Warum ich 2022 immer noch keinen Sommer mag
Ich weiß, viele Leser_innen lieben den Sommer und wünschen sich, dass ich mit ihnen darüber freue, weil es in Deutschland viel weniger tolle Sommertage als Alltagsgrau gibt. Mache ich! An den Tagen, an denen ich im Sommer leide, weiß ich dann wenigstens für wen. Aber Freunde und ich werden diese Jahreszeit nicht mehr, vor allem im Hochsommer. Warum?
10 Gründe gegen den Sommer
- Es kommen ständig Viecher ins Haus, in jedem Jahr mit neuer Sortenvielfalt.
- Insektenstiche. Mich habe neulich am Wochenende beim Walken im Wald Insekten an sechs Stellen gepikst und ich weiß gar nicht, wo ich zuerst Kühlsalbe draufschmieren oder kratzen soll. Für den Walk bin ich übrigens sonntags um 7 Uhr aufgestanden, um überhaupt irgendwie tragbare Temperaturen zu haben.
- Zecken. Ich hasse Zecken. Mit dem ersten wirklich warmen Sonnenstrahl im Frühjahr, den ich an sich ja sogar noch mag, kommen sie. Mit den letzten Spätsommertagen im September gehen sie. Und jetzt, mitten im Sommer, sind sie am meisten unterwegs. Wer als Mensch mit dem Zausel und mir unterwegs ist, braucht übrigens keinen weiteren Zeckenschutz, der sind für andere wir. Die lieben uns beide.
- Man hat entweder viel zu wenig Sommerkleidung oder kommt nicht mal dazu, alles wenigstens einmal zu tragen. In keiner Jahreszeit gibt es so viel zu entscheiden, was man tragen möchte, wie man durch den Tag damit kommt, ohne morgens zu erfrieren und nachmittags zu zerschmelzen. Im Herbst und Winter ist Jeans + Kaschmir-/Wollpulli (mit oder ohne Rolli je nach Temperatur) immer eine gute Wahl. Ansonsten geht auch Jeans mit blauer Bluse immer. Das ist viel einfacher.
- Die Klimaanlage im Auto macht mir ab Stufe 2 Ohrenschmerzen nach der Fahrt und dem Zausel eine Bindehautentzündung. Mit weniger Wind um den Kopf lösen wir uns beide allerdings ganz auf … auch nicht Sinn der Sache.
- Heuschnupfen. Seit 1986. Mal mehr, mal weniger. Aber immer lästig und medikamentenreich – auf eigene Kosten natürlich dank irgendeiner Krankenkassenreform. Mehrfache Desensibilisierungsversuche waren erfolglos. Ich habe aufgegeben.
- Die Sonne verbrennt meine Haut schneller, als ich UV-Schutz denken kann.
- Ab 30 Grad bricht mein Kreislauf regelmäßig zusammen. Ab 25 Grad fühle ich mich krank, ab 30 Grad löse ich mich auf.
- Abends mit klebriger Haut auf dem Sofa zu sitzen, finde ich einfach nur unangenehm, auch wenn ein Hamman-Tuch zwischen mir und dem Sofa liegt. Ab 30 Grad dusche ich vor dem Schlafen gehen eh ein zweites Mal kurz, dann gehe ich wenigstens gekühlt ins Bett. Aber dreimal Duschen am Tag bringe nicht mal ich fertig.
- Kaum dass die Hortensien zarte farbige Blüten zeigen, hängen sie selbst im Schatten schlapp danieder, weil sie die Wärme so wenig vertragen wie ich. Für sie gilt das gleiche wie für mich: Ab 30 Grad werden sie morgens und abends gegossen und es reicht im Grunde immer noch nicht. War ich vielleicht in einem früheren Leben eine Hortensie?
Wenn ich diese Jammerliste so lese, kann ich es recht einfach zusammenfassen: Der Sommer macht, dass ich mich krank und belästigt fühle. Wer mag das schon? Ich nicht. Und falls es mal nicht heiß ist, meckern die Sommerliebhaber_innen herum. Der Sommer will einfach zu viel von einem! Eine Sache könnte mich dann allerdings doch noch zwanghaft zur Sommerliebhaberin machen: die Energiepreise und -verfügbarkeit in der kommenden Zeit …