Taschenbuch, Klappenbroschur, 384 Seiten ISBN 978-3-453-36087-7 Erschienen am 13. April 2021 im Diana Verlag (Werbung) Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Julia hat ihren reichen Stiefvater Gert nie leiden können. Seinetwegen musste sie die geliebte Heimatinsel in der Nordsee verlassen. Jahre später stellt der Tod ihrer Mutter Julias und Gerts Leben völlig auf den Kopf. Aus gegenseitiger Abneigung wird ein liebevolles Vater-Tochter-Verhältnis und sie fahren zusammen auf Julias Insel. Im Haus ihrer Großmutter zwischen den alten Obstwiesen hört sie das Meer rauschen, atmet seinen Geruch. Und sie begegnet Jan Brahe wieder, Bürgermeister, Kindheitsfreund und Großer-Bruder-Ersatz. Bis sie begreifen, dass aus unbefangener Freundschaft eine große Liebe wird, müssen beide noch allerhand Umwege gehen …“
Klappentext
Ist Dir aufgefallen, dass in der Überschrift nach dem Wort Lesetipp drei Sterne zu sehen sind? So kannst Du ab jetzt direkt sehen, wie gut mir ein Buch gefallen hat. Drei bis fünf Sterne sind bei mir Lesetipps von O.K. über gut bis großartig. Unter drei Sternen gibt es von mir keine Leseempfehlung.
Dem Klappentext und Titel nach hatte ich eine Geschichte erwartet, die primär auf einer Insel spielt. Deshalb hatte ich Lust, das Buch zu lesen, denn ich wollte mich ein bisschen in einen Urlaubsmodus dabei träumen. Das hat leider nicht so recht geklappt. Warum?
Die Geschichte beginnt damit, dass Julia in das Haus ihres Stiefvaters Gerd kommt, weil ihre Mutter Ellen im Sterben liegt. Nach dem Tod der Mutter macht Gerd erst einmal Tabula rasa und kehrt den reichen Widerling raus, der sich mit Geld meint alles kaufen zu können und sich daneben benehmen zu dürfen, wie es ihm beliebt.
Dabei wird der Insel zwar zur Beerdigung ein kurzer Besuch abgestattet, aber bis zur Hälfte des Buchs spielt die Handlung in Norddeutschland auf dem Festland, wo Gerd und Ellen gelebt haben. Erst ab der Hälfte des Buchs spielt sich mehr auf der fiktiven Insel ab, auf der Ellen groß geworden ist und deren Mutter Lena bis heute lebt. Julia hat nur die ersten Jahre ihrer Kindheit dort verbracht, bevor Gerd in das Leben von Ellen trat.
Insgesamt bekommt das Buch von mir nur drei Sterne, weil mich die Geschichte nach dem Tod der Mutter einfach nicht mehr gepackt hat. Die ersten 50 Seiten habe ich schnell gelesen, aber dann zog es sich. Ich konnte mich mit keiner Figur identifizieren.
Die Personen handeln alle hoch emotional und sind sehr flexibel, was Zu- und Abneigungen angeht. Damit tue ich mich im wahren Leben genauso schwer wie beim Lesen. Außerdem kommt das Inselfeeling für meinen Geschmack zu kurz.
Wer Lust auf einen Sommerroman mit Liebe, Leben und Tod hat und emotionale Schwankungen mag, wird das Buch vermutlich gerne lesen. Wem es um das Inselfeeling beim Lesen geht, der wird vielleicht so wie ich etwas enttäuscht sein, weil das kürzer kommt, als der Titel mich hat denken lassen.
Zur Autorin: Ines Roth ist laut Verlag das Pseudonym einer deutschen, in München lebenden Autorin, die bereits erfolgreiche Roman geschrieben hat. Ich habe keine Ahnung, wer sich dahinter verbirgt.
Persönlich mag ich es lieber, wenn alle Veröffentlichungen eines Autoren unter dem gleichen Namen, egal ob realer Name oder Pseudonym , erscheinen, weil ich dann besser einordnen kann, ob mir das Buch vermutlich gefallen wird oder nicht.
Die fremde Spionin Die Spionin-Reihe Band 1 von Titus Müller
Paperback, Klappenbroschur, 400 Seiten ISBN 978-3-453-44125-5 Erschienen am 14. Juni 2021 im Heyne Verlag (Werbung) Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Ria ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt werden. Sie wird von ihrer kleinen Schwester getrennt und in einer Adoptivfamilie untergebracht. Seither führt Ria in Ostberlin ein scheinbar angepasstes Leben. Erst als der BND sie als Informantin rekrutiert, sieht sie ihre Chance gekommen. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will Ria sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie im Sommer 1961 von einem ungeheuerlichen Plan, der ihr Schicksal und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte …“
Verlagstext
Ria tritt mit Anfang 20 nach der Ausbildung eine Stelle im Ministerium für Außenhandel an, was sie für den BND interessant macht. Weil ihr nichts mehr am Herzen liegt, als ihre Schwester wiederzufinden, lässt sie sich auf die Spionagearbeit ein.
Dabei gelangt sie jedoch nicht nur in die Fänge des BND, sondern auch der sowjetische KGB wird auf sie aufmerksam. Dass sie sich in einen westdeutschen, in Berlin lebenden Journalisten verliebt, macht die Sache nicht einfacher. Und was im August 1961 in Berlin passiert ist, wissen wir alle …
Das ist kein Ferienspaßroman. Die Handlung ist durchgehend ernst und davon geprägt, zu überleben und menschliche Dramen aufzuarbeiten.
Es gibt einen historischen Kern in der Geschichte (Seite 381ff): Rias Kindheitstrauma ist fiktiv, aber es gab laut Autor einen ähnlichen Fall in der DDR. Für Rias Spionagetätigkeit im Außenhandelsministerium gibt es demnach ebenso echte Vorbilder wie für den zentralen KGB-Agenten.
Wie geht es weiter?
Das zweite Geheimnis soll am 9. Mai 2022 erscheinen, es wird im Jahr 1973 spielen. Der letzte Auftrag ist für den 8. Mai 2023 geplant und wird 1989 beginnen. Ich bin gespannt, was das Leben für Ria noch bereithält, und freue mich aufs Lesen der Fortsetzungen.
Mohnblumentod Die Charlie-Lager-Serie, Band 3 von Lina Bengtsdotter
Deutsche Erstausgabe, Paperback, Klappenbroschur 384 Seiten, ab Seite 363 Leseprobe des ersten Bands Originaltitel: Beatrice ISBN 978-3-328-10397-4 Erschienen am 14. Juni 2021 im Penguin Verlag (Werbung) Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Ein leerer Kinderwagen. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Jede Spur eine Sackgasse.
In Karlstad wird ein neun Monate altes Baby entführt. Das reiche Elternpaar steht unter Schock, die Medien berichten sensationsheischend über die vergebliche Suche. Eine Lösegeldforderung bleibt aus, vielversprechende Spuren verlaufen im Sand – doch dann erhält die brillante Stockholmer Kommissarin Charlie Lager einen Hinweis, der alles verändert: Der Fall scheint mit ihrer eigenen Familie und ihrer Vergangenheit verknüpft, die sie für immer begraben wollte. Mit jeder Stunde, die verstreicht, werden die Chancen geringer, das junge Leben zu retten. Charlie ist gezwungen, sich nicht nur um Beatrice‘ willen bis an ihre Grenzen zu treiben – sondern auch aus Angst um sich selbst.“
Klappentext
Die Story beginnt mit dem für Charlie typischen Totalabsturz nach einem aus dem Ruder gelaufenen Kneipenabend. Wobei mir dazu gerade einfällt, dass ein Teil davon bis zum Ende offen bleibt, an den man im vierten Band anknüpfen könnte. Ihr Lebensstil hat sich bis auf eine neue Wohngegend nicht geändert.
Auch dieser Thriller der Serie, der für mich ebenso wie Teil 1 und 2 eher ein Krimi ist, denn er ist spannend, aber nicht extrem spannend, spielt in zwei Ebenen. In der einen versucht Charlie zusammen mit ihren Kollegen aus der Spezialeinheit das verschwundene Baby Beatrice zu finden. In der anderen begleiten wir die Jugendliche Sara, die vom Jugendamt nach dem Tod ihres Vaters in ein Heim verfrachtet wurde. Neben Sara spielt dabei auch ihre Zimmergenossin Lo eine Rolle.
Die Frage ist letztlich, wie die beiden Geschichten zusammenhängen und was es mit Beatrice auf sich hat, denn dass um dieses Kind herum einiges nicht stimmen kann, wird beim Lesen schrittweise deutlich.
Das Buch habe ich ebenso wie die ersten beiden Bände an einem Wochenende verschlungen. Von mir gibt es eindeutig fünf Pageturnerpunkte!
Mein Tipp: Lies erst Band 1 und 2
Die beiden Vorgänger von Mohnblumentod, ebenfalls Rezensionsexemplare, habe ich Dir 2019 bzw. 2020 vorgestellt. Da die Rezensionen vor dem Reboot des Blogs erschienen und als Beiträge nicht mehr online sind, fasse ich sie hier für Dich zusammen, falls Du die Serie noch nicht kennst.
Die Bücher in der Erscheinungsreihenfolge zu lesen empfehle ich, weil ich es für die Komplexität der Handlung wichtig finde, die persönlichen Hintergründe der Ermittlerin zu kennen. Die Familiengeschichte um ihre Mutter Betty, ihr Heimathaus mit dem Namen Lyckebo in Gullspång und Opfer aus vorherigen Bänden ziehen sich als roter Faden durch die Geschichten.
„Doch was spielte die Ursache für eine Rolle? Sie war der Mensch, der sie war, unabhängig davon, was sie dazu gemacht hatte. Und sie konnte nur ihr Bestes geben, um sich und anderen Leid zu ersparen. So einfach war es und doch so schwer.“
Mohnblumentod, Seite 359
Den jeweils aktuellen Fall verstehst Du auch ohne das Hintergrundwissen. Es würden Dir aber viele Details entgegen, die das Hintergrundgeflecht von Charlie bilden und sie zu dem gemacht haben, der sie jetzt ist.
Alleine als ich die Leseprobe von Löwenzahnkind hinten im Buch nochmal angelesen habe, fiel mir sofort ein Bezug zum aktuellen Buch auf, die ich vergessen hatte. Es ist das Wort Erfolgsgeschichte. Was es damit auf sich hat, verrate ich Dir nicht.
Löwenzahnkind (Band 1) – Rezension von 2019
Selbstzerstörung, Intelligenz, Sex als Medizin zur Ablenkung, ein Alkoholproblem – das Ermittlerkonzept aus Schweden ist bekannt. Hier ist es aber ausnahmsweise mal die Frau und nicht ein Kerl, die mit den eigenen Dämonen kämpft.
Charlie Lager ist Stockholms beste Ermittlerin, der aktuelle Fall überfordert sie dennoch. Er führt sie in die kleine Stadt Gullspång in Westschweden, in der die Zeit stehengeblieben scheint. Ihr Geheimnis ist, dass sie selbst bis zum 14. Lebensjahr in Gullspång aufgewachsen ist.
Zum Fall: Annabelle, 17, ist nach einer ausufernden Party, auf der sie gar nicht hätte sein dürfen, verschwunden. Charlie soll die scheinbar überbehütet aufwachsende Jugendliche zusammen mit einem Kollegen auffinden. Dabei kommt sie ihrer eigenen Familiengeschichte näher, als es ihre eigene psychische Gesundheit verkraftet.
Löwenzahnkind fand ich spannend, mir ist aber zu keiner Sekunde das Herz beim Lesen gefühlt stehen geblieben. Es ist für mich eher ein Krimi als ein Thriller. Ich hätte das Buch alleine zu Hause im Dunkeln lesen können. Es sind keine Bilder in meinem Kopf entstanden, die schwer zu vertreiben gewesen wären.
Die Spannung entsteht durch die Vernetzungen der Geschichten von früher und heute. Ich habe das Buch in neunzigseitigen Schüben an zwei Tagen verschlungen. Es ist der beste Krimi, den ich seit langem gelesen habe.
Zum Titel: Ein Löwenzahnkind ist demnach ein Kind, das es allen Widrigkeiten zum Trotz zu etwas gebracht hat (Seite 29). Was auch immer zu etwas gebracht hat heißen soll … und ob das nun auf Charlie zutrifft oder nicht, finde am besten selbst heraus.
Hagebuttenblut (Band 2) – Rezension von 2020
Wie bereits in Band 1 wollte die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager nie wieder in ihren Heimatort Gullspång zurückkehren. Nun ist es allerdings so, dass sie ihr Leben immer noch nicht so im Griff hat, wie ihr Chef sich das für eine verantwortungsvolle Ermittlerin vorstellt, und er ihr nahelegt, Urlaub zu nehmen.
Dass sich ein Journalist, den sie aus dem letzten Fall kennt, für einen alten ungelösten Fall interessiert, der in Gullspång passiert ist, lässt sie dem Wunsch ihres Vorgesetzten zustimmen. Sie nimmt sozusagen privaten Ermittlungsurlaub und verbindet es damit, ihrer Freundin vor Ort zu helfen, die mir vier Kindern sitzen gelassen wurde.
Bei dem ungelösten Fall geht es um die sechszehnjährige Francesca, die vor 30 Jahren spurlos verschwunden ist. Das für der Familie für Ferien genutzte riesige Herrenhaus steht seitdem leer, die Eltern und Schwester von Francesca sind nie wieder dorthin zurückgekehrt.
Als Charlie vor dem Gebäude steht, kommen Erinnerungsfetzen hoch, die verdeutlichen, dass sie selbst in irgendeiner Form mit dieser Familie verbunden ist und ihre Mutter dort bekannt ist. Beim Nachforschen stellt sich heraus, dass keiner im Ort Interesse daran hat, den alten Fall zu lösen.
Die Perspektivwechsel machen das Buch spannend. Dabei gefällt mir besonders, dass der Schreibstil der Autorin sich in den jeweiligen Rollen deutlich ändert. Teile sind aus Sicht von Francesa geschrieben, was ich besonders gelungen finde.
Auch Band 2 ist für mich kein Thriller, sondern ein spannender Krimi. Ein Pageturner ist es in jedem Fall. Ich habe das Buch ebenso in einem Rutsch verschlungen wie Band 1.
Deutsche Titelwahl
Was ich nicht verstehe, ist die völlig andere Wahl der deutschen Titel als im Original. Die Originaltitel lauten von Band 1 bis 3 Annabelle, Francesca und Beatrice. Das sind die Namen der verschwundenen Mädchen, die von Charlie gesucht werden.
Löwenzahnkind bezieht sich auf Charlie, den Titel fand ich perfekt gewählt. Hagebuttenblut hat, wenn ich es richtig erinnere, etwas mit dem Garten des Herrenhauses zu tun. Falls ich mich irre, lass es mich bitte wissen. Mit dem Wort Mohnblumentod verbinde ich allerdings gar nichts im dritten Fall.
Vielleicht mag es eine Anspielung auf die Drogengeschichten sein, die bei einigen Protagonisten eine Rolle spielen, aber die sind meiner Ansicht nach nicht so zentral, dass sie titelgebend sinnhaft sind. Wenn Du das Buch gelesen hast, lass mich bitte wissen, wie Du den deutschen Titel verstehst.
Kennst Du einen der beiden ersten Teile? Wie gefällt Dir die Serie? Ich hoffe auf einen vierten Band!
Nur über seine Leiche Wie ich meinen Mann verlor – und verdammt viel übers Leben lernte von Brenda Strohmaier
Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 336 Seiten ISBN 978-3-328-10300-4 Erschienen am 11. Februar 2019 im Penguin Verlag (Werbung) Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Zehn Jahre lang versuchte Brenda Strohmaier, ihren Freund vom Heiraten zu überzeugen. Kaum hatte er endlich »Ja« gesagt, war sie plötzlich: Witwe. Mit 44. Fort war ihr kluger, schöner Mann, zurück blieb sie mit Trauerschmerz plus Bürokratieirrsinn. Und Fragen. Wie soll das gehen, so ein Leben und Lieben danach?
Kann man mit Mitte 40 noch mal von vorne anfangen? Sie beschließt, der erzwungenen Rückkehr ins Single-Dasein ein paar neue Erkenntnisse abzutrotzen. Reist ein paar Monate durch die Welt, konsultiert Nachlassexperten, Meditationslehrer, Friseure, küsst eine Frau. Fazit ihrer irrwitzigen Odyssee: Bedingt lustig, dieses „verwitwet“. Aber verdammt lehrreich.“
Klappentext
Das Buch habe ich auf Empfehlung von Leserin Uschi entdeckt. Als verheiratete Frau mit einem Ehemann, der zehn Jahre älter ist als ich, ist die statistische Wahrscheinlichkeit hoch, selbst zur Witwe zu werden, auch wenn ich hoffe, dass das nicht passiert.
Mein Mann ist ohne mich vermutlich lebensfähiger als ich ohne ihn, weil seine Resilienz deutlich höher ist als meine. Aber bekanntlich überlebt man ja alles außer dem Tod. Da ich mich generell für gesellschaftliche Tabuthemen interessiere, war ich neugierig auf das Buch der mittelalten Witwe, die ihren Trauer- und Lebensweg bewusst gestaltet.
Brenda Strohmaier verrät in dem Buch, wie sie damit umgegangen ist, mit Mitte 40 Witwe zu werden und was sie dabei umgehauen, positiv überrascht, gelernt und vermisst hat. Die pragmatische, unkonventionelle Sichtweise der Autorin ist mir sympathisch.
Das Buch besteht aus 31 Lektionen in den Kapiteln
Die ersten Wochen
Ich und die anderen
Die große Reise
Praktisches
Etwas Theorie
Zwischenbilanz 1
Eso-Ecke
Neue Liebe
Zwischenbilanz 2
Bewältigungsstrategien
Andere Witwen
Zum Schluss
Mal davon abgesehen, dass es auch immer etwas Voyeuristisches für mich hat, so persönliche Bücher zu lesen, fand ich alle von ihr erwähnten Aspekte lesen- und bedenkenswert. Wie die Autorin werde ich nicht müde, zu erwähnen wie wichtig Vorsorge für den Sterbefall ist.
Alleine die Erbkosten bei unverheirateten Paaren und die Verteilung des Erbes sind so krass, wie es kaum jemandem klar ist. Und auch, was man seinen Angehörigen hinterlassen sollte, damit sie es leichter haben, den Nachlass zu regeln.
Von sortierten Papieren bis zu hinterlegten Passwörtern ist einiges hilfreich neben einem Testament, Vollmachten und einer Patientenverfügung. Darüber habe ich vor einigen Jahren schon mal geschrieben und viele Leserinnen kommentierten damals, dass sie das als Anlass nehmen würden, sich endlich darum kümmern.
Sind Deine Angelegenheiten geregelt?
Die vielen konkreten Situationen, die Brenda Strohmaier beschreibt, sind alles zwischen traurig, skurrile und lustig. Interessant fand ich die Teile, in denen sie schreibt, welchen Umgang oder Worte sie sich von ihrem Umfeld gewünscht hätte und was ihr gut getan hat.
Besonders gut hat mir der letzte Satz gefallen, in dem sie ihren verstorbenen Mann Volker zitiert:
„Immer dieses Gewese um das Ende. Das ist doch völlig austauschbar. Wichtig ist nur, was vorher passiert.“
Seite 326
Die Aussage bezieht sich ursprünglich auf das Ende von Filmen, aber mit Filmen ist es wie im Leben: Der Weg ist das Entscheidende, nicht das Ende.
Was möchtest Du auf Deinem Lebensweg noch erleben?
Sturm über der Tuchvilla (geplant für 15. November 2021)
Erschienen bei blanvalet (Werbung), Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Band 1 bis 3 habe ich selbst gekauft, Band 4 (und später auch Band 5) als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten.
Achtung Spoiler!
Gar nicht so einfach, eine Saga mit fünf Bänden vorzustellen, von denen der fünfte Teil noch gar nicht erschienen ist und in denen alles, was man über die Bände nach dem ersten sagt, ein Spoiler ist, weil die Handlungen aufeinander aufbauen.
Da aber gewisse Dinge vorhersehbar sind beim Lesen, finde ich nicht schlimm zu wissen, dass die Hauptprotagonisten Paul und Marie sich bekommen und miteinander durchs Leben gehen. Und gäbe es die Villa nicht mehr, würden wohl die Bände nicht alle nach ihr benannt sein, oder?
Überblick über die Handlungen
1. Die Tuchvilla – Augsburg 1913 Die junge Marie tritt eine Anstellung als Küchenmagd in der imposanten Tuchvilla an, dem Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer. Während das Mädchen aus dem Waisenhaus seinen Platz unter den Dienstboten sucht, sehnt die Herrschaft die winterliche Ballsaison herbei, in der Katharina, die hübsche, jüngste Tochter der Melzers, in die Gesellschaft eingeführt wird. Nur Paul, der Erbe der Familie, hält sich dem Trubel fern und zieht sein Münchner Studentenleben vor – bis er Marie begegnet …
2. Die Töchter der Tuchvilla – Augsburg 1916 Die Tuchvilla, der Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer, ist in ein Lazarett verwandelt worden. Die Töchter des Hauses pflegen gemeinsam mit dem Personal die Verwundeten, während Marie, Paul Melzers junge Frau, die Leitung der Tuchfabrik übernommen hat. Da erreichen sie traurige Nachrichten: Ihr Schwager ist an der Front gefallen, ihr Ehemann in Kriegsgefangenschaft geraten. Während Marie darum kämpft, das Erbe der Familie zu erhalten und die Hoffnung an ein Wiedersehen mit Paul nicht aufzugeben, kommt der elegante Ernst von Klippstein in die Tuchvilla. Und wirft ein Auge auf Marie …
3. Das Erbe der Tuchvilla – Augsburg 1920 In der Tuchvilla blickt man voller Optimismus in die Zukunft. Paul Melzer ist aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück und übernimmt die Leitung der Tuchfabrik, um der Firma wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Seine Schwester Elisabeth zieht mit einer neuen Liebe wieder im Herrenhaus der Familie ein. Und Pauls junge Frau Marie will sich einen lang gehegten Traum erfüllen: ihr eigenes Modeatelier. Ihre Modelle haben großen Erfolg, doch es kommt immer wieder zu Streitigkeiten mit Paul – bis Marie schließlich die Tuchvilla mit den Kindern verlässt …
4. Rückkehr in die Tuchvilla – Augsburg 1930 Die Liebe zwischen Marie und Paul ist stärker denn je. Doch aufgrund Marie und Paul Melzer sind glücklich, und ihre Liebe ist stärker denn je – gekrönt von ihrem dritten Kind, dem mittlerweile vierjährigen Kurti. Doch aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise und den schweren Zeiten muss Paul um das Überleben seiner Tuchfabrik kämpfen. Als er an einer Herzmuskelentzündung erkrankt, springt Marie ein, um das Unternehmen vor dem Ruin zu retten, denn es steht nichts anderes als das Schicksal der ganzen Familie auf dem Spiel. Wichtige Entscheidungen sind zu treffen, denn auf den Schultern der Familie Melzer lasten hohe Kreditschulden. Nur, wenn jetzt alle zusammenhalten, ist ihre geliebte Tuchvilla noch zu retten. Doch auf eines können sich alle verlassen: Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten.
5. Sturm über der Tuchvilla – Augsburg 1935
In Zeiten des Sturms muss die Familie Melzer zusammenhalten, um ihre geliebte Tuchvilla zu retten …Der Sturm, der sich über Deutschland zusammenbraut, hat auch für die Familie Melzer und ihre geliebte Tuchvilla weitreichende Konsequenzen: Maries erfolgreiches Schneideratelier steht kurz vor dem Aus, als bekannt wird, dass sie jüdischer Abstammung ist. Und auch ihr Mann Paul hat mit großen Sorgen zu kämpfen, denn die finanzielle Lage der Tuchfabrik und der wachsende Druck von Seiten der Regierung, bereiten ihm schlaflose Nächte. Als Paul eines Tages dringend geraten wird, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, muss Marie eine folgenschwere Entscheidung treffen, die ihr aller Leben für immer verändern wird …
Verlagstexte
Worum geht es wirklich?
Ich möchte nicht auf die Details der einzelnen Bände eingehen, sondern lieber stichwortartig nennen, was für mich beim Lesen die Kernthemen der Familiensaga waren. Dabei denke ich an
Liebe
Familie
Standesdenken
Konventionen
Emanzipation
gesellschaftliche Veränderungen
Kriegsfolgen
Industriellenleben mit Licht- und Schattenseiten
Künstlerseelen
Beharrlichkeit.
Die Generation um Marie, Kitty und Lisa bleibt über alle Bände im Fokus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Familien-Sagas gibt es keine Generationssprünge in der Handlung, da es keine großen Zeitsprünge gibt. Die gesamte Handlung spielt zwischen 1913 und 1935.
Die einzelnen Romane haben zwischen 600 und gut 700 Seiten. Das Schöne daran ist, dass ich auch als Schnell- und Vielleserin mal drei Tage an einem Buch zu tun hatte. Für die ersten vier Bände habe ich immerhin 16 Tage zum Lesen gebraucht.
Mir gefällt an der Saga, das die einzelnen Charaktere wachsen und sich entwickeln. Die meisten Personen gewinnen bei mir über die Jahre unter dem Strich an Sympathie hinzu. Jetzt freue ich mich auf Band 5 im November!