“Thema Jeans! Letztens hast Du geschrieben, dass eine Deiner vier Jeans auf den letzten Metern läuft. Das führte zu meinen Gedanken, dass ich meine sechs Jeans schon sehr viele Jahre trage, die älteste ist von 2010… ich mag gerne den verschlissenen, dünnen Jeansstoff auf der Haut aber es ist ein schmaler Grad zwischen lässig (das mag ich sehr) und nachlässig/ungepflegt.
Jeans sind ja auch schwierig (für die Umwelt) in der Herstellung, deshalb sollte eine lange Tragezeit schon angestrebt werden. Ich sortiere sie in jedem Fall aus, wenn sie einen Elastan-Anteil haben, dieser altert und wellig wird.
Wie ist Deine Meinung? Jeans makellos oder wieviel Abgeranztheit darf es sein? Ich meine jetzt überhaupt nicht die Jeans, die schon mit Löchern, Schäden oder franseligen Säumen verkauft werden (für teuer Geld).” – Susa
Fragt Susa bei der Wunschliste für Beiträge in 2023
Interessante Frage, auf die es bestimmt von zehn Menschen zwölf Meinungen dazu gibt. Bei meiner konkreten Jeans im Beitragsbild, die im April angezählt war, hat sich der Stoff an Nähten bzw. Nieten aufgelöst, so dass Löcher entstanden sind. Es waren die hinteren Taschen betroffen. Beim gleichen Modell hatte ich zuvor das Problem an der Mittelnaht am Po, obwohl die Jeans nicht zu eng war.
Innenansicht der sich auflösenden Jeans
Außenansicht der sich auflösenden Jeans einen Tag später
Shabby Chic oder hinüber?
Eindeutig hinüber! Ich trage keine Jeans, bei der ich Gefahr laufe, dass die Jeans am Po entlang der Tasche oder der Mittelnaht einen langen Riss bekommt, wenn ich mich bewege.
Man könnte die Jeans stopfen oder einen Flicken über die betroffenen Stellen setzen. Das mache ich nicht, weil die Hose bei genauer Betrachtung von innen gegen Licht gehalten an so vielen Stellen dünn wurde, dass man sie gleich komplett doppeln könnte.
Flicken an der Taschenniete mögen noch gut aussehen bzw. von Pullovern verdeckt werden, an der Mittelnaht am Po möchte ich die nicht sehen oder spüren.
Wann eine Jeans für mich hinüber ist
- Der Elasthan-Anteil löst sich auf und der Stoff wird wellig, wie Du auf diesem Bild sehen kannst. Wenn das an Stellen ist, die beim Tragen verdeckt sind, trage ich sie weiter. Wenn es an den Beinen im sichtbaren Bereich ist, entsorge ich die Jeans. Diese darf noch bleiben, weil es am Schritt beim Tragen nicht auffällt.
- Der Stoff an Nähten oder Nieten hat sich aufgelöst, wie es auf den Bildern oben im Beitrag zu sehen ist.
- Die Jeans leiert beim Tragen innerhalb eines halbes Tages soweit aus, dass die Beine zu schlabberig werden, sie am Po hängt oder die Knie ausgebeult aussehen.
Letztlich halte ich vermutlich ähnlich wie Susa mit der Einschätzung, wann eine Jeans zu verschlissen ist. Weichgetragenen Stoff mag ich bei Jeans ebenso. Das Problem ist, dass er mir dann meistens beim Tragen an den Knien zu schnell und stark ausbeult, wenn er diese Trageweichheit erreicht hat.
Wenn Jeans so aus der Form geraten beim Tragen, wirkt das auf mich immer etwas wie ungewaschen, auch wenn die Hose sauber ist, denn normalerweise bekommt sie diese Tragebeulen von langem Tragen. Diese ungepflegte Wirkung vermeide ich tunlichst.
Warum halten meine Jeans nicht so lange wie bei Susa? Eine These: Ich trage meine intensiver, weil ich nicht so viele auf einmal habe, sie außer im Sommer täglich trage und sie nach etwa drei Tragetagen wasche, weil sie dann am Saum dreckig sind von Hunderunden. Ich vermute, dass ich sie einfach intensiver nutze.
Wie viel Abgeranztheit darf sein?
Für mich dürfen Jeans für den Privatgebrauch farblich verwaschen sein und angeschubbelte Stellen haben in der Art, wie sie bereits fertig destroyed zu kaufen sind. Jeans mit Löchern trage ich weder selbst erarbeitet noch gekauft.
Weil ich nicht mehr als eine Hose für die Gartenarbeit brauche, werfe ich Jeans, die diese Kriterien nicht mehr erfüllen, in den Müll. Die sehen dann so aus, dass die im Sozialkaufhaus auch keiner mehr haben möchte. Ich würde mir im Rahmen der Nachhaltigkeit wünschen, dass Jeans bei mir länger halten, aber sie tun es eben nicht.
Bei intensivem Tragen halten meine Jeans zwischen ein und zwei Jahren. Nach sechs Monaten, also etwa 30 Wäschen sinkt ihr Ansehnlichkeitsstern überproportional mit jeder Wäsche. Vermutlich ist das von Herstellern exakt so eingeplant.
Kleiner Exkurs: Ein Hemdenhersteller hat mir mal verraten, dass die Hemden 30 Wäschen halten müssen und man kalkuliert, dass sie nach 50 Wäschen spätestens kaputt sind. Bei wöchentlichen Tragen sollen sie also im Klartext genauso lange halten, bis sich für Reklamationen die Beweislast der Schuld an dem Mangel umgekehrt, was es für die Kunden schwerer macht, mit Erfolg zu reklamieren. Wobei ich Jeans durchaus schon erfolgreich nach Ablauf der sechs Monate reklamiert und das Geld zurück bekommen habe.
Die Jeans mit den Rissen oben auf dem Foto hat gerade mal neun Monate gehalten. Sie war von vornerein aus einem eher dünnen Jeansstoff, der für mich nicht strapazierfähig genug war. Sie wurde etwa einmal pro Woche gewaschen. Ich würde sie sogar dennoch erneut kaufen, weil sie sich wahnsinnig gut getragen hat, aber es gibt das Modell nicht mehr.
Nachhaltig für die Umwelt werden Jeans daher bei mir in absehbarer Zeit leider nicht, egal wie umweltfreundlich sie hergestellt werden. Es bleibt das Problem der zu kurzen Nutzungsdauer bei intensivem Gebrauch. Mehr Hosen im Schrank, die dann über einen längeren Zeitraum ordentlich blieben, würden die Nachhaltigkeitsmathematik auch nicht verbessern, denn es würde in Summe für mich pro Tragen die Umwelt genauso belastet werden.