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Lesetipp – Ernährung Ü50 in den Wechseljahren

Werbung – Rezensionsexemplar

Neustart Wechseljahre von Prof. Dr. Ingo Froböse und Dr. Alexa Iwan

Neustart Wechseljahre
von Prof. Dr. Ingo Froböse und Dr. Alexa Iwan

Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 208 Seiten
ISBN 978-3-517-10217-7
Erschienen am 13. Dezember 2023 im Verlag Südwest (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

Der Abnehmturbo 50+

Plötzlich ein Rettungsring, wo vorher keiner war? Trotz gleicher Ernährung und Bewegung? Viele Frauen in den Wechseljahren kennen das, aber wer versucht, hier mit den üblichen Diäten gegenzusteuern, wird keinen Erfolg haben. Denn Standarddiäten berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse des weiblichen Körpers in dieser Zeit nicht. Deshalb haben Ingo Froböse und Alexa Iwan ein Programm entwickelt, das ganz speziell auf Frauen in den Wechseljahren zugeschnitten ist. Sie erklären, wie sich Stoffwechsel und Hormone in dieser Zeit verändern und mit welchen Übungen und welcher Ernährungsweise man es schafft, Fettpolster wieder loszuwerden oder erst gar keine zu bekommen. 30 Rezepte und ein 4-Stufen-Plan machen die Umsetzung im Alltag leicht.“

Verlagstext

Warum ich Neustart Wechseljahre gelesen habe

Im letzten Jahr habe ich Dir zum Thema Ernährung das Buch Der Glukose-Trick – Das Praxisbuch von Jessie Inchauspé vorgestellt, woraus ich konkrete Tipps erfolgreich seit Ende September 2023 umsetze.

Seitdem nehme ich Nahrung zum Teil in anderer Reihenfolge und bewusst noch mehr Joghurt und Gemüse zu mir als vorher. Außerdem esse ich nicht nur Mandeln, sondern auch Cashewkerne. Nüsse sind bei mir schwierig wegen einer Allergie.

Nuss-Nougat-Creme esse ich seit Monaten nur noch am Wochenende manchmal zum Frühstück, unter der Woche fehlt sie mir gar nicht mehr. Im Grunde könnte ich sie ganz weglassen. Zum Frühstück esse ich eine Handvoll Mandeln oder Cashewkerne, etwas Naturjoghurt griechischer Art und eine Scheibe trockenes Roggenbrot oder ein Dinkelbrötchen. Herzhaftes dazu zu nehmen, geht für mich nicht. Aber immerhin ist außer im Brot kein Zucker zugefügt. Da ist bestimmt Zucker drin, auch wenn es vom örtlichen Holzofenbäcker und nicht aus einer Fabrik stammt.

Apfelessigwasser trinke ich problemlos jeden Morgen, Brokkoli mit Harissa-Joghurt-Dressing und Cashewkernen ist eine leckere Gemüse-Vorspeise, wenn ich kein Gemüse aus dem Hauptgericht zum zuerst essen herauspicken kann. Bewegung nach dem Essen gibt es zweimal am Tag eh reichlich.

Die Couperose im Gesicht sieht besser aus, was aber im Wesentlichen mit einer verschreibungspflichtigen Creme zu tun hat. Lasse ich die zwei Tage nacheinander weg, gibt es sofort frische Entzündungen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Haut an den Stellen ohne Entzündungen gleichmäßiger aussieht und die Entzündungen schneller abheilen als noch vor ein paar Wochen. Vielleicht braucht dieser Teil der Ernährungsjustierung seine Zeit, um nachhaltig zu wirken.

Von den seit 2021 nach der Knie-OP angesammelten drei Kilo ist leider keins Verschwunden, stattdessen will ein weiteres Kilo aus dem Septemberurlaub bleiben und das stört mich langsam wirklich. Mit Ernährung und Bewegung, die mein Gewicht sechs Jahre konstant gehalten hat, zuzunehmen, ist auf Dauer keine Lösung. Es gibt also offenbar noch etwas mehr zu justieren.

Nach der Lektüre des Buchs Gefährlich lecker von Chris Tulleken im Juni 2023 hatte ich bereits ein paar Sachen aus meiner Ernährung verbannt oder durch Produkte mit noch besserer Zusammensetzung ersetzt. Obwohl ich viel frisch selbst koche, gab es ein paar Lebensmittel, die trotz Bio-Zutaten unter hochverarbeitete Lebensmittel, kurz HVL, fielen.

Es ist wirklich krass, was sich teilweise in Produkten verbirgt. Ein Hersteller hat saubere INCI und der andere hat in scheinbar gleichen Produkt unnötige Chemie drin. Gerade bei kakaohaltigen Produkten sind die Unterschiede groß. Selbst bei Trockenhefe ist manchmal nicht nur Hefe drin und in konventionellem Käse sind oft Farb- und Konservierungsstoffe. Der Bio-Anteil in unserer Küche ist seitdem enorm gestiegen, die Haushaltskosten damit ebenso.

Nachdem ich monatelang die INCI im Laden von Produkten studiert habe, habe ich neue Favoriten gefunden. Diese Veränderungen haben nichts Spürbares bewirkt, aber es ist ja nicht alles mit bloßem Auge oder auf der Waage sichtbar. Ich denke schon, dass es deutlich gesünder ist, auf die HVL zu verzichten.

Ein großes Problem für eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist meine Krüschheit. Im Beitrag Auf meinen Teller kommt kein … findest Du meine Anti-Liste. Damit fallen sämtliche Empfehlungen für ein gesundes Frühstück sofort raus. Das war beim Glukose-Trick nicht anders als in diesem Buch.

Nicht eins der vorgeschlagenen Frühstücke würde ich auch nur ansatzweise freiwillig in meinen Mund befördern. Teilweise nicht morgens, teils zu keiner Zeit. Es bleibt mühsam. Bei den Rezepten für warmes Essen zum Mittag oder Abend ist immer schon eher etwas dabei.

Wechseljahre & ich

Bis auf dass mein Bauch Fett anzieht, merke ich – Jahrgang 1971 – von den Wechseljahren nichts. Vor zwei Jahren haben beide Eierstöcke noch in voller Größe fleißig gearbeitet. Das war im Ultraschall schön zu sehen. Wie das jetzt ist, weiß ich nicht, aber der PH-Wert weist noch auf einen vollen Hormonstatus hin.

Wegen einer Gebärmutterentfernung im Jahr 2006 habe ich keinen spürbaren Zyklus, was ich sehr angenehm finde. Mal schauen, ob mich die Klatsche noch trifft, oder der Zug mit den Lästigkeiten an mir vorbeizieht.

Dass der Körper bei gleicher Ernährung beginnt, Muskeln ab- und Fett aufzubauen, kann laut den Autor_innen bereits ein Vorbote der Wechseljahre sein oder an deren Beginn stehen.

Wie mir Neustart Wechseljahre gefallen hat

In Neustart Wechseljahre geht es nicht um Hormonersatz oder andere Therapien, sondern den Einfluss von Sport und Essen auf den Körper einer Frau über 50 Jahren. Natürlich profitieren auch Männer davon, wenn sie ihre Ernährung dem sich mit dem Älterwerden verändernden Stoffwechsel anpassen.

Das Buch setzt sich aus sechs Teilen zusammen: den Einfluss der Muskeln gegen die drohenden Veränderungen, Sport-Übungsbeispiele, Pluspunkte einer eiweißreichen Ernährung, Rezepte und einen 4-Stufen-Plan für den Weg zu einem neuen Lebensstil. Einen neuen Lebensstil möchte ich nicht, aber meinen aktuellen justieren durchaus.

Sympathisch finde ich, dass die Autor_innen deutlich betonen, dass es bei der Ernährung in und nach den Wechseljahren nicht sinnvoll ist, weniger zu essen, und es sich nicht um einen Diät-Ratgeber handelt. Es geht darum, über die Ernährung altersbedingten Muskelabbau zu verhindern, rückgängig zu machen oder vielleicht sogar etwas mehr Muskeln aufzubauen. Es geht nicht darum (vgl. Seite 28), durch Training Kalorien zu verbrennen.

Ziel ist die Veränderung des Körpers durch Bewegung, Sport und Training, damit einerseits Folgen und Symptome der Wechseljahre deutlich weniger ausgeprägt sind und anderseits die hormonelle Situation normalisiert wird. Das kann dann dafür sorgen, dass sich auch das Gewicht besser regulieren lässt.

Chemische Stoffwechselvorgänge im Körper werden verständlich erklärt, ein bisschen Interesse an Bio und Chemie erleichtert das Lesen, auch wenn Fachbegriffe erläutert werden.

Die Aussagen sind an einigen Stelle nicht dogmatisch: etwa kann dazu beitragen – tritt bei manchen Frauen auf … Gerade bei einem Vorgang im Körper, der von vielen Individualitäten abhängig ist, finde ich das angemessen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich in dem Buch wiederzufinden und die für sich passenden Tipps herauszufiltern.

Erscheint den Autor_innen etwas wirklich für alle Frauen ab 50 relevant, zum Beispiel Muskeltraining und Aufbau von Muskelmasse, wird das deutlich hervorgehoben.

Herzhaft gelacht habe ich beim Lesen auf Seite 29, dass die Wissenschaft – wer auch immer das ist – wisse, dass 40 Etagen pro Woche ein tolles Training für das Herz-Kreislauf-System und den Metabolismus seien. Selbst mein Fitness-Tracker schlägt 10 Etagen pro Tag als Minimum vor.

Fitnesstracker - 53 Etagen und 235 verbrannte Kalorien an einem Tag
Abends um 22 Uhr erschöpft auf dem Sofa nach den Taten eines Tages …

Im Alltag gehe ich zwischen 25 und 50 Etagen am Tag, manchmal sind es bis zu 80, die meisten davon draußen mit dem Hund. Noch Fragen woher meine Bein- und Gesäßmuskeln kommen?

Die sportlichen Übungen sind in dem Buch anschaulich beschrieben und bebildert. Sie machen auf mich als Laie eine sinnvollen Eindruck. Weil ich lieber nach Videos turne, werde ich den Teil nicht konkret umsetzen. Viele der Übungen sind in den Videos von Gabi Fastner, die mich seit 2019 begleiten, in gleicher oder ähnlicher Form enthalten.

Hilfreich für die Justierung der Ernährung für Frauen ab 50 Jahren finde ich die Berechnungsmodelle und Tabellen zu den Eiweißwerten konkreter Lebensmittel. Es wird dabei auf Flexitarierinnen, Vegetarierinnen und Veganerinnen eingegangen.

Da ich mich in den Rezepten im Buch nicht ausreichend wiederfinde, schaue ich lieber bei meinen bewährten Sachen, wie ich die eiweißreicher zusammenstellen kann. Auf etwa 100 g Eiweiß am Tag zu kommen, ist gar nicht so einfach, und die brauche ich demnach. Nachdem Studieren der INCI auf HVL kommt jetzt der Check auf den Eiweißgehalt der Lebensmittel dran.

Nachdem ich nun im zweiten Buch kompetenter Autor_innen gelesen habe, dass Kartoffeln, Nudeln und Reis gesünder sind, wenn man sie zwölf Stunden abkühlen lässt (vgl. Seite 82), weil dann resistente Stärke in diesen Lebensmitteln entsteht, die als Ballaststoff wirkt, den die Darmbakterien lieben, werde ich diese Produkte öfter mal in doppelter Menge kochen, so dass wir dann am zweiten Tag davon profitieren. Aufwärmen kann man sie, das schadet der resistenten Stärke nicht. Es gibt dann Bratkartoffeln mit Kräuterquark, Auflauf mit Pellkartoffeln, Bratnudeln mit Rührei oder Erbsenreis.

Ofengemüse mit roten Linsen und Feta
Ofengemüse mit roten Linsen und Feta

Der gebackene Feta auf Linsengemüse (vgl. Seite 164) ist eine leckere Alternative zu meinem geliebten Ofengemüse mit Feta und Nudeln. Für die Würzigkeit habe ich zwei rote Zwiebeln ergänzt und Salz verwendet.

Die Oliven habe ich durch eine Aubergine ergänzt, weil ich keine Oliven mag. Anstatt Pinienkernen habe ich Kürbiskerne darüber gegeben, weil ich die hatte. Das Salz aus 400 g Feta finde ich nicht ausreichend für 4 Portionen mit unter anderem 600 g Kirschtomaten, 2 Zucchini, 1 Aubergine, 2 rote Zwiebeln und 160 g rote Linsen. Entweder haben die Autor_innen einen anderen Geschmack oder die Zutat fehlt im Rezept.

Erhellend fand ich, die Menge der Kürbiskerne abzuwiegen, den 40 g hätte ich sonst nie verwendet, maximal die Hälfte. Tatsächlich sind das so wirklich vier Portionen für uns, wie im Rezept angegeben, auch wenn der Kohlenhydratanteil gering ist. Wir waren von unseren Portionen satt.

Ausprobieren werde ich in jedem Fall noch das Rezept für die Brokkoli-Quiche mit Erbsenpüree (vgl. Seite 158), wobei ich wohl lieber meinen Mandel-Magerquark-Boden dafür nehme, weil der nicht so mühsam auszurollen ist wie ein klassischer Mürbeteig. Eiweißreich ist mein Boden auch.

Fazit

Mit dem Essen ist es wie beim Klamottenkauf – siehe Shopping-Checkliste – oder Kleiderschrankinventur. Frage Dich vorm Essen, warum Du das machst, ob Du das wirklich möchtest und ob es gesündere Alternativen gibt (vgl. Seite 189). Damit kann ich arbeiten!

Wie gehst Du mit körperlichen Veränderungen in/nach den Wechseljahren um?

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Lesetipp – Ein brutaler Krimi mit Lokalkolorit

Werbung – Rezensionsexemplar

Tod auf der Elbinsel von Linn Greve

Tod auf der Elbinsel – ein Hamburg-Krimi
von Linn Greve
Kommissarin Dorothee Anders ermittelt (Band 2)

Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 368 Seiten
ISBN 978-3-328-10685-2
Erschienen am 11. Januar 2024 im Penguin Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Zwischen Alster und Elbe: Hauptkommissarin Dorothee Anders ermittelt in ihrem zweiten Fall
Versteckt auf dem Gelände eines stillgelegten Wasserwerks auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der überaus erfolgreichen Modebloggerin Isabell Graumann gefunden. Für Hauptkommissarin Dorothee Anders, deren Privatleben ihr gerade gehörig über den Kopf wächst, rückt sofort »Bellas« größte Konkurrentin in den Mittelpunkt ihrer Ermittlungen, schließlich weht hinter der glänzenden Instagram-Fassade ein überaus rauer Wind. Doch mehr und mehr zeichnet sich ab, dass die Spur in eine ganz andere, düstere Richtung führt. Mitten hinein in eine abgeriegelte und eingeschworene Onlinecommunity, deren Mitglieder vor nichts zurückschrecken.“

Verlagstext

Den ersten Band der Reihe Mord in der HafenCity kenne ich nicht, aber das hat beim Lesen nicht geschadet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Informationen aus dem Umfeld von Doro fehlen. Beim Titel Tod auf der Elbinsel dachte ich sofort an Wilhelmsburg, aber nein – es ist die Mini-Insel Kaltehofe gemeint.

Elbe bei Hamburg mit Blick Richtung Sperrwerk Billwerder Bucht
Kaltehofe ist die Insel mit den Bäumen in der Mitte des Bildes.

Erzählt wird der Krimi am Anfang aus der Perspektive von Polizistin Doro und der eines psychopatischen Frauenhassers aus der Incel-Szene, die mir bis dahin gar nichts sagte. Bei der Gedanken und Worten des Frauenhassers offenbarten sich mir zuweilen menschliche Abgründe, die mir beim Lesen Übelkeit verursacht haben. Positives Reframing: Es hat meinen geistigen Horizont erweitert.

„Doch wie es so war, wenn man sich mit abgeklärten Männern umgab: Ein Schaumbad aus Empathie wurde einem nicht eingelassen.“

Linn Greve, Tod auf der Elbinsel, Penguin, Seite 190 im E-Book

Die bildhafte Sprache der Autorin hat sich im Gruseligen ebenso wie im Schönen einen Weg in mein Gehirn gebrannt. Ich habe eindeutig zu viele Spiegelneuronen, ich fühle das beim Lesen wirklich.

„Lothar Zilz öffnete die wulstigen Lippen und züngelte ihr entgegen.“

Linn Greve, Tod auf der Elbinsel, Penguin, Seite 305 im E-Book

Der Fall an sich hat einige Wendungen und wird im Lauf des Krimis komplexer, weil sich mehrere Stränge verbinden. Das hat mir gefallen. Insgesamt war mir die Sprache zu eindringlich. Wer das mag, kann Spaß beim Lesen haben und gedanklich dabei durch Hamburg wandern.

Warst Du schon mal auf der Elbinsel Kaltehofe?

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Lesetipp – Eine Familientragödie

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Wahrheit von Mattias Edvardsson

Die Wahrheit
von Mattias Edvardsson

Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten
ISBN 978-3-8090-2758-4
Übersetzt von Annika Krummacher
Originaltitel En Familjetragedi, Originalverlag Bokförlaget Forum, Stockholm 2021
Deutsche Erstausgabe
Erschienen am 29. März 2023 bei Limes (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein Doppelmord, drei Verdächtige und nur eine Wahrheit – der neue, nervenzerreißend spannende Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson.
Bill verliert seine Frau an Krebs und wird von einem Tag auf den anderen alleinerziehender Vater. Um seine Rechnungen bezahlen zu können, vermietet er ein Zimmer an die Jurastudentin Karla.
Karla arbeitet als Reinigungskraft für Steven und Regina Rytter. Schnell merkt sie, dass mit dem Paar etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn warum verlässt die Ehefrau des angesehenen Arztes nie ihr abgedunkeltes Schlafzimmer?
Jennica, die ehemals beste Freundin von Bills verstorbener Frau, steckt mitten in einer Lebenskrise. Als sie Steven über eine Dating-App kennenlernt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben.
Doch dann werden Steven und seine Frau tot in ihrem Haus aufgefunden …“

Verlagstext

Von dem Autoren habe ich bereits Der unschuldige Mörder (Rezensionsexemplar), Die Lüge (selbst gekauft) und Die Bosheit (Rezensionsexemplar) gelesen und Dir vorgestellt und mich dementsprechend auf das Lesen vom aktuellen Buch von Mattias Edvardsson gefreut. Im Mai 2024 wird schon ein weiteres geben: Dunkelkaltes Schweigen.

Prägnant ist der Schreibstil mit betont kurzen Sätzen. Oft gibt es nur einen Hauptsatz, Hauptsatz und Nebensatz oder zwei mit und verbundene kurze Hauptsätze. Bei einem Blick in die Leseprobe auf der Verlagswebsite wirst Du schnell merken, ob Dir der Stil liegt.

Der Roman ist kapitelweise aus den Perspektiven von Bill, Jennica, Karla und Auszügen aus polizeilichen Vernehmungsprotokollen, die auch Personen aus deren Umfeld beinhalten, zusammengestellt. Erstaunlich ist, wie sich das Bild der Beteiligten wandelt, wenn man beim Lesen mehr erfährt. Erst denkt man, keiner davon war es und am Ende hätten alle Gründe haben können.

Was ist passiert und wer war daran beteiligt? Ist es eine Familientragödie, wie der Originaltitel den Roman nennt? Was ist überhaupt eine Familientragödie? Wie (un)schuldig sind Bill, Karla und Jennica? Zwischen den dreien gibt es diverse Verbindungen und Überschneidungen von Erfahrungen im Lebenslauf, die ich Dir hier nicht verraten werde.

Für mich wurde das Buch beim Lesen immer spannender und ich würde es lieber Krimi als Roman nennen. Wenn Du gerne Geschichten liest, bei denen die Handlungsstränge sich schrittweise zusammenziehen, ist das ein Roman für Dich.

Kennst Du bereits Bücher von Mattias Edvardsson?

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Lesetipp – Wenn Vergangenheit auf Gegenwart trifft

Werbung – Rezensionsexemplar

Als wir gluecklich waren von Jana Winter

Als wir glücklich waren
von Jana Winter

Originalausgabe, Paperpack, Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN 978-3-442-49485-9
Erschienen am 22. November 2023 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein idyllischer Gutshof im Emsland. Ein dunkles Familiengeheimnis. Eine junge Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie.

Für Lenya bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater sie am Telefon bittet, ihn zur Beerdigung einer seiner beiden Schwestern zu begleiten. Denn sie wusste weder von ihren Tanten Irma und Katharina noch davon, dass die beiden seit jeher ganz in der Nähe auf einem idyllischen Gutshof lebten. Lenya beschließt, mit ihrem Vater auf den Hof ins Emsland zu fahren, um herauszufinden, was ihre Familie vor langer Zeit auseinandergebracht hat. Dort taucht sie immer mehr in die Geschichte einer Familie ein, deren Leben durch Krieg, Armut und Vertreibung gezeichnet wurde, und deren Schicksal und Fortbestand vielleicht sogar in Lenyas Händen liegen könnte …“

Verlagstext

Der Roman hat mich vom ersten Moment an gefesselt und er kam mir im besten Sinn vor wie mit 500 und nicht nur 320 Seiten gefüllt. Die Geschichte ist dicht und berührend, ohne emotional-kitschig zu sein. Sie ist teilweise zutiefst dramatisch, ohne dabei mitleidheischend zu wirken. Von dem Buch würde ich gerne eine Fortsetzung lesen. Das Potenzial hätte die Geschichte.

Lenya und Irma sind die beiden Hauptfiguren. Werden ihre Fäden am Ende zusammengeführt oder gehen sie nach der Beerdigung wieder getrennte Wege? Was wird Lenya über ihre Familiengeschichte väterlicherseits herausfinden und welche Auswirkungen hat das auf die Beziehung zu ihrem Vater? Was macht ein Heimatverlust, der über Generationen weitergegeben wird, aus Menschen?

Nach dem überraschenden Anruf wegen der Beerdigung begleitet Lenya ihren Vater Rudolf zusammen mit ihren beiden jüngeren Kindern, Maria und Caro, auf das Gut Grotenstein im Emsland. Ihre siebenjährige Tochter Anouk bleibt bei ihrem Mann zu Hause in Münster, weil sie zur Schule gehen muss. Auf Gut Grotenstein haben Irma und Katharina eine Pferdezucht, die seit Generationen fortgeführt wird.

Lenya nutzt die Zeit auf dem Hof nicht nur, um ihrem Vater beizustehen und Irma kennenzulernen, sondern auch um ihre Ehe mit dem bekannten Dressurreiter Alexander zu überdenken, für den sie ihr Studium an den Nagel gehängt und auf eine Ausbildung verzichtet hat. Sie arbeitet neben der häuslichen Care-Arbeit für drei Kinder unentgeltlich in dem Gestüt der Schwiegereltern und ist wie selbstverständlich für ihr Umfeld immer da.

Das Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2018 im Emsland. Der Rückblick ins Jahr 1945 zur Flucht aus Ostpreußen nimmt nur kurz Raum ein, ebenso einzelne Episoden aus den 1950/-60ern. Wer wie ich im Moment keine Bücher mit langen Kriegsszenen lesen möchte, kann sich diesen Roman dennoch vornehmen.

„Ein Bruder, der nicht reden konnte. Aber das passte wohl zu einer Schwester, die das Lachen, und einer, die das Lieben verlernt hatte.“

Jana Winter, Als wir glücklich waren, Goldmann, Seite 7 im E-Book

Die Rückschauen sind wichtig, um den Werdegang von Lenyas Vater und seinen beiden Schwestern zu verstehen, stehen aber als solche nicht im Fokus der Geschichte. Sie wirken eher wie kleine Blicke hinter verschlossene Türen.

Lenyas Familienbild ist davon geprägt, dass sie von ihrer polnischen Mutter ohne Ankündigung und ohne jegliches Wiedersehen im Alter von zehn Jahren verlassen und vom extrem in sich zurückgezogenen Vater ohne irgendwelche Verwandten aufgezogen wurde.

Jetzt als Erwachsene zu erfahren, wie ihr Leben hätte aussehen können, wenn ihr Vater nach dem Verlust der Mutter ihr den Kontakt mit den Tanten und dem Gut Grotenstein eröffnet hätte, lässt sie fassungslos sein. Gerne hätte sie einen Ort der Freude und Familie gehabt. Sie war schon immer ein Pferdemädchen und alleine der Gedanke, dass sie dort die Ferien hätte verbringen können, hätte ihr als Jugendliche viel bedeutet.

Schritt für Schritt tauen die Protagonisten auf, stellen sich der eigenen Vergangenheit und beginnen zaghaft, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Dazu würde für Lenya gehören, ihrem Vater zu verzeihen und ihre Ehe zu justieren. Robert und Irma müssten einander verzeihen und Irma ihr verschlossenes Herz öffnen. Was davon passiert, erfährst Du beim Lesen.

Ist das ein Roman für Dich?

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Lesetipp – Lilis Familiengeheimnisse

Werbung – Rezensionsexemplar

Arne Jensen Etwas verborgen Schönes

Etwas verborgen Schönes
Arne Jensen

Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 576 Seiten
ISBN 978-3-453-42653-5
Erschienen am 13. Dezember 2023 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

„Wenn man dem Herzen keinen Raum gibt, stirbt es.“

Uckermark, 2022: Ein altes Gutshaus nicht weit vom Nirgendwo entfernt, mitten im Juli. Die Neunzigjährige Ottilie Rabe versammelt ihre weit verzweigte Verwandtschaft, um ihren Nachlass zu regeln. Doch das Treffen reißt alte Wunden auf. Vor allem will sie einem blinden Fleck in ihrer Erinnerung nachgehen. Denn Ottilie hat über Jahrzehnte etwas verheimlicht, und das ist so ungeheuerlich, dass es ihrer aller Leben für immer verändern wird.

Berlin, 1944: Ein hochrangiger Gestapo-Offizier wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, er wurde mit einem Hammer erschlagen. Der ermittelnde Kriminalrat Werner Beltheim steht unter großem Druck, den Fall rasch aufzuklären. Dringend tatverdächtig ist die Tochter des Toten, die neben ihm auf einem Hocker sitzt. Ihr Name ist Ottilie Rabe …“

Verlagstext

Es fällt mir total schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Lesen des Romans emotional sehr mitgenommen hat. Hätte ich gewusst, wie intensiv es im Jahr 1944 spielt, hätte ich das Buch nicht gelesen. Es tut mir gerade nicht gut, mich tief in diese Zeit zu begeben. Aber wem tut es das schon … und hätte ich das vorher gewusst, wäre mir dieser fesselnde Roman entgangen. Du weißt das jetzt und kannst es für Dich vielleicht besser einschätzen als ich, ob Du Dich in diese Handlungsstränge begeben möchtest.

Kernpersonen im heute

Die Hauptfigur in dem Roman ist Ottilie, genannt Lili. Der direkte Familienstrang mit Lili, ihrer Adoptivtochter Hanna und Julia bildet die Kernlinie. Um sie herum gibt es, ausgelöst durch Ottilies Kauf von Gut Torchau und dem Bedürfnis, ihr Erbe zu regeln und die Umstände des Todes ihres Vaters zu klären, ein großes Familientreffen auf dem Gut.

Die Familie Rabe ist weit verzweigt, auch Teile der Familie von Lilis Großmutter mütterlicherseits werden einbezogen. Allerdings hatte Lili bis zu dem Treffen mit keinem der Verwandten bis dahin seit ihrer Kindheit Kontakt. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie eigene Wege gegangen und lebt nach dem 2. Weltkrieg in der DDR. 2022 lebt sie mit ihrem Partner Ebbi in Berlin.

Hanna, aufgewachsen bei Lili in der DDR, ist als junge Frau mit einem Armenier zusammen. Er arbeitet eigentlich in der Sowjetunion, kennengelernt haben sie sich in der DDR. Die beiden fliehen zusammen in den Westen, heiraten, leben in Köln und bekommen Tochter Julia.

Als Julia zehn ist, verlässt der Vater die Familie und geht zurück nach Armenien. Später ziehen Hanna und Julia nach Hamburg. Julia hat den Kontakt bis heute konsequent abgebrochen, mit ihrer Mutter hat der Vater nur noch ein loses Geburtstagsgruß-Verhältnis nach der Scheidung.

Julias Lebensthemen sind, dass sie regelmäßig für eine türkische Migrantin gehalten und diskriminiert wird und von ihrem Vater verlassen wurde. Erst in Köln, dann in Hamburg und jetzt in Berlin weiß kaum jemand, wo Armenien auf der Weltkarte liegt. Ihr Identitätsthema macht es ihr schwer im Leben. Darüber dass Ihr Vater sie verlassen hat, ist sie nie hinweggekommen. Dass Julias Cousin aus Armenien auf einmal bei ihr in der Tür steht, wirft sie ziemlich aus der Bahn.

Erzählebenen

Die Handlung spielt primär 1944 und 2022. Der Rückblick auf 1944 spielt zu Beginn in Lilis Perspektive und wechselt dann durch eine 2022 angestoßene Aufarbeitung der Geschehnisse in die Perspektive des Kripobeamten Werner Beltheim, der damals den Todesfall Walter Rabe bearbeitet hat.

Wie es dazu kommt, dass die Lesenden im Jahr 2022 die genauen Gedanken von Werner Beltheim erfahren, würde hier zu viel verraten. Ebenso kann ich nichts zu Lilis Geheimnis sagen, weil das die Spannung verderben würde. Etwa in der Mitte des Buches gibt es eine Wendung, die vieles erklärt. Die Stränge werden am Ende zusammengeführt, so viel kann ich sagen. Was natürlich nicht bedeutet, dass es auf alle Fragen von damals und heute eine Antwort gibt.

Elementar ist in dem Roman die Frage, wie sich gefühlte Schuld über Generationen vererben kann. Was liegt in den Genen, was ist durch das Umfeld geprägt? Wie ist ein selbstbewusster, positiver Weg möglich, wenn einem jeden Tag vorgelebt wird, dass an der Familie Pech klebt? Was macht das mit Kindern, Enkeln, Urenkeln? Was ist mit Lügen und Geheimnissen, die man spürt, aber nicht benennen kann?

Fazit

„Du bleibst als Mensch für mich die, die du immer warst. Ich muss nur den Setzkasten etwas umräumen, in dem ich meine Vorurteile aufbewahre.“

Arne Jensen, Etwas verborgen Schönes, Heyne, Julias Worte auf Seite 494 im E-Book

Die Geschichte ist spannend, vielschichtig und tief erzählt. Sie hat mich berührt. In Summe waren mir zu viele Themen darin verstrickt. Jede hinzukommende Person schien ein weiteres Drama im Gepäck zu haben, das für einen eigenen Roman taugen würde.

Vielleicht es das Leben so, wenn man genau hinsieht? Und um Lilis Lebensgeschichte zu erzählen, geht das vielleicht gar nicht anders? Wenn Du Lust hast, Dich davon gefangen nehmen zu lassen: viel Spaß beim Lesen!

Ist das ein Roman für Dich?

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