wir Abschied nehmen?

Wenn ein für uns wichtiger Mensch stirbt, sind wir oft nicht darauf vorbereitet. Dabei ist es sicher, dass wir alle im Laufe unseres Lebens nahe Menschen an den Tod verlieren werden. Doch kann man sich überhaupt auf den Tod vorbereiten? Sarah Benz und Katrin Trommler sagen: Ja, man kann! Die beiden Frauen sind die Macherinnen des bekannten YouTube-Kanals »Sarggeschichten – Kurzfilme, die erklären, was man alles tun und gestalten kann, wenn der Tod ins Leben tritt«. Katrin hat in ihrem Leben viele wichtige Menschen verloren, darunter ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Tochter. Sarah ist Bestatterin, Trauerbegleiterin und Notfallseelsorgerin. Sie stellen sich allen wichtigen Fragen rund ums Sterben und Abschiednehmen:

• Wie versorgt man einen verstorbenen Menschen?
• Darf ich einen Toten zu Hause aufbahren?
• Was kann ich sagen, wenn jemand gestorben ist?
• Was brauchen trauernde Kinder?
• Was kostet eine Bestattung?

Mit zahlreichen Abbildungen, wichtigen Informationen und klaren Handlungsanweisungen zeigen die Autorinnen auf einfühlsame Weise, was alles möglich ist, wenn ein Mensch stirbt und bestattet wird.

Kann man einen Sarg auch von innen schmücken? Braucht man eine Urne? Wie kann man sich aus der Ferne verabschieden? Wie gibt man verstorbenen Menschen einen Platz im Leben? Auf diese und viele weitere Fragen gibt das Buch eine Antwort.“

Verlagstext

Unschönes Thema so kurz vor Weihnachten?

Ja, weiß ich. Allerdings gibt es keinen schönen Zeitpunkt, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die meisten Menschen verdrängen das Thema lieber und verschieben solche Überlegungen so lange auf später, bis es zu spät ist.

Gestorben wird nicht nur immer, sondern meine Oma ist wirklich Heiligabend 1991 gestorben – gefunden haben wir sie am 1. Weihnachtstag, als ich sie abholen wollte. Wir waren froh, dass wir genau wussten, was ihr nach dem Tod wichtig ist: anonyme Bestattung im Sarg in Hamburg und vorher die Adern aufschneiden lassen, damit sie ganz sicher tot ist.

Ihre größte Angst war, aus Versehen lebendig beerdigt zu werden. Der Blutdruck war so niedrig, das ihr Puls oft kaum fühlbar war. Wie ist das umzusetzen? Meine Mutter konnte eine Obduktion beantragen, weil Oma alleine in ihrer Wohnung gestorben ist und vorher gesund war. Glück gehabt – so ließ sich der unkonventionelle Wunsch legal erfüllen. Das hätte ansonsten schwierig werden können.

Auch wenn vielleicht die Weihnachtstage an sich Dir nicht passend erscheinen für solche Gedanken, planen viele Menschen zwischen Weihnachten und Neujahr Momente der Rückschau auf das zu Ende gehende Jahr, schließen mit Erlebnissen ab und machen sich Gedanken, was ihnen im kommenden Jahr wichtig ist. Das ist dann doch durchaus ein passender Moment, sich mit diesem Thema zu beschäftigen oder es auf die Agenda für Januar zu setzen, wenn man sich bisher davor gedrückt hat, oder?

Es ist rücksichtslos und egoistisch, sich nicht um sein Ableben zu kümmern!

Notargebühren

Was mit Dir und Deinen Lieben nach dem Tod passiert, ist das eine. Das andere ist, was Du selbst dabei vorbereiten kannst. Dazu können ein Erbvertrag oder Testament ebenso gehören wie eine Patientenverfügung und Vollmachten. Wenn ich höre, das jemand das jetzt noch nicht macht, weil er noch nicht alt ist, bekomme ich regelmäßig Anfälle.

Wie viele Menschen werden vor dem Alter aus dem Leben gerissen durch schwere Krankheit oder einen plötzlichen Tod? Und was heißt schon alt? Das Wort ist sehr relativ. Meiner Meinung nach sollte jeder volljährige Mensch sich um diese Dinge kümmern, wenn er sie anders möchte, als das Gesetz es vorsieht. Mein Tipp: Lass das alles notariell beglaubigen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass medizinisches Personal, Banken, Versicherungen etc. die Verfügungen akzeptieren und es ist nicht so teuer, wie viele denken.

Wenn man schon dabei ist, kann man den Personen, die vermutlich die eigene Beerdigung organisieren und bezahlen werden, auch gleich sagen, was einem wichtig ist. Wenn man weiß, dass der Tod ins Haus steht, kann man bereits dann schon mit Bestattenden reden, was man macht, wenn es soweit ist.

Es ist viel einfacher für die Hinterbliebenen, wenn sie wissen, was Du gewollt hast. Nerven dafür im Internet ein Bestattungsunternehmen zu suchen und Kosten zu vergleichen, hat man im Moment der Todesnachricht noch weniger als vorher.

Als ich nach dem sich monatelang angekündigten Tod meiner Mutter 2003 die Kontaktdaten des Bestatters meiner Wahl parat hatte, wurde ich zwar schräg angesehen, aber es war auch Erleichterung dabei. Dass ich über den Preis verhandelt habe, brachte mir von den anderen Hinterbliebenen nur so lange komische Blicke ein, bis den Beteiligten klar war, dass wir alle was davon haben. Würde ich beides übrigens immer wieder so machen.

Mein Plan für nach dem Leben

Ich möchte verbrannt werden. Die Urne soll in der Ost- oder Nordsee versenkt werden. Die Patientenverfügung und eine Generalvollmacht hat mein Mann vorliegen. Zusätzlich kennen enge Freunde und Familie meine Wünsche und Einstellungen zu lebensverlängernden Maßnahmen und wissen, wo meine wichtigen Unterlagen liegen und wie sie an meine Passwörter kommen. Der digitale Nachlass ist nochmal eine Sache für sich …

Sarggeschichten – das Buch

Nun zurück zu meinem Lesetipp: Das Buch Sarggeschichten ist lesenswert für alle, die Berührungsängste mit dem Tod haben und Ideen bekommen möchten, was alles im Zusammenhang mit dem Tod in Deutschland möglich und erlaubt ist.

Die persönlichen Geschichten der Autorinnen und aus deren Umfeld sind ergreifend und aufklärend – manchmal traurig und schön zugleich. Gelernt habe ich zum Beispiel, dass man in Deutschland Urnen selbst gestalten darf. Genau genommen muss man nicht mal eine Urne haben, denn die ist nur eine Art Schmuck für die Kapsel mit der Asche.

Was für Vorkehrungen hast Du für Dein Ableben geplant?

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