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Lesetipp: Familiensaga in 5 Bänden

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Tuchvilla-Saga
von Anne Jacobs

  1. Die Tuchvilla (2014)
  2. Die Töchter der Tuchvilla (2015)
  3. Das Erbe der Tuchvilla (2016)
  4. Rückkehr in die Tuchvilla (2020)
  5. Sturm über der Tuchvilla (geplant für 15. November 2021)

Erschienen bei blanvalet (Werbung), Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Band 1 bis 3 habe ich selbst gekauft, Band 4 (und später auch Band 5) als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten.

Achtung Spoiler!

Gar nicht so einfach, eine Saga mit fünf Bänden vorzustellen, von denen der fünfte Teil noch gar nicht erschienen ist und in denen alles, was man über die Bände nach dem ersten sagt, ein Spoiler ist, weil die Handlungen aufeinander aufbauen.

Da aber gewisse Dinge vorhersehbar sind beim Lesen, finde ich nicht schlimm zu wissen, dass die Hauptprotagonisten Paul und Marie sich bekommen und miteinander durchs Leben gehen. Und gäbe es die Villa nicht mehr, würden wohl die Bände nicht alle nach ihr benannt sein, oder?

Überblick über die Handlungen

1. Die Tuchvilla – Augsburg 1913
Die junge Marie tritt eine Anstellung als Küchenmagd in der imposanten Tuchvilla an, dem Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer. Während das Mädchen aus dem Waisenhaus seinen Platz unter den Dienstboten sucht, sehnt die Herrschaft die winterliche Ballsaison herbei, in der Katharina, die hübsche, jüngste Tochter der Melzers, in die Gesellschaft eingeführt wird. Nur Paul, der Erbe der Familie, hält sich dem Trubel fern und zieht sein Münchner Studentenleben vor – bis er Marie begegnet …

2. Die Töchter der Tuchvilla – Augsburg 1916
Die Tuchvilla, der Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer, ist in ein Lazarett verwandelt worden. Die Töchter des Hauses pflegen gemeinsam mit dem Personal die Verwundeten, während Marie, Paul Melzers junge Frau, die Leitung der Tuchfabrik übernommen hat. Da erreichen sie traurige Nachrichten: Ihr Schwager ist an der Front gefallen, ihr Ehemann in Kriegsgefangenschaft geraten. Während Marie darum kämpft, das Erbe der Familie zu erhalten und die Hoffnung an ein Wiedersehen mit Paul nicht aufzugeben, kommt der elegante Ernst von Klippstein in die Tuchvilla. Und wirft ein Auge auf Marie …

3. Das Erbe der Tuchvilla – Augsburg 1920
In der Tuchvilla blickt man voller Optimismus in die Zukunft. Paul Melzer ist aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück und übernimmt die Leitung der Tuchfabrik, um der Firma wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Seine Schwester Elisabeth zieht mit einer neuen Liebe wieder im Herrenhaus der Familie ein. Und Pauls junge Frau Marie will sich einen lang gehegten Traum erfüllen: ihr eigenes Modeatelier. Ihre Modelle haben großen Erfolg, doch es kommt immer wieder zu Streitigkeiten mit Paul – bis Marie schließlich die Tuchvilla mit den Kindern verlässt …

4. Rückkehr in die Tuchvilla – Augsburg 1930
Die Liebe zwischen Marie und Paul ist stärker denn je. Doch aufgrund Marie und Paul Melzer sind glücklich, und ihre Liebe ist stärker denn je – gekrönt von ihrem dritten Kind, dem mittlerweile vierjährigen Kurti. Doch aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise und den schweren Zeiten muss Paul um das Überleben seiner Tuchfabrik kämpfen. Als er an einer Herzmuskelentzündung erkrankt, springt Marie ein, um das Unternehmen vor dem Ruin zu retten, denn es steht nichts anderes als das Schicksal der ganzen Familie auf dem Spiel. Wichtige Entscheidungen sind zu treffen, denn auf den Schultern der Familie Melzer lasten hohe Kreditschulden. Nur, wenn jetzt alle zusammenhalten, ist ihre geliebte Tuchvilla noch zu retten. Doch auf eines können sich alle verlassen: Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten. 

5. Sturm über der Tuchvilla – Augsburg 1935

In Zeiten des Sturms muss die Familie Melzer zusammenhalten, um ihre geliebte Tuchvilla zu retten …Der Sturm, der sich über Deutschland zusammenbraut, hat auch für die Familie Melzer und ihre geliebte Tuchvilla weitreichende Konsequenzen: Maries erfolgreiches Schneideratelier steht kurz vor dem Aus, als bekannt wird, dass sie jüdischer Abstammung ist. Und auch ihr Mann Paul hat mit großen Sorgen zu kämpfen, denn die finanzielle Lage der Tuchfabrik und der wachsende Druck von Seiten der Regierung, bereiten ihm schlaflose Nächte. Als Paul eines Tages dringend geraten wird, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, muss Marie eine folgenschwere Entscheidung treffen, die ihr aller Leben für immer verändern wird …

Verlagstexte

Worum geht es wirklich?

Ich möchte nicht auf die Details der einzelnen Bände eingehen, sondern lieber stichwortartig nennen, was für mich beim Lesen die Kernthemen der Familiensaga waren. Dabei denke ich an

  • Liebe
  • Familie
  • Standesdenken
  • Konventionen
  • Emanzipation
  • gesellschaftliche Veränderungen
  • Kriegsfolgen
  • Industriellenleben mit Licht- und Schattenseiten
  • Künstlerseelen
  • Beharrlichkeit.

Die Generation um Marie, Kitty und Lisa bleibt über alle Bände im Fokus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Familien-Sagas gibt es keine Generationssprünge in der Handlung, da es keine großen Zeitsprünge gibt. Die gesamte Handlung spielt zwischen 1913 und 1935.

Die einzelnen Romane haben zwischen 600 und gut 700 Seiten. Das Schöne daran ist, dass ich auch als Schnell- und Vielleserin mal drei Tage an einem Buch zu tun hatte. Für die ersten vier Bände habe ich immerhin 16 Tage zum Lesen gebraucht.

Mir gefällt an der Saga, das die einzelnen Charaktere wachsen und sich entwickeln. Die meisten Personen gewinnen bei mir über die Jahre unter dem Strich an Sympathie hinzu. Jetzt freue ich mich auf Band 5 im November!

Ist die Tuchvilla eine Saga für Dich?


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Lesetipp: Vererbte Notlügen

Werbung – Rezensionsexemplar

Klaras Schweigen von Bettina Storks

Klaras Schweigen
von Bettina Storks

Originalausgabe
Paperback, Klappenbroschur, 400 Seiten
ISBN 978-3-453-36047-1
Erschienen am 8. März 2021 im Diana Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Freiburg im Breisgau, 2018: Nach einem Schlaganfall spricht Miriams hochbetagte Großmutter plötzlich französische Worte – eine Sprache, die sie angeblich nie gelernt hat. Miriam erkennt schnell, dass Klara weit mehr verbirgt, doch alle Nachfragen finden kein Gehör. Was genau passierte im Leben ihrer Großmutter? Warum verließ sie Freiburg und ging im Dezember 1949 überstürzt nach Konstanz? Miriams Suche nach Antworten führt sie bis in die Bretagne, immer auf der Spur eines jahrzehntelang gehüteten Familiengeheimnisses …“

Klappentext

Von Bettina Storks habe ich Dir 2019 bereits die beiden Bücher Leas Spuren (Rezensionsexemplar) und Das geheime Lächeln (Rezensionsexemplar) empfohlen. Auch in Klaras Schweigen spielt die Geschichte in zwei Ebenen und die junge Hauptprotagonistin der aktuellen Zeit taucht in ihre Familiengeschichte ein.

„Ich urteile nicht, ich mache mir ein Bild von der Urteilsfähigkeit meiner eigenen Familie.“

Miriam, Seite 47

Miriam wuchs bei ihrer Oma Klara und Opa Eduard auf, weil ihre Eltern bei einem Autounfall verstorben sind als Miriam zwei Jahre alt war. Miriam hatte nie Anlass, an ihrer Familie zu zweifeln. Durch die Recherche zu ihrer Familiengeschichte, vor allem Klaras Jugend und jungen Erwachsenenjahre betreffend, beginnt sie, an der Aufrichtigkeit ihrer Mutter und auch deren Schwester Lotte, die mit Klara heute in einem Haus in zwei verschiedenen Wohnungen lebt, zu zweifeln.

„Es geht um viel mehr. Es geht um mich. Um meine Wurzeln. Meine Identität. Die Wahrheit. Ich mache das nicht nur für meine Großmutter. Ich möchte wissen, wer ich bin.“

Miriam, Seite 87

Der Roman beginnt damit, dass Miriam ihre Oma nach dem Schlaganfall wieder in die Sprache und Erinnerung führen möchte. Schnell merkt sie aber, dass es am Ende darum geht, die eigene DNA zu finden. Zumal Klara und Lotte, vorsichtig formuliert, nicht gerade begeistert davon sind, dass Miriam alte Steine umzudrehen beginnt.

„Menschen verändern sich nicht. Sie entfalten sich bloß.“

Ronan, Seite 300

Wer Ronan ist, findest Du am besten selbst beim Lesen heraus. Diese These von ihm merke ich mir auf jeden Fall, denn genau das ist meine Erfahrung: Menschen ändern sich nicht. Mal kommen mehr diese, mal mehr jene Facetten zu Tage, aber der Kern bleibt.

Die beiden Vorgänger Leas Spuren und Das geheime Lächeln haben mich noch mehr fesselt. Bei den beiden Romanen war der geschichtliche Hintergrund noch dominanter und die Handlungen erschienen mir dichter. Das ändert aber nichts daran, dass mir Klaras Schweigen auch gefallen hat. Die Geschichte ist rund und es bleiben keine losen Enden.

Ich habe es zügig gelesen und war mit Klara in der Nachkriegszeit und Miriam 2018 gerne unterwegs. Auch wenn einige Teile beim Lesen zu ahnen waren, blieb es bis zum Ende spannend. Das Buch bekommt vier von fünf Sternen von mir.

Am 8. März 2021 sind viele Bücher erschienen, weil die Buchhandlungen wieder öffnen dürfen. Um möglichst schnell auf die Neuerscheinungen hinzuweisen und damit Autoren, Verlage und den Buchhandel maximal zu unterstützen, gibt es von mir drei Lesetipps in dieser Woche.

Ist das ein Roman für Dich?


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Lesetipp: Von Halligfrauen und Wahl-Schwestern

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Farbe des Nordwinds von Klara Jahn

Die Farbe des Nordwinds
von Klara Jahn

Hardcover mit Schutzumschlag, 400 Seiten
ISBN 978-3-453-27313-9
Erschienen am 8. März 2021 im Heyne Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Nach zwanzig Jahren kehrt Ellen zurück auf die Hallig, in die sie sich als Jugendliche verliebt hat. Nie hat sie die raue Schönheit dieser sturmumtosten Flecken im Wattenmeer vergessen, wo der Halligflieder blüht. Sie hofft, endlich hier anzukommen. Nicht alle sind begeistert von ihrer Rückkehr: Ihre ehemalige Stiefschwester Liske macht es Ellen nicht leicht, denn sie weiß noch genau, wie verlassen sie sich gefühlt hat, als Ellen damals gegangen ist. Doch so wie die kleinen Marschinseln, die regelmäßig von der Nordsee überschwemmt werden, lässt auch Ellen sich nicht unterkriegen. Diese Landschaft gibt ihr Kraft, hier will die bleiben.“

Klappentext

Der Klappentext verschweigt, dass das Buch in zwei Ebenen spielt. Die meiste Zeit spielt es im Jetzt, aber der Leser taucht immer wieder ein in das Leben auf der Hallig Ende des 18. Jahrhunderts, als die Gegend noch unter dänischer Herrschaft stand.

Die Handlung beginnt 1798 mit der Geburt von Arjen, aus dessen Lebensperspektive die damalige Zeit erzählt wird, und springt dann ins Heute mit der Anreise von Ellen auf die Hallig, die südlich von Föhr und Amrum liegt. In beiden Ebenen geht es um

  • Lebensformen und deren Wandel.
  • Halligschutz, die damit verbundenen Fragen des Deichbaus, Umweltschutz und die Folgen des Klimawandels.
  • Sturmfluten und was bei Land unter passiert.
  • Bildung, sowohl Arjen als auch Ellen sind Lehrende in der kleinen Halligschule.
  • die Rolle der Frauen auf einer Hallig.
  • Familiengeflechte.
  • den Weg zu seiner Heimat und sich selbst.

Den Roman habe ich gerne gelesen und konnte mich in das Leben auf der Hallig gut hineinversetzen, weil mir die Landschaft, die nordfriesische Mentalität, Sturm und seine Folgen an der Nordsee bekannt sind. Gedanklich war ich die ganze Zeit mit Ellen bzw. Arjen unterwegs auf der Hallig.

Wie es jemandem geht, der diese Landschaft und Naturgewalt nie erlebt hat, vermag ich nicht zu sagen. Von mir bekommt das Buch fünf Sterne. Die Geschichte hat mich berührt, teilweise amüsiert; sie ist stimmig aufgebaut, der Mix aus dem historischen und aktuellen Teil ist angenehm verteilt.

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Lesetipp: Band 2 des Romans für Frauen mit Herz fürs Kino

Werbung – Rezensionsexemplar

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast - Die Kino-Saga 2 - von Micaela Jary

Das Kino am Jungfernstieg – Der Filmpalast
Die Kino-Saga 2
von Micaela Jary

Originalausgabe
Paperback, Klappenbroschur, 400 Seiten
ISBN 978-3-442-48847-6
Erschienen am 15. Februar 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„1944: In den Babelsberger Filmstudios passiert ein Unglück mit fatalen Folgen. Sieben Jahre später: Der internationale Filmstar Thea von Middendorff kehrt zur Eröffnung der Berliner Filmfestspiele nach Deutschland zurück – jene Frau, die für das Unglück damals verantwortlich war, was sie aber zu verheimlichen wusste. Auf ihrer Spur befindet sich der britische Journalist John Fontaine, der Thea von Middendorff nun mit einem Interview kompromittiert. Das bringt wiederum die Hamburger Kinobesitzerin Lili Paal auf den Plan, die ebenfalls von der alten Geschichte weiß – und in die Fontaine hoffnungslos verliebt war…“

Klappentext

Seit ich im Januar Das Kino am Jungfernstieg Band 1 gelesen habe, war ich gespannt auf die Fortsetzung, denn zu wissen, wie es mit Lili Paal und John Fontaine weitergeht – oder auch nicht?, ließ mir keine Ruhe. Am liebsten hätte ich am Ende von Band 1 direkt weitergelesen, denn dass das nicht das Ende der Geschichte sein durfte, war klar.

Das Kino am Jungfernstieg - Die Kino-Saga 1 - von Micaela Jary

Nachdem ich Band 1 selbst gekauft habe, hatte ich nun das Glück, den zweiten Teil der Geschichte als Rezensionsexemplar direkt von der Autorin Micaela Jary zu erhalten.

Doch wie geht es denn nun weiter?

Band 2 startet mit der Wiederholung einer Schlüsselszene aus Band 1, die 1946 zu Lilis und Johns schwerer Verletzung geführt hat, als sie auf der Suche nach verschollenen Filmrollen waren. Dann beginnt die eigentliche Fortsetzung des Romans im Jahr 1951.

Lili hat einen Job, bei dem sie die Nachrichten der Wochenschau schneidet, die als Vorfilme im Kino gezeigt werden. Sie wohnt immer noch in der Rothenbaumchaussee bei der Familie ihrer Halbschwester Hilde, deren Ehemann Peter nach wie vor unseriöse Geschäfte neben seinem Job im Hotel Esplanade macht. Allerdings teilt sie sich das Zimmer inzwischen mit Albert, der aus dem Krieg heimgekehrt ist und als Musiker in ihrem ehemaligen Kino am Jungfernstieg arbeitet.

Die vorschnell am Tag seines Einzugs in den Kriegs geschlossene Ehe mit Albert läuft nicht so, wie Lili sich das wünscht. Und dann ist da ja auch noch John, den sie seit dem Unfall 1946 nicht gesehen hat und der auf einmal wieder in Hamburg auftaucht. Was wurde aus seiner Verlobten Catherine? Ist er inzwischen verheiratet?

Was ist mit den Filmrollen, die Lili und John gefunden haben, passiert? Was für Folgen hat Thea von Middendorffs Rückkehr zum deutschen Film für alle Beteiligten? Gibt es für Lili eine Chance, in ihr altes berufliches Leben als Cutterin für Kinofilme zurückzukehren und privates Glück zu finden?

Das findest Du alles am besten selbst beim Lesen heraus!

Den zweiten Teil der Geschichte habe ich als vielschichtiger empfunden als Band 1. Gefesselt hat mich der Roman ebenso: Freitagabend angefangen, Samstagnachmittag fertig gelesen. Schade, dass die Geschichte schon zu Ende erzählt ist! Ich würde mich über einen dritten Band freuen. Dieser bekommt jedenfalls fünf Sterne von mir.

Im Nachwort geht Micaela Jary darauf ein, dass sie selbst überrascht war bei der Recherche zu dem Roman, wie schlecht es der deutschen und britischen Wirtschaft 1951 noch ging. In unseren Gedanken sind die 1950er die Jahre des Wirtschaftswunders, aber das hat noch nicht zu Beginn des Jahrzehnts stattgefunden.

Im ersten Moment war ich beim Lesen irritiert von der Naivität Lilis in Geld- und Besitzdingen. Sie hat zusammen mit ihrer Halbschwester das Trümmerhaus ihrer Eltern in Winterhude, vormals ein freistehendes Einfamilienhaus, geerbt und kümmert sich überhaupt gar nicht darum, was damit passiert. Auch um das Haus am Jungfernstieg mit dem früheren Kino ihrer Eltern, in dem jetzt von Peter und Albert ein Live-Musikclub betrieben wird, kümmert sie sich nicht. Sie weiß nicht einmal, wem das Haus gehört.

Wenn man das dann aber unter den Gesichtspunkten betrachtet, dass verheiratete Frauen bis 1958 nicht einmal ein eigenes Bankkonto führen durften, bis 1977 nur mit Genehmigung des Ehemanns berufstätig sein durften und unter Adenauer steuerlich immens benachteiligt wurden, wenn sie berufstätig waren, ist Lili vermutlich schon fortschrittlich, weil sie einem Vollzeitjob nachgeht und mehr Geld als ihr Mann nach Hause bringt. Außerdem übernimmt sie die Verantwortung für ihr Leben und ordnet sich keinem Mann unter. Das ist alles andere als naiv, sondern mutig.

Hast Du Band 1 gelesen? Warst Du auch so neugierig wie ich auf den Fortgang der Geschichte?


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Lesetipp: Auf der Suche

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Erfindung der Sprache von Anja Baumheier

Die Erfindung der Sprache
von Anja Baumheier

Originalausgabe, Hardcover, 496 Seiten
ISBN 978-3-463-00023-7
Erschienen am 16. Februar 2021 bei Kindler (Werbung), Rowohlt Verlagsgruppe
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

Ein großer Roman über die Magie der Sprache, die Kraft der Gemeinschaft und eine ganz besondere Familie.

Mit dem Jungen läuft etwas nicht so, wie es soll.“ Das sagt man, als Adam erst mit zwei Jahren zu sprechen beginnt. Menschliche Beziehungen sind für ihn ein Mysterium, stattdessen schwärmt er für die Zahl Sieben. Beim Heranwachsen auf der ostfriesischen Heimatinsel wird er liebevoll von seiner Familie umsorgt, allen voran von seiner tschechischen Großmutter Leska und seinem Vater Hubert. Dieser richtet seinem Sohn im alten Leuchtturm einen Weltrückzugsort ein, der nur ihm gehört.
Doch dann bricht die Katastrophe über den bilderbuchschönen Himmel von Platteoog herein: Kurz nach Adams 13. Geburtstag verschwindet sein Vater spurlos, seine Mutter verstummt unter der Last ihrer Trauer.
Eines Tages und viele Jahre später, Adam ist Dozent für Sprachwissenschaften an einer Berliner Universität, fällt ihm ein Buch in die Hände: Die Erfindung der Sprache. Es enthält Hinweise auf seinen Vater – offenbar ist er auch aus dem Leben einer anderen Familie wortlos verschwunden. Adam begibt sich auf die Suche. Seine abenteuerliche Reise führt ihn quer durch Deutschland, nach Prag, in die Bretagne und bis ans Ende der Welt …“

Klappentext

Das Buch durfte ich als Vorabexemplar lesen, so dass die Rezension bereits heute am offiziellen Veröffentlichungstag erscheinen kann. Zum Inhalt möchte ich gar nicht viel mehr sagen, als im Klappentext steht, um Dir nicht die Spannung zu nehmen, was Adam auf seiner Reise erlebt und was er über den Verbleib seines Vaters herausfindet.

Das Buch-im-Buch Die Erfindung der Sprache, das laut Klappentext ihm in die Hände fällt, fällt laut Buchinhalt übrigens seiner Mutter in die Hand. Auf Seite 67 findest Du Details dazu, und er bestellt es sich bewusst danach in seiner Stammbuchhandlung, nachdem seine Mutter ihn darauf hingewiesen hat.

In dem Buch-im-Buch Die Erfindung der Sprache, findet sich ein Hinweis auf den verschwundenen Vater, weil eine Erfindung mit für ihn typischer Namensvergabe erwähnt wird, die er für Adam als Baby gemacht hat, bei der es darum geht, die Sprache von Babys für Erwachsene zu übersetzen.

Das bizarre Leben der Gemeinschaft auf Platteoog, die besondere Entwicklung von Adam und wie er einen Weg findet, in der Gesellschaft zurecht zu kommen, und die Liebe und tiefe Verbindung innerhalb der Familie bilden den Kern der Geschichte.

Das Lesen hat mir meistens Spaß gemacht, weil ich die Geschichte spannend fand und vor allem wissen wollte, was es mit dem Verschwinden des Vaters auf sich hat und wie Adam an der Suche nach ihm wächst. Die Teile mit der tschechischen Oma Leska fand ich etwas arg anstrengend zu lesen, weil sie ihre eigene Sprache aus Deutsch und Tschechisch entwickelt hat – in Bezug auf Wortbildung und Grammatik. Ihr Lieblingssatz ist „Ist dramatische Drama.“ Manchmal liest es sich ganz süß, in Summe war mir das zu viel. Bei den anderen Personen empfinde ich die intensiv beschreibende Sprache als fantasievoll und angenehm.

Der Roman hat 496 Seiten und ich habe einige Tage daran gelesen. Auch wenn bis zum Ende immer wieder etwas neues passiert oder altes aufgedeckt wird, hätten es für mich 100 Seiten weniger getan. Ab der Mitte zog es sich leicht, ab Seite 400 habe ich mir deutlich das Ende gewünscht.

Obwohl mir die Geschichte zu gestreckt war, mag ich dennoch eine Leseempfehlung für das Buch geben. Es bekommt von mir 4 von 5 Sternen. Es ist eine besondere Familien- und Lebensgeschichte, die vor allem eins nicht ist: vorhersehbar. Von der Autorin habe ich bereits im Oktober 2020 das Buch Kranichland gelesen, das mir ebenso gefallen hat.

Ist das ein Roman für Dich?