Werbung – Rezensionsexemplar
Umwelthormone – das alltägliche Gift:
Warum sie uns schaden, wo sie enthalten sind und wie wir uns schützen können
von Katharina Heckendorf
Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 240 Seiten
ISBN 978-3-442-17916-9
Erschienen am 20. Dezember 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Als »Zeitbomben für die menschliche Gesellschaft« bezeichnen führende Wissenschaftler die »Endokrinen Disruptoren« – jene Schadstoffe, die im Körper wie Hormone wirken und die inzwischen überall enthalten sind. Diese Schadstoffe schaden uns Menschen und werden für Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht. Was sie so gefährlich macht: Sie sind in unserer Umwelt und unserem Alltag omnipräsent: Verpackungen, Lebensmittel, Kosmetik, Waschmittel, Textilien … die gefährlichen Schadstoffe stecken fast überall, und es ist kaum möglich, ihnen zu entgehen.
Doch es gibt Möglichkeiten, den Kontakt zu reduzieren. Katharina Heckendorf liefert wertvolle Hilfestellungen, wie man die Gifte im Alltag vermeiden kann. Dabei sind alle Tipps selbst erprobt und getestet – vom Deo bis zum Waschmittel.“
Verlagstext
Definition endokrine Disruptoren
„Endokrine Disruptoren (ED) sind Chemikalien oder Mischungen von Chemikalien, die die natürliche biochemische Wirkweise von Hormonen stören und dadurch schädliche Effekte (z.B. Störung von Wachstum und Entwicklung, negative Beeinflussung der Fortpflanzung oder erhöhte Anfälligkeit für spezielle Erkrankungen) hervorrufen.“
Definition des Umweltbundesamtes angelehnt an die der WHO
Umwelthormone
Umgangssprachlich nennt man endokrine Disruptoren auch Umwelthormone, daher der Buchtitel. Sie kommen allerdings nicht in dem Sinn aus der Umwelt, als dass sie natürlicherweise in der Natur vorkommen; es gibt zwar natürliche, aber viele menschengemachte (vgl. Seite 23), die sich unserer Umgebung befinden.
Worum geht es in dem Buch?
Das Buch ist gegliedert in Kapitel zur unterschätzen Gefahr der ED, wie man sie erkennen kann, wo die Gefahren lauern, wie ED krank machen können, wie sie in die Umwelt kommen und der Tierwelt schaden, verharmlost werden, das Versagen des Staats, den Weg aus dem Chemiesumpf und was Firmen dabei machen können, Möglichkeiten für einen schadstoffarmen Alltag und Tipps zur Umstellung.
In Bezug auf das Versagen des Staats entsetzt mich persönlich immer wieder, und natürlich nicht nur in diesem Punkt, wie stark der Lobbyismus dabei negativ wirkt. Wenige NGOs kommen mit kleinen Budget einfach nicht gegen Milliardenbudgets und vielzahlige Lobbyist_innen an (vgl. Seite 145). Wenn es nach mir ginge, würde jedwede Lobbyarbeit in Deutschland untersagt werden.
Erste Schritte gegen Umwelthormone im Alltag
Wenn man sich entscheidet, Umwelthormone im Alltag zu meiden, ist es nicht mit einer Entscheidung für ein plastikfreies Leben getan. Gebäude, Möbel, Kleidung, Putzmittel, Kosmetik – überall sind ED versteckt.
Katharina Heckendorf ist in ihrem Selbstversuch und dauerhafter Umsetzung zu der Erkenntnis gekommen, dass es eine komplette Vermeidung von ED von hundert auf null von einem Tag auf den anderen, nicht funktioniert.
„Weil das Vermeiden der Umwelthormone an vielen Stellen Umgewöhnung, Anpassung und Kreativität erfordert, die wir neben dem Alltagsstress erst mal aufbringen müssen, rate ich Ihnen, lieber Schritt für Schritt, Bereich für Bereich an der Vermeidung zu arbeiten.“
Seite 183
Der Ansicht bin ich ebenso. Die Vermeidung von Umwelthormonen im Alltag ist ein Prozess, der mit dem Weg zu einem aufgeräumten Haushalt vom Keller bis zum Dachboden oder Minimalismus vergleichbar ist. Es ist gut, nicht alle Bereiche auf einmal anzugehen, weil das zu viel Veränderung in einem Rutsch wäre. Küche, Putzmittel, Badezimmerschrank, Kleiderschrank … alles hat seine Zeit. Und es gibt Sachen, auf die man einfach nicht verzichten möchte – dafür fehlen einem andere keinen Deut.
Ich bin mir sicher, dass es ebenso wie beim Aufräumen auch bei diesem Entmüllungs- bzw. Veränderungsvorgang so sein wird, dass man im ersten Schritt Dinge übersieht, nicht reif für Entscheidungen gegen etwas oder Ersatz noch nicht absehbar ist. Nach einem Jahr den Prozess zu wiederholen, erachte ich als sinnvoll.
Der Vergleich mit dem sonstigen Entmüllen von Räumen ist in Bezug auf Umwelthormone auch insofern relevant, als dass sich „Umwelthormone gerne im Hausstaub sammeln“ (Seite 212). Dinge fressen also nicht nur Brot, sondern können uns vergiften.
Das hat das Lesen des Buchs bei mir konkret bewirkt
Kurz gesagt: viel. Lang gesagt: am meisten hat sich in der Küche verändert. Zum einen, weil ich mit den Dingen dort viel hantierte und sie mit dem Essen direkt in Kontakt kommen. Zum anderen, weil der Bereich in der Hinsicht bisher vernachlässigt war. Im Bad und dem Rest des Hauses gibt es noch deutlich Potenzial für Verbesserungen. Ich bleibe dran!
Badzimmer
- Mein Duft war eine negative Überraschung. Auf die Idee, dass Parfüm hormonell wirksame Stoffe enthalten könnte, bin ich vor dem Hinweis der Autorin nicht gekommen. Leider ist meinem einen Eau de Toilette Ethylhexyl Methoxycinnamate (steht auf der Liste) enthalten, im anderen Benzyl Salicylate (steht auf der Verdachtsliste). Das soll Kosmetika vor Einwirkungen von UV-Licht schützen. Der Duft wird aufgebraucht und nicht mehr neu gekauft. Ich werde wieder duftfrei leben wie viele Jahre zuvor.
- Es bleibt das Thema mit meiner Gesichtspflege, die ich einfach so gut vertrage … und deren INCI leider – ich weiß das seit Anbeginn der Nutzung – nicht so sauber ist, wie ich das gerne hätte. Bei der Gesichtscreme teste ich gerade eine Alternative, die zwar ein Mikroplastikelement enthält, aber nur eins und sonst eine kurze, saubere INCI-Liste hat. Mehr dazu, wenn sie mich auf Dauer überzeugt. Mehr sichtbare Falten habe ich schon nach einer Woche, aber wir wissen ja #irgendwasistimmer … Die Augencreme wird erst einmal bleiben, damit ich nicht zu viel auf einmal verändere, um die Auswirkungen zuordnen zu können. Bei Fußcreme habe ich schon seit Monaten eine hervorragende ohne Mikroplastik in Gebrauch, die stelle ich demnächst mal vor.
- Im Bad sieht es ansonsten schon recht gut aus, weil ich in den letzten Jahren viel auf saubere INCI umgestellt und drastisch reduziert habe – von Bodylotion bis WC-Reiniger. Haarspray und Haarspülungen verwende ich schon lange nicht mehr, genauso wie feuchtes Toilettenpapier, Tampons oder Einwegabschminkpads. Den ganzen neuen bunten Tiegeln in der Drogerie kann ich meistens gut widerstehen. Wenn ich etwas neues Suche, schaue ich bewusst nur bei Marken, die gute Chancen haben, den INCI-Test zu bestehen.
Küche – entsorgen ohne Neukäufe
- Zitronenpresse samt Becher, habe eine andere aus Metall, zwei Zitronenpressen braucht zudem niemand
- Eierschneider, der seit Jahren nie benutzt wird
- Plastikbecher unter dem Wasserauslauf der Kaffeemaschine. Daraus trinke ich zwar nie, aber er steht immer offen herum es läuft viermal am Tag heißes Wasser in den Becher beim Spülen der Maschine beim Ein- und Ausschalten. Das kann giftige Stoffe lösen und in die Luft bringen. Ersatz: eine kleine Keramikschale
- Plastikbecher in der Hundetrockenfutterdose, denn der ist permanent mit dem fettigen Futter in Kontakt. So wie der Becher den Geruch vom Futter annimmt, wird das Futter auch Teile des Bechers aufnehmen. Ersatz: ein Marmeladenglas als Zweitverwertung aus dem Kellerschrank
- Plastikeierlöffel in Vorratsdosen wie Mehl und Zucker. Die sind zwar fett- und flüssigkeitsfrei und kalt, was weniger Gifte freisetzt, aber der Löffel liegt monatelang in den Lebensmitteln und hat direkten Kontakt. Ersatz: Metalllöffel aus dem normalen Besteck oder vorhandene Olivenbaumholzschüppchen. Die Plastiklöffel werden 2022 beim Eisessen unterwegs ihren letzten Einsatz bekommen und dann entsorgt werden.
- Quicheform mit Hebeboden. Der Silikonrand begann bereits seit Monaten, sich schmierig anzufühlen, die Beschichtung der Bodenplatte löst sich durch Messerspuren. Da ich eine alte Keramikform mit dem typischen Wellenrand und eine neue schlichte Springform habe (die alte war im Sommer verrostet), reicht das aus. Mehr als zwei Quiche auf einmal gedenke ich nicht zu backen. Und wenn doch, wird mir gewiss jemand eine Form ausleihen. Die Nachbarschaft backt gerne.
- Ein Flaschenverschluss und drei Flaschenausgießer, bei denen das Plastik mit Öl in Kontakt kommt und zusätzlich nicht rückstandslos sauber wird
- Drei einfache Vorratsbehälter, die seit Jahren ungenutzt sind – wer weniger Vorräte hat, braucht weniger Behältnisse dafür
- Kleines Kännchen mit Deckel, das zu selten verwendet wird
- Schüttelbecher, bei dem der Deckel nicht mehr zuverlässig schließt
- Durchschlag zum Abgießen von Nudeln oder Waschen von Erdbeeren => kommt mit heißem Wasser und Lebensmitteln zeitgleich in Kontakt, stattdessen die beiden aus Edelstahl verwenden; das Teil wurde zwar verwendet, war aber in Grunde schon seit 2003 überflüssig, weil ich das eine aus Edelstahl seit meiner ersten Wohnung 1991 habe. Gekauft habe ich das Plastikteil für eine Wohnung, in der das Edelstahlspitzsieb im großen Waschbecken nicht stabil zu platzieren war. In der aktuellen Küche hält das Spitzsieb im Waschbecken und zusätzlich gibt es ein Edelstahlsieb fürs kleinere der beiden Waschbecken.
- Große Plastikschüssel mit Siebeinsatz und Deckel, die eh schon ziemlich abgenutzt war nach 20-25 Jahren in Gebrauch – stattdessen vorhandene Porzellandeckelschüssel und Metallsieb oder die deutlich weniger abgenutzte Salatschleuder mit Siebeinsatz und Deckel verwenden.
Küche – ersetzen durch Neukauf
- Kartoffelstampfer aus schraddeligem Kunststoff gegen einen aus Edelstahl. Blöd ist, dass der neue dann in den Gusseisentöpfen zerkratzt wird (den Töpfen macht das nichts), denn wir wissen ja #irgendwasistimmer …
- Drei Rührschüsseln (hoher Becher, kleine und große Schüssel) aus schraddeligem Kunststoff (teils 30 Jahre in Gebrauch gewesen) – endlich habe ich eine Alternative aus Edelstahl gefunden, die bei dem Preis hoffentlich den Rest meines Lebens hält. Hat was von Neukauf der Aussteuer.
- Butterdose durch eine aus Emaille mit Holzdeckel. Ich mag Sachen aus Emaille gerne leiden, meide sie aber sonst, weil ich sie von Hand abspüle zur Rostverteilungsvermeidung im Geschirrspüler. Da ich die Butterdose aber nur alle paar Woche abspüle (bei uns ist niemand Butter auf Brot, das ist nur Koch- und Backfett), kann ich das dann auch von Hand machen. Die neue Dose ist total schön.
- Zwei Schöpfkellen aus Plastik und Silikon wegen der gusseisernen Töpfe, bei denen Metall zerkratzt, werden gegen vermutlich noch Holz ersetzt. Ich habe erst einmal eine Holzkelle bestellt, mal sehen, wie mir die gefällt. Kann sein, dass zu viel Essen im Topf bleibt und ich auf die aus Silikon nicht verzichten möchte. Wir werden sehen.
Küche – schon echt gut
- Wir haben schon lange nur noch Bretter und Pfannenwender bzw. Rührlöffel aus Holz. Meistens brate ich in gusseisernen Töpfen ohne Beschichtung. Die eine beschichte Pfanne wird vorsichtig behandelt und primär für Speisen eingesetzt, die leicht ansetzen, wie Rührei oder Pfannkuchen. Wasserkocher und Brotkasten sind schon lange aus Metall.
- Dafür, dass ich die Küche vor zwei Jahren im Rahmen der Blogserie Minimalismus im Haushalt bereits komplett entmüllt habe und vor einem halben Jahr beim Putzen der Schränke von innen auch alles nochmal in der Hand hatte, bin ich selbst überrascht, wie groß der Müllberg der überflüssigen oder unguten Plastikteile jetzt ist.
Die meisten Sachen, die ich entsorgt habe, waren stark abgenutzt, so dass ich eh schon länger über einen Ersatz oder ersatzloses Streichen nachgedacht habe. Plastikteile, die 20-30 Jahre in der Küche im Einsatz waren, haben ihren Dienst getan. Das Buch war nur der Auslöser, an das Thema heranzugehen.
Haushalt
- 2020 habe ich Einmalbodenstaubtücher zur täglichen Anwendung gegen Hundedreck und -haare auf glatten Böden ersetzt durch ein Verlängerungsrohr mit breiter Düse am Handstaubsauger und eine Ladestation an der Wand für ihn. Das war zwar teuer in der einmaligen Anschaffung, spart aber auf Dauer die teuren Einwegtücher. Zusätzlich dürfte der Plastiksauger schadstoffärmer sein als die Tücher samt Produktion, Lagerung und Anwendung im Haus und Entsorgung.
- Meistens bemühe ich mich eh, möglichst un- oder wenig verarbeitete, regionale Lebensmittel zu kaufen. Wenn es verarbeitete sind, wie Sauerkraut aus dem Beutel, dann mit möglichst wenigen und sauberen Zutaten.
Zum Beispiel schaue ich bei jedem Marmeladenglas auf die INCI und Vergleiche die Hersteller, wenn ich eine neue Sorte kaufe. Bindemittel sind ein anderes Thema als Plastik, aber es ist erstaunlich, was in einigen Fruchtsachen fürs Brot alles drin ist, auf das andere verzichten und mit Frucht, Zucker und Zitronensäure auskommen.
Auf sowas zu achten, gehört für mich zum Gesamtkonzept im lebenslangen Projekt, den Hausstand zu optimieren. - Schon 2021 habe ich beschlossen, kein Mineralwasser aus Plastikflaschen mehr für Gäste und Kunden zu kaufen. Es gibt nur noch Leitungswasser bei uns. Glasflaschen sind mir zu schwer und selbst gesprudeltes Wasser konnte mich nie überzeugen.
- Schlecht bleiben wird meine Kleidung, weil ich Second Hand für mich ablehne. Außerdem kaufe ich immer noch zu viel verpackte Sachen im Supermarkt. Dafür gibt aber immerhin auf dem Markt das meiste unverpackt oder wenigstens in unbeschichteten Papiertüten, die ich zum Gemüseputzen als Unterlage nochmal verwende.
- Im Wohnraum gibt es viel Holz, Fliesen und Sisalteppich bei uns, aber auch immense Plastikanteile, wenn man genau hinschaut – von furnierten Pressspanmöbeln bis zu Schreibtischplatten, Elektrogeräten und Gardinen. Das wird so bleiben, denn wie sagte auch die Autorin: nicht zu viel auf einmal angehen.
Fazit
Für mich persönlich liegen die größten konkreten Veränderungsmöglichkeiten in Bezug auf Umwelthormone – und mein Wille dazu – in der Küche. Die werde ich in 2022 stückweise weiter optimieren. Die Veränderungen werden sich bei mir, auch wenn das nicht reicht, im Wesentlichen auf die Vermeidung von Plastik beziehen.
Gespannt bin ich, ob mir von den ersatzlos entsorgten Dingen in den kommenden Wochen etwas fehlen wird und wenn ja, wodurch ich es dann sinnvoll ersetzen kann. Wenn ich mit der Küche zufrieden bin, sehen wir weiter.
Nachtrag: Leben mit weniger Plastik im Alltag – Rückschau auf 6 Monate ist inzwischen online.