Werbung – Rezensionsexemplar
Romy. Mädchen, die pfeifen
Mütter-Trilogie Band 3
von Felicitas Fuchs
Originalausgabe, Paperback, Klappenbroschur, 592 Seiten
ISBN 978-3-453-42644-3
Erschienen am 12. Juli 2023 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
Mütter-Trilogie
Band 1 Minna. Kopf hoch, Schultern zurück habe ich nicht gelesen. Band 2 Hanne. Die Leute gucken schon habe ich Dir im Februar 2023 empfohlen. Heute stelle ich Dir Band 3 Romy. Mädchen, die pfeifen vor.
„Bad Oeynhausen 1983: Die 23-jährige Romy arbeitet in einer Diskothek. Sie ist schon früh zu Hause ausgezogen, weil sie sich mit ihrer Mutter Hanne nie gut verstanden hat. Nach außen wirkt sie stark und selbstbewusst, doch im Innersten ist sie sehr verletzlich. Als sie die Hochzeit mit ihrer großen Liebe Falco vorbereitet, stolpert sie in den Familienpapieren über einen Namen, den sie nicht kennt, und es reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Romy macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, ohne ihrer Mutter Hanne davon zu erzählen.“
Verlagstext
Romy. Mädchen, die pfeifen
Mein Beitragstitel ist nicht ganz korrekt. Bei Kuckuckskindern wissen weder Kind noch vermeintlicher Vater, dass der Mann nicht der Erzeuger des Kindes ist. Bei Romy weiß es ihr Ziehvater, lediglich sie war darüber unwissend. Da es in dem Buch aber um die Perspektive von Romy und nicht ihres sozialen Vaters geht, finde ich den Titel dennoch passend.
Was macht es mit einem, wenn man mit Anfang 20 erfährt, dass der vermeintliche Vater nicht der biologische ist und einem das die ganze Zeit über verschwiegen wurde? Das muss gruselig sein. Ich kenne jemanden mit so einem Fall und die Person hat das enorm aus der Bahn geworfen, als zum 18. Geburtstag Post vom Jugendamt kam.
Krass ist bei dieser Trilogie, dass sie im Kern auf der wahren Familiengeschichte der Autorin basiert. Frei nach dem Motto: Sowas kann man sich nicht ausdenken.
In Band 3 steht Romy im Vordergrund. Oma Minna ist verstorben, Mutter Hanna lebt ihr Leben weiter nach der Prämisse Was sollen denn die Leute denken. Fassade ist alles. Gar nicht so einfach, die in einer Familie mit vielen Alkoholikern und Menschen mit geschäftlich schlechtem Händchen aufrecht zu halten.
Der Roman spielt zwischen 1978 und 2019 und umfasst das Ende von Romys Ausbildungszeit im Hotelgewerbe bis zu ihrem Leben als erwachsene Frau mit eigener Familie, die in die dritte Generation geht.
Auf der Innenseite des Buchs sind Fotos abgedruckt, eins davon zeigt Romy und ihre zwei Söhne. Dass sie trotz schwieriger Geld- und Partnerschaftsverhältnisse eine Familie gründet, spoilert der Verlag also selbst.
Romy ist ihr ganzes Leben damit beschäftigt, neben ihrer Mutter wachsen zu lernen. Sie kann es Hanne nie recht machen und versucht, den Kopf immer irgendwie über Wasser zu halten und sich und ihre Partner finanziell über die Runden zu bringen.
Meine Enkeltochter geht auf die Höhere Schule, als Erstes in der Familie. […] aus ihr wird mal was werden, sie wird es besser haben als unsereins.“
Felicitas Fuchs, Romy. Mädchen, die pfeifen, Heyne Verlag, Seite 13 Worte von Oma Minna über Romy
Tatsächlich wird aber wirklich was aus ihr – in dem Sinn, dass sie konsequent die Verantwortung für ihr Handeln übernimmt, nie zu früh die Hoffnung aufgibt – eher zu spät, sie beruflich einen erfolgreichen Weg geht, obwohl ihr immer wieder Schuldenberge vor die Füße gelegt werden. Romy bekommt ihre Söhne auf für damalige Zeiten ungewöhnliche Wege großgezogen und lässt sich das Leben nicht von einem Mann diktieren.
1983 erfährt Romy kurz vor der Hochzeit mit Falco über die Abstammungsurkunde, dass Otto nicht ihr Erzeuger ist. Die volle Wahrheit in Bezug auf ihren Erzeuger, wie es zu Hannes Schwangerschaft kam und was Minna mit dem ganzen Konstrukt zu tun hat, erfährt sie erst 2017. Hanna ist so gefangen in ihrem eindimensionalen Denken, dass sie das Lebensgeheimnis am liebsten mit ins Grab nehmen würde.
Dieser dritte Band hat mir richtig gut gefallen. Aus meiner Sicht lässt er sich unabhängig von den anderen beiden Bänden lesen, wenn Du nur ein Buch aus der Trilogie lesen möchtest. Ich denke, dass die zentralen Handlungsstränge auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände zu verstehen sind. Natürlich nicht in der ganzen Tiefe, aber erfassbar.
Besonders schön fand ich als Leserin, dass das Buch ab 1978 in einer Zeit spielt, an die ich mich erinnern kann und aus der ich bisher nur wenige Romane gelesen habe.